Essen-Rellinghausen. . Bezirksvertreter kritisieren das Vorhaben der Stadt, den Flächennutzungsplan zu ändern. Ruhrverband würde einen Teil seines Geländes verkaufen.

Die Politiker der Bezirksvertretung II sprechen sich gegen eine Änderung des regionalen Flächennutzungsplans für die Straße St. Annental in Rellinghausen aus. Dort würde die Stadt gern Gewerbe ansiedeln. Das Areal sei ein Ort der Geschichte und der Erholung. Dies ist Tenor eines Schreibens, das die SPD in die vergangene Sitzung der Bezirksvertretung einbrachte.

„Die Stadt hätte sich den ganzen Aufwand sparen können, denn weder Ruhrverband noch Kirche werden doch ihre Grundstücke im Annental verkaufen“, so die Meinung von Heiner Schulte-Geldermann, CDU-Fraktionsvorsitzender in der BV II. Im Sommer war bekannt geworden, dass die Stadt an der Straße St. Annental neue Gewerbeflächen ausweisen möchte, die man dringend benötige. Deshalb soll für das rund 2,9 Hektar große Areal ein entsprechender Bebauungsplan aufgestellt werden.

Hinter der Annenkapelle sind die sogenannten Fauleier zu erkennen.
Hinter der Annenkapelle sind die sogenannten Fauleier zu erkennen. © Stefan Arend

Das kleine Museum der Wasserwirtschaft, das der Ruhrverband im Annental betreibt, werde auf jeden Fall bleiben, versichert Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbandes. „Allerdings gibt es hinter dem Museum Richtung Eisenbahnviadukt ein Gelände, das nach dem Rückbau der dortigen Kläranlage nicht mehr betriebsnotwendig ist. Von dem würden wir uns trennen, wenn wir es entsprechend veräußern könnten“, so Rüdel.

Erscheinungsbild der Kapelle soll erhalten bleiben

Die historische Annenkapelle – im vergangenen Jahr feierte die Gemeinde St. Lambertus 500 Jahre Annenfest – werde natürlich erhalten bleiben, erklärt Ferdinand Lütke Daldrup, Verwaltungsleiter von St. Lambertus. Seitens des Denkmalamtes werde man auch darauf achten, dass das gesamte Erscheinungsbild der Annenkapelle in ihrem Umfeld erhalten bleibe. „Es sollen keine großen Hallen oder ähnliches direkt an die Grundstücksgrenze gesetzt werden“, so Lütke Daldrup. Die Grünfläche rund um die Kapelle würde auch für die Prozessionen und Gottesdienste genutzt. „Wir verkaufen kein Gelände und sind auch nicht dafür, im Annental Gewerbeflächen einzurichten“, so der Verwaltungsleiter. Die Unterführung zur Frankenstraße sei für große Lkw schwierig zu passieren. „Da muss man auch bedenken, dass das viel mehr Lkw-Verkehr auf der Rellinghauser und Eisenbahnstraße bedeuten würde.“

CDU-Politiker Schulte-Geldermann verweist auf die historische Bedeutung des Geländes. Die Kläranlage sei richtungsweisend in Sachen Abwasserbehandlung gewesen. 1925 hatte dort die erste Kläranlage auf dem europäischen Kontinent ihren Betrieb aufgenommen, die nach einem Verfahren arbeitete, das heute Standard ist. Die Anlage wurde 2005 stillgelegt und teilweise zurückgebaut. Der historische Kern sei noch erhalten, heißt es in dem SPD-Papier.

Schulte-Geldermann geht davon aus, dass auch der zuständige Stadtplanungsausschuss im kommenden Jahr noch Informationsbedarf zu dem Thema habe.

Beteiligte sollen sich zum Austausch vor Ort treffen

Ein weiteres Argument gegen die Ansiedlung von Gewerbe im Annental führt die SPD in ihrem Schreiben an: „Das Annental durchfließt der Rellinghauser Mühlenbach. Er benötigt für auftretende Überschwemmungen entsprechende Freiflächen“, heißt es in dem Papier.

Laut Stadtsprecherin Silke Lenz werde es einen gemeinsamen Termin mit dem Planungsamt und Bezirksvertretern vor Ort geben, um alle Ansprüche zu diskutieren. Für die heutige Ratssitzung, in der ursprünglich bereits eine Entscheidung erfolgen sollte, sei der Tagesordnungspunkt St. Annental/Oberstraße abgesetzt worden.