Essen-Rellinghausen. . Der Umweltausschuss beschäftigte sich mit dem Naturdenkmal, kann die Fällung aber nicht verhindern. Ein Umweltverband fordert Untersuchungen.

Die Politiker im Umweltausschuss haben die Fällung der 100 Jahre alten Linde am Rathaus Rellinghausen hitzig diskutiert. Überraschend war der Tagesordnungspunkt in den nicht öffentlichen Teil verbannt worden. Offiziell, weil das Rechtsamt den Fall zurzeit noch prüfe, wie Stadtsprecherin Silke Lenz mitteilte.

Hinter vorgehaltener Hand aber vermuten einige Mitglieder aus dem Umweltausschuss, dass weitere Schlagzeilen über die Fällung des Naturdenkmals vermieden werden sollten. Die stadteigene Gesellschaft für Soziale Dienste (GSE) hatte bei der umfangreichen Sanierung des Rellinghauser Rathauses eine Terrasse angebaut und dadurch das Wurzelwerk der Linde geschädigt.

Wer genau dafür die Verantwortung trägt, ist unklar. Sowohl Stadt als auch GSE hatten sich zuletzt gegenseitig den schwarzen Peter zugeschoben. Bürger und Umweltschützer kritisieren den unsensiblen Umgang mit Fällungen – ausgerechnet im Jahr der Grünen Hauptstadt.

Mehrere Bäume als Ersatz

Hans Peter Huch, Vorsitzender des Umweltausschusses, will sich mit Verweis auf die laufenden Gespräche nicht im Detail äußern. Er bestätigte jedoch, dass eine Fällung wohl nicht zu vermeiden ist: „Da die Standsicherheit des Baumes nicht gewährleistet werden kann, ist die Sicherheit der Menschen wichtiger.“

Er hoffe jedoch, dass die Stadt aus dem Fall Lehren ziehe und künftig genauer prüfe, ob und wie Bäume durch Bauvorhaben beschädigt werden könnten. Huch: „Wir können 750 Bäume in der Heisinger Aue pflanzen, aber ein solcher Vorfall macht viele dieser Bemühungen kaputt.“ Der Umweltausschuss werde sich dafür einsetzen, dass als Ersatz mehrere Bäume am Rathaus Rellinghausen gepflanzt werden.

BUND hofft auf weitere Prüfung des Baumes

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) zweifelt weiter daran, dass die Linde unbedingt gefällt werden muss. In der Stellungnahme eines vom BUND angefragten Gutachters heißt es, dass an der Linde nichts darauf hinweist, dass sie abstirbt oder bald umkippt.

Aufschluss könnte eine so genannte Zugprobe geben, erklärt der Baumsachverständige Michael Birke: „Obwohl die Starkwurzel gekappt wurde, kann es sein, dass die übrigen Wurzeln stark genug sind, den Baum zu halten. Das ist bei Linden nicht selten.“ Der BUND kritisiert nun, dass die Stadt eine solche Zugprobe überhaupt nicht beauftragt hat. Für den BUND ist das Thema noch nicht vom Tisch: Der Umweltverband prüft, welche weiteren Schritte er unternimmt.