Essen-Rüttenscheid. Vor vier Jahren kam Nick Smith aus dem sonnigen Fresno ins Ruhrgebiet. Wollte er Englischlehrer werden, ist er nun Gastronom – und will bleiben.
Vor vier Jahren kam Nick Smith vom sonnigen Kalifornien ins vergleichsweise trübe Ruhrgebiet. Als Englischlehrer wollte der 28-Jährige eine Zeit lang Auslandserfahrungen in Deutschland sammeln. Doch nun hat er in Rüttenscheid Wurzeln geschlagen und ist sogar unter die Gastronomen gegangen: Mit „Gringos“ hat er ein kleines Restaurant eröffnet, das den Essenern die Küche seiner Heimat schmackhaft machen soll.
Das kleine Lokal an der Cäsarstraße, Ecke Goethestraße, wo vorher noch ein französisches Café residierte, ist kaum wiederzuerkennen. Die modernen Holzmöbel und die lange Theke, hinter der Nick Smith und sein Team die Burger und Tacos frisch brutzeln, lassen das Lokal wie einen Szene-Imbiss erscheinen. Szene-Imbiss? Das gefällt Smith. „Ich denke, so etwas passt gut hier hin“, findet er – überzeugt, mit diesem Lokal jetzt richtig in seiner neuen Heimat angekommen zu sein.
Crash-Kurs in Sachen Tacos
„Ursprünglich wollte ich eine eigene Sprachschule gründen“, so Smith „doch mein Großvater hat mir davon abgeraten. „Die Idee, ein Restaurant zu gründen, trage ich allerdings auch schon einige Jahre mit mir herum.“ Dabei hatte er bislang kaum Erfahrung im gastronomischen Bereich. „Ich habe einige Zeit freiwillig in meinem mexikanischen Lieblingsrestaurant in meiner Heimat ein Praktikum absolviert“, sagt er.
Dabei habe er vor allem einen Crash-Kurs in Sachen Tacos bekommen: Diese bilden in Smiths Lokal „Gringos“ neben Burgern den zweiten Schwerpunkt. Mit den Tacos, die man hierzulande aus mexikanischen Restaurants kennt, haben seine kleinen runden Maistortillas mit Fleisch, Salat und Gemüse allerdings wenig zu tun, versichert er: Dies fange schon bei der Größe an, denn in Mexiko und Kalifornien seien die Tacos nur Häppchen. Folglich sollte man sie eigentlich mit der Hand essen. „Dass man sich dabei einsaut, ist völlig normal“, sagt er und lacht.
Freundeskreis hilft mit
Doch nicht nur in kulinarischer Hinsicht und vom Wetter her unterscheidet sich seine alte Heimat von der neuen. „In Kalifornien ist alles so weit weg voneinander, dass man nur mit dem Auto unterwegs ist“, sagt er. „Wenn man um 22.30 Uhr auf die Idee kommt, mit einem Freund ein Bier zu trinken, ist die einzige Möglichkeit, zu einem Supermarkt zu fahren – und auch die sind meist meilenweit entfernt.“ In Rüttenscheid dagegen, wo er jetzt lebt, sei die nächste Bar schnell zu Fuß erreichbar. „Das ist toll.“ Außerdem lobt er das öffentliche Verkehrssystem in Essen. Alteingesessene mag das erstaunen. Dafür sei man in Deutschland vor ein Problem gestellt, wenn man am Sonntag merkt, dass der Kühlschrank leer ist: „In den USA haben die Geschäfte sonntags geöffnet wie an jedem anderen Tag auch.“
Offizielle Eröffnung am Samstag
Auch, wenn das Gringos an der Cäsarstraße 16 schon seit September Speisen und Getränke anbietet, feiert es am Samstag, 24. Oktober, ab 12 Uhr die offizielle Eröffnung.
Öffnungszeiten: Di-Do 12-15 Uhr und 17-21 Uhr, Fr-Sa 12-22 Uhr, So: 12-21 Uhr. Weitere Informationen gibt es auch hier.
Dass er nun in Essen Wurzeln geschlagen hat, liege vor allem an seinem Freundeskreis, den er sich hier aufgebaut hat. „Die sorgen wirklich dafür, dass ich mich hier zu Hause fühle.“ Zwei seiner Freunde arbeiten nun mit ihm im Gringos. „Ich habe ein tolles Team, auf das ich mich verlassen kann“, freut er sich. Dies sei besonders wichtig, denn zwei Monate im Jahr will er dennoch in seiner kalifornischen Heimatstadt Fresno verbringen. „Zum Erntedankfest will ich auf jeden Fall wieder hin“, sagt er. „das ist bei uns das wichtigste Familienfest.“ Nicht zuletzt deshalb denkt er daran, zu dieser Zeit im Gringos auch einen Truthahnburger anzubieten. Ein bisschen alte Heimat sollte man sich auch in der neuen Wirkungsstätte gönnen.