Essen-Rüttenscheid. Betreiber der Cafés auf der Rü freuen sich über gut besuchte Außengastronomie. Die Gäste sehen die Temperaturen mit gemischten Gefühlen.

Wer am Montagmittag über die Rüttenscheider Straße schlenderte, dem kamen wohl eher die Osterfeiertage als der bevorstehende Jahreswechsel in den Sinn: Viele Menschen mit Sonnenbrillen – teilweise sogar in T-Shirts – bevölkerten die Straßencafés entlang der Rü. Deren Betreiber können sich dieser Tage ganz sicher zu den Gewinnern des wärmsten Dezembers aller Zeiten zählen.

„Die Plätze draußen sind heiß begehrt. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass das um diese Jahreszeit jemals so war“, sagt etwa Silvio Bauksch, einer der Geschäftsführer der beiden Cafés Miamamia. Gleichwohl bleibe die Außengastronomie im Christinenpark noch bis März geschlossen: „Der Winter kommt ganz bestimmt und wir haben unser gesamtes Mobiliar bereits Ende Oktober eingemottet.“

Zwischen Freibad und Schneewunsch hin und her gerissen

Der kleine Park war dennoch sehr gut besucht: Viele junge Familien mit Kindern nutzten die Sonnenstrahlen für einen Spielplatzbesuch. Darunter etwa Nadine Puderbach-Rose (38) und Sabine Brockschnieder (43). „Auf der einen Seite macht mir diese Entwicklung Angst, da ich denke, dass wir den Klimawandel künftig noch mehr spüren werden. Andererseits war ich nie eine große Winterfreundin und freue mich über die milden Temperaturen“, sagt Sabine Brockschnieder. Ihre junge Begleiterin Julia Bachmann (6) ist angesichts der Temperaturen hin und her gerissen. „Ich würde gern ins Freibad, aber Schnee wäre auch schön!“, sagte sie.

Und auch bei der älteren Generation kommt die Extraportion Sonne zum Jahresende gut an: „Irgendwo ist das ja nicht normal. Aber wenn ich an die Alternative aus Schneematsch und tristem Grau denke, da ist mir dieses Wetter schon lieber. Meine Schwägerin lebt an der Costa Blanca in Spanien, da ist es gerade kälter als bei uns“, schüttelt Christa Schumacher (80) ungläubig den Kopf. Gemeinsam mit Freundin Doris Droll (82) ließ sie sich gestern einen Kaffee auf der Terrasse des Cafés Extrablatt schmecken. Beide Damen können sich an ein solch warmes Jahresende nicht erinnern: „Ich finde es bezaubernd, dass der Winter nun nicht so lange dauert und man schön bummeln und draußen sitzen kann“, sagte Doris Droll.

Die Eisdielen haben geschlossen

Wer die ungewohnten Frühlingsgefühle mitten im Winter mit einem Eis krönen wollte, wurde indes enttäuscht: Vom Gioia am Rüttenscheider Stern, über die Eiscafés Kemmerling und Möhrchen bis hin zum Sorrellis sind alle Rüttenscheider Eisdielen-Betreiber ungeachtet der warmen Temperaturen in den Winterferien und haben ihre Läden mindestens bis Anfang Januar geschlossen.

Eine Alternative schlägt Annette Laskowski aus Burgaltendorf vor, die gestern mit Tochter Anna und Freundin Martina Lachmann die Sonnenstrahlen auf der Rü genoss: „Bei uns gibt es Überlegungen, an Silvester den Grill anzumachen.“