Essener Süden. Im Walpurgistal laufen die Arbeiten seit 2008, teils wird bereits Abwasser eingeleitet. Nun können die Wohnbauprojekte im Umfeld früher starten.
Gute Nachricht für alle Investoren, die in Rüttenscheid und Umgebung Neubauten planen, deren Baubeginn von einer gesicherten Entwässerung abhängt: Die Mammutbaustelle der Stadtwerke, die im Walpurgistal neue Abwasserrohre verlegen, geht schneller voran als erwartet.
„Wir konnten in den bisherigen Bauphasen schon rund acht Monate einsparen“, erklärt Bauleiterin Melanie Odenthal. Der schnelle Baufortschritt wird auch die Anwohner freuen, die seit Jahren durch die Baustelle belastet sind.
Drei Faktoren seien für die Zeitersparnis ausschlaggebend gewesen, erläuterte die Bauleiterin beim Ortstermin mit Baudezernentin Simone Raskob: die Leistungsstärke der beauftragten Firmen, die Auswahl der Verfahren und die innovative Vortriebstechnik, mit der man das Großprojekt angegangen sei.
Zwei von vier Eintrittsstellen des Abwassers seien jetzt bereits ein halbes Jahr früher als geplant an den neuen, deutlich größeren Hauptsammler angeschlossen worden. Der dritte Anschluss im Bereich Gönterstraße erfolge im Sommer. Auch ein Großteil der Renaturierungsarbeiten im Walpurgistal sei bereits erledigt.
Noch ist ein ungenutztes Rohrstück begehbar
„Auf die städtebauliche Entwicklung im Essener Süden wird sich der schnellere Verlauf der Baustelle positiv auswirken“, betont Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun. Komplett fertig gestellt werde das derzeit größte Abwasserprojekt in Essen, das rund 20 Millionen Euro kostet, voraussichtlich im ersten Quartal 2018.
Durch den rund 2,5 Kilometer langen neuen Abwasserkanal, der teils einen Durchmesser von 3,60 Meter hat, können bis zu 40 000 Liter Wasser pro Sekunde fließen, erklärt die Bauleiterin. „Wenn es weiter so gut läuft, werden bis Sommer die Bauwerke und Anschlüsse komplett erstellt sein, und wir können uns den Restarbeiten, wie Verfüllung, Dämmung und Renaturierung des Bachlaufs widmen“, so Melanie Odenthal.
Profitiert habe man zeitlich von der Tatsache, dass es 2015 nur vier Starkregen-Ereignisse gegeben habe. In diesen Fällen habe der provisorische Kanal die Wassermengen nicht aufnehmen können und die Bewohner hätten ihre Häuser verlassen müssen. Solche Unannehmlichkeiten werden für die Anlieger bald Geschichte sein, ebenso wie Geruchsbelästigung durch Fäkalien und Toilettenpapier in den Büschen.
Der Schacht hat die Höhe eines größeren Hauses
Aktuell wird laut Bauleiter Zia Omar ein sogenannter Wirbelfallschacht errichtet, ein mächtiges Bauwerk in Höhe eines vier- bis fünfstöckigen Hauses. Über den Schacht werde das Abwasser später kontrolliert nach unten geleitet. Zu überbrücken sei dabei eine Höhendifferenz von 8,5 Metern. Das Abwasser werde über einen spiralförmigen Einlaufwirbel abwärts geführt. Würde man das Abwasser über diese Höhe wie einen Wasserfall nach unten stürzen lassen, würde dies auf Dauer das Bauwerk stark beschädigen. Die jetzt gewählte Bauart verhindere das.
Noch kann man bei trockenem Wetter das noch nicht benutzte Teilstück des Hauptrohres begehen. An den zwei bereits angeschlossenen Eintrittsstellen des Abwassers ist jedoch bereits der mächtige Wasserstrom zu sehen, zu hören — und zu riechen.
Ein neuer Spielplatz entsteht als Ersatz
Der Spielplatz, der zwischenzeitlich als Lagerstelle benutzt wurde, ist inzwischen eine Rasenfläche. Dort entsteht später ein neuer Spielplatz. Die Bagger haben auf der Baustelle rund 70 000 Kubikmeter Erde bewegt. Der Abwasserkanal besteht aus 1000 Rohrstücken. Diese Stücke wiegen rund 15 750 Tonnen. In das Einlaufbauwerk an der Gönterstraße passen fast 5000 Badewannen Wasser. Der erste Bauabschnitt begann 2008, ab 2015 wurde der provisorische Kanal verlegt.