Essen-Bergerhausen/Südostviertel. . Josef Wiederhold aus Bergerhausen ist der älteste Ehrenamtliche, der Lebensmittel für Bedürftige einsammelt und zur Ausgabestelle bringt.
Ende des Jahres wird Josef Wiederhold 90. Das hält den rüstigen Senior nicht davon ab, jeden Montag pünktlich um 7.30 Uhr mit zwei Kollegen zur Rundtour für die Essener Tafel aufzubrechen. Bis mittags ist Josef Wiederhold mit dem Transporter unterwegs, sammelt mit seinen Kollegen Lebensmittel bei insgesamt 15 Geschäften ein, die das Team bei der Ausgabestelle der Essener Tafel am Wasserturm abliefert.
Von dort aus läuft dann die Verteilung. „Früher war das anders. Da haben wir auch Lebensmittel gesammelt, sie aber auf der gleichen Tour auch bei Kindergärten, Schulen oder anderen Einrichtungen abgeliefert“, blickt Wiederhold zurück. Damals dauerte der ehrenamtliche Einsatz oft bis in den späten Nachmittag, heute sei er meist schon mittags beendet. Anstrengend sei die Tour aber doch, auch wenn die jüngeren Kollegen Dieter Fassbender und Rudolf Söhnchen in der Regel die Kisten mit den Lebensmitteln vom Wagen hieven.
„Neulich waren wir mal nur zu zweit, da waren wir am Ende der Tour ganz schön erschöpft“, sagt der 89-Jährige und lacht. Eigentlich macht ihm der Job nach wie vor Spaß, auch wenn er schon seit 20 Jahren dabei ist und schon mit 80 aufhören wollte. „Irgendwie muss man sich sozial engagieren“, sagt er. Und hier sei der Einsatz dringend notwendig: Die Schlangen an der Lebensmittelausgabe würden immer länger und im Prinzip sei es traurig, dass eine solche Einrichtung in Deutschland überhaupt notwendig sei.
Auch in der Gemeinde ist der Senior aktiv
Seit vielen Jahren lebt Josef Wiederhold in Bergerhausen, engagiert sich in der dortigen Kirchengemeinde St. Hubertus und Raphael. „Er kümmert sich ums Grün und um die Krippe – und backt jedes Jahr vor Weihnachten 50 Kilo Spritzgebäck für die Gemeinde. Außerdem geht er Karneval in die Bütt“, verrät sein Mitfahrer Rudolf Söhnchen. Seine Fitness verdankt Josef Wiederhold seiner sportlichen Leidenschaft. Seit vielen Jahren läuft er, trifft sich bis heute mit den Sportkameraden an der Schillerwiese. „Inzwischen mache ich Nordic Walking, weil ich mit 80 Jahren schwer gestürzt bin“, sagt der Senior, bei dem immer noch dreimal wöchentlich Sport auf dem Programm steht.
„Über einen Sportkollegen bin ich damals auch zur Tafel gekommen. Er hat mich mitgenommen und ich bin geblieben“, sagt Wiederhold, der in Steele geboren wurde – als das noch nicht zu Essen gehörte, wie er betont. Steele ist er immer noch verbunden, nicht nur, weil die Tafeltour auch durch diesen Stadtteil führt. „Wir haben 1960 geheiratet und in Bergerhausen eine Wohnung bekommen“, sagt Wiederhold, der drei erwachsene Söhne hat und sich heute auch um die Enkel kümmert.
Als Rentner hat der Bergerhauser keine Langeweile
Als Prokurist einer Wohnungsgesellschaft war er früher für Buchhaltung und Personalwesen zuständig, seit 1992 ist er in Rente – Langeweile kennt er aber nicht. „Meine Frau ist auch viel unterwegs, das passt schon“, sagt der 89-Jährige, der die Fahrten gern fortsetzen will, solange es seine Gesundheit zulässt. Mit den beiden Kollegen bilde er ein eingespieltes Team, werde von ihnen für die Tour zu Supermärkten, Discountern und Bäckereien abgeholt. „Früher waren die Autos noch kleiner, da bin ich auch noch selbst gefahren“, sagt der älteste Tafel-Helfer.
Die Essener Tafel wurde 1995 gegründet. Sie ist im Wasserturm an der Steeler Straße 137 ansässig. Derzeit sind etwa 120 Ehrenamtliche für die Tafel aktiv, die wöchentlich rund 6000 Bürger mit Lebensmittelspenden versorgt und zudem etwa 100 soziale Einrichtungen beliefert.