Essen-Rellinghausen. . Rellinghauser Bürgerinitiative kämpft erfolgreich für die Verlegung von Glasfaserkabel. In Essen sind 10 000 Bürger von dem Problem betroffen.

Mike Schäfer und seine Nachbarn wohnen idyllisch am Rand des Schellenberger Waldes, in der Nähe vom Schloss Schellenberg. Die ruhige Lage hat auch Nachteile. Die Anwohner ärgern sich über eine extrem langsame Internetverbindung. Ein Problem, das sie mit rund 10 000 Einwohnern in ländlichen Gebieten Essens teilen. Die Rellinghauser wurden aktiv, gründeten eine Bürgerinitiative und sammelten 120 Unterschriften, die sie im Sommer 2016 dem Breitbandkoordinator der Stadt überreichten. Mit Erfolg: Inzwischen habe sich Anbieter Unitymedia bereiterklärt, das erforderliche Kabel zu verlegen.

Im Herbst sollen die Arbeiten beginnen. „Man hat uns versprochen, dass wir Ostern 2018 schnelles Internet haben“, freut sich Mike Schäfer (49). Bisher erreiche er oft nur zwei Mbit pro Sekunde, während der Standard inzwischen bei 30 bis 50 Mbit pro Sekunde liege. „Wenn man ein Bild aufruft, baut es sich Zeile für Zeile ganz langsam auf. Videos funktionieren gar nicht“, beschreibt Mike Schäfer die aktuelle Situation.

Glasfaserkabel soll den Bürgern zu schnellerem Internet verhelfen.
Glasfaserkabel soll den Bürgern zu schnellerem Internet verhelfen. © EWG

Uwe Breder, seit einem Jahr städtischer Breitbandkoordinator, freut sich über den Erfolg der Bürgerinitiative. „Wir sind immer gern bereit, uns in Sachen schnelleres Internet für die Belange der Bürger und natürlich der Firmen einzusetzen“, sagt Breder. Weil schnelles Internet zunehmend ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmen sei, die sich in Essen ansiedeln wollen, sei seine Stelle bei der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG) angesiedelt.

Der Aufwand muss sich für die Firmen lohnen

Mike Schäfer jedenfalls ist froh, dass Besserung in Sicht ist. Er besitzt in Essen zwei Fahrschulen und nutzt das Internet zu Hause auch beruflich. Seit acht Jahren lebt er an der Viereichenhöhe, behilft sich aktuell mit einem Hybrid-Router, damit das Internet wenigstens einigermaßen läuft. Vom langsamen Internet betroffen seien auch die Straßen Renteilichtung, Kantorie und Alte Eichen im Bereich Schellenberger Wald, zudem der nahe gelegene Bereich Rellinghausen-Süd.

Nachdem Koordinator Uwe Breder mit verschiedenen Anbietern Kontakt aufgenommen und für Breitbandausbau in diesem Bereich geworben hatte, hatten am Ende die Gespräche mit Unitymedia Erfolg. „Allerdings war die Firma nur bereit, das Kabel zu verlegen, wenn 40 Prozent der Haushalte in dem Bereich einen Vertrag mit ihnen unterzeichnen“, so Breder. Das sei verständlich, denn der Aufwand müsse sich für den Anbieter ja unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten lohnen.

Anmeldefrist wird bis Ende September verlängert

Während am Schellenberger Wald 40 Prozent der rund 400 betroffenen Familien bereits zugestimmt hätten und so der Netz-Ausbau sichergestellt sei, fehlten im Gebiet Rellinghausen-Süd noch Bürger, um die 40-Prozent-Quote zu erfüllen. „Die Anmeldefrist ist bis Ende September verlängert worden, die Leute können sich also noch dazu entschließen“, sagt Breder und hofft, dass das Thema Breitbandausbau auch für Rellinghausen-Süd ein gutes Ende nimmt.

Dann seien durch das Glasfaserkabel sogar bis zu 400 Mbit pro Sekunde möglich. „Damit sind die Anwohner hier für die digitale Zukunft aufgestellt“, sagt Brede. Nach dem Ausbau könne der Vater auf einem hochmodernen Gerät fernsehen, die Mutter im Internet shoppen und gleichzeitig die Kinder mit der Konsole spielen.

Fördermittel für den Breitbandausbau stehen bereit

Das Glasfaserkabel habe einen Durchmesser von etwa zwei Zentimetern, werde rund 60 Zentimeter unter dem Bürgersteig verlegt und an die Häuser angeschlossen. Dafür würden Leerrohre genutzt.

„Ich finde es toll, dass das Bürgerengagement in diesem Fall zum Erfolg geführt hat“, sagt Breder. In Kettwig und Heidhausen seien ähnliche Bemühungen allerdings erfolglos verlaufen. Dort gebe es nur wenige Anwohner, so dass sich die Kabelverlegung für die Anbieter nicht lohne. „Da können wir zum Glück jetzt auf Fördergelder für den Breitbandausbau von Bund und Land zurückgreifen“, erklärt der Koordinator.