Essen-Rüttenscheid. Rainer Neumann führt das Restaurant seit über 40 Jahren. Dass die Parkverwaltung ab 2016 andere Pläne hat, hält er für einen Fehler.
Rainer Neumann holt ein dickes Album aus dem Schrank, klappt es auf und zeigt auf ein Foto. „Hier, das war 1972 bei der Eröffnung. Hab’ mich kaum verändert, oder?“, fragt er und lacht. Am 1. April 1972 öffnete das „Landhaus im Grugapark“ erstmals seine Pforten. Ende des Jahres, 44 Jahre nach der Eröffnung, wird das Restaurant und Café schließen. Die Parkverwaltung hat andere Pläne mit den Räumlichkeiten.
Neumann, dessen Pachtvertrag zum Jahresende ausläuft, verlässt sein Lokal mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie er erklärt: „Ich hab schon seit ein, zwei Jahren überlegt, in den Ruhestand zu gehen. Andererseits hätte ich das Restaurant gerne an einen Jüngeren übergeben.“ Interessenten habe es gegeben.
Der 68-Jährige blickt auf eine lange Karriere in der Gastronomie zurück. Im Alter von 14 Jahren begann er eine Konditorlehre, obwohl sein Ziel schon damals der Kochberuf war: „Der Mann von der Arbeitsvermittlung, ja, so etwas gab es früher auch, traute mir den Stress in der Küche noch nicht zu. Es war aber zu der Zeit ein normaler Weg, erst Konditor zu werden und dann Koch.“
Nachdem er beide Ausbildungen abgeschlossen hatte, zog es ihn ins Ausland. Zweieinhalb Jahre arbeitete er in der Schweiz, danach ein Jahr auf einem niederländischen Schiff, das Kreuzfahrten von New York in die Karibik unternahm. Zurück in Essen ergab sich dann die Möglichkeit, das Café an der Rollschuhbahn im Grugapark zu übernehmen. Gemeinsam mit seiner Frau und einer Kellnerin startete er den Betrieb. Inzwischen hat er neun Mitarbeiter.
"Der Betrieb läuft gut"
Von sich aus habe er in den 44 Jahren nie an eine Schließung des Landhauses gedacht, sagt Neumann, der auch nichts von den entsprechenden Plänen hält. „Wir haben doch sonst kein gastronomisches Angebot mehr im Park, wo sich die Leute in Ruhe hinsetzen können. Vor allem für ältere Menschen ist das hier doch ideal“, ist Neumann überzeugt.
Nahe beim Parkplatz, barrierefrei zu erreichen, schön gelegen im Grünen – Eigenschaften, die auch andere Interessenten auf den Plan rufen. „Kur vor Ort“ könnte beispielsweise mit der Reha-Abteilung in die Räumlichkeiten einziehen, da der bisher angemietete Parkplatz P7 durch den Umbau der Messe Essen in einem Jahr nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Zudem müsste der städtische Eigenbetrieb Grün und Gruga für einen Verbleib der Gastronomie im Landhaus einem Gutachten zufolge bis zu 500.000 Euro investieren. Dieser Einschätzung widerspricht Neumann: „Der Betrieb läuft doch momentan gut. Man kann natürlich immer etwas renovieren, aber in diesem Umfang ist das nicht nötig.“
Dass er die Entscheidung über die Schließung nicht mehr ändern kann, weiß der erfahrene Gastronom. Er habe auch schon Pläne, wie er seine Zeit ab 2016 verbringen werde. „Ich habe einen Hof in Sachsen-Anhalt. Der liegt auch im Grünen, da kann ich dann mal ein bisschen länger bleiben, als es bisher möglich war“, sagt er, mit zwei lachenden Augen.