Essen-Bredeney. . Bis zum 30. August lädt Anne Kampschulte in ihr Elternhaus ein: Das Denkmal erzählt ebenso viele spannende Geschichten wie die 100 Kunstwerke.

Wie ein steinernes Begrüßungskomitee empfangen den Besucher die beiden Hermenstelen der Villa Kampschulte an der Graf-Bernadotte-Straße. Professor Enseling, der auch den Jünglingsbrunnen im Museum Folkwang entwarf, zeichnet für die beiden Hüter am Eingang verantwortlich. Und auch die Architekten der Villa sind in der Historie des Städtebaus keine Unbekannten: Eggeling und Schäfer gelang damals ein für ihre Zeit moderner Bau im Art-déco-Stil. Das 1989 unter Denkmalschutz gestellte Backsteingebäude ist zwar in die Jahre gekommen und durch Bergbauschäden leicht in Schräglage geraten – von ihrer Anziehungskraft aber hat die Villa, die den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschädigt überstanden hat, nichts eingebüßt.

Anne Kampschulte, die als frei schaffende Künstlerin seit 1992 in Spanien lebt, machte Teile ihres geschichtsträchtigen Elternhauses 2013 zum ersten Mal im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich. Sie ist eine Enkelin des 1964 verstorbenen Politikers Hugo Rosendahl, der nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 von den amerikanischen Truppen zum Essener Oberbürgermeister ernannt wurde und später das Amt des Oberstadtdirektors übernahm (siehe Info). 1933 kaufte Rosendahl die Villa.

Bilder im verwunschenen Garten

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„Die Idee war, dieses Haus gemeinsam mit weiteren Künstlern einmal im Jahr neu zu beleben. Die Kunst verbindet sich mit der zukunftsweisenden Architektur der 1920er-Jahre“, sagt Anne Kampschulte. Bei der am Freitag eröffneten Ausstellung „Amid Summernight Dreams – Inmitten von Sommernachtsträumen“ sind so neben Kampschultes Steinskulpturen auch Bilder der Künstlerin Nancy E. Watt sowie Fotografien und Drucke des Architekten und Fotografen Hans-Peter Zündorf zu sehen.

Präsentiert werden die rund 100 Werke sowohl in dem verwunschenen Garten, der einen Blick in den Krupp-Wald gewährt, als auch im Untergeschoss der Villa. „Random, Anarchy & Eros“ ist der Subtitel der Ausstellung, die entsprechend zufällig angeordnet ist und nicht nur der Kulisse wegen Romantik versprüht. So werden bewusst ent- und verhüllte Körper in Szene gesetzt, kann der Besucher in Bäumen und Gebäudewinkeln einige Skulpturen entdecken und verändert sich je nach Lichteinfall in dem dicht umwaldeten Garten die Betrachtungsweise.

Grundsätzlich sei jeder eingeladen, „der eine neue Erfahrung machen will“, sagt Kampschulte. Vor allem in der Nachbarschaft sei die Aktion in den vergangenen Jahren gut angekommen, „das ist eine schöne Gelegenheit zum Austausch“, findet die Bildhauerin, die einige musikalische Überraschungen angekündigt hat. Genau geplant sei aber nichts – schließlich sei der Ausstellungs-Subtitel „Random“, was übersetzt so viel wie zufällig bedeutet, eben nicht zufällig gewählt.

Die Ausstellung in der Villa Kampschulte, Graf-Bernadotte-Straße 15, ist am Freitag ab 18 Uhr, Samstag von 15 bis 20 Uhr, am Sonntag von 11 bis 20 Uhr und vom 24. bis 30. August jeweils täglich von 17 bis 20 Uhr geöffnet.