Essen-Rüttenscheid.. Beim Neujahrsempfang fand Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid, deutliche Worte in Richtung Rathaus.
Gastfreundlich, weltoffen, bunt – „das alles ist Rüttenscheid“, betonte Oberbürgermeister Reinhard Paß beim Neujahrsempfang der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR) und spannte damit den Bogen zur Demo am vergangenen Sonntag. Essen habe sich gegen Gewalt und Rassismus positioniert – und gezeigt, dass Zuwanderung dazu gehöre. Auch in diesem Punkt sei die Rü ein gutes Beispiel: „Spanisch, italienisch, türkisch, indisch, chinesisch — Sie bekommen hier im Stadtteil Küche aus aller Welt von Menschen aus aller Welt serviert“, gab Paß ein Beispiel für die Vielfalt.
Weniger konkret wurde er beim strittigen Thema Kanalausbau im Walpurgistal, der gerade in Rüttenscheid zahlreiche Investoren umtreibt. Durch eine Verfügung der Bezirksregierung wegen unzureichender Entwässerung liegen derzeit viele Neubauprojekte auf Eis – unter anderem die Entwicklung der ehemaligen Pädagogischen Hochschule (wir berichteten). „Zum Kanalausbau kann ich sagen: Wir tun alles und kriegen auch eine Menge hin“, sagte Paß.
Kritik an Umgang mit „Brustkrebs-Skandal“
Dass das nicht zwingend für alle Bereiche bei der Stadt gilt, machte IGR-Vorsitzender Rolf Krane in seinem teils kritischen Jahresrückblick deutlich. Dabei sprach er etwa die oft über Wochen ausgeschilderten Baustellen an: „Die Halteverbote bleiben trotz Beendigung der Arbeiten oft noch lange stehen, wenn man nicht darauf hinweist.“ Nachhaltigen Schaden richtet nach Meinung Kranes auch die Änderung der verkaufsoffenen Sonntage in den Stadtteilen an: „Während die Innenstädte und Einkaufszentren kaum davon betroffen sind, ist die Reduzierung der Sonntage gerade für die kleinen Händler in den Stadtteilen eine zusätzliche Belastung.“ Der IGR-Vorsitzende appellierte in Richtung Politik: „Leute, achtet auf die Stadtteile!“ Sie seien das Rückgrat jeder Großstadt.
Darüber hinaus gab sich Krane gesellschaftskritisch, sprach etwa den so genannten „Brustkrebs-Skandal“ um den Radiologen und EBB-Ratsherrn Dr. Karlgeorg Krüger an, der 2014 für Wirbel gesorgt hatte. Der Vorwurf, dass Krüger die nötige Qualifikation für Brustkrebsdiagnosen fehlt, erwies sich am Ende als haltlos, die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren ein. „Hier wurde einer regelrecht fertig gemacht, eine Partei hat richtig drauf gehauen. Ist das etwa Politik? So kann man nicht mit Menschen umgehen“, sagte Krane und erntete Zustimmung in Form von anhaltendem Applaus.
Netzwerk-Abend für Akteure aus dem Stadtteil
Neben dem Rückblick auf das vergangene Jahr mit Großereignissen wie der Fußball-WM oder dem Pfingststurm war der Neujahrsempfang dabei einmal mehr vor allem eines: eine Netzwerkveranstaltung für den Stadtteil und auch darüber hinaus. So ließen sich neben OB Paß beispielsweise auch Messe-Chef Oliver P. Kuhrt, Stadtdirektor Hans-Jürgen Best und Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Ruhr, blicken. Viele in der IGR organisierte Gastronomen, darunter etwa Karl Burgath und Yu-Jin Chung vom Balthazar sowie Martina Lotz und Stefan Klose vom Sailors Pub, nutzten die Chance zum Austausch und den Ausblick aufs Jahr 2015 ebenso wie viele Vereine, Institutionen und Politiker des Stadtteils.
Werner Settels vom Bürgerzentrum Villa Rü etwa hofft, dass schon bald mit dem Bau der neuen Toilettenanlage begonnen wird und das Zentrum damit vor allem für ältere Bürger besser aufgestellt ist. Die ganz Jungen hingegen stehen in diesem Jahr bei der katholischen Kirchengemeinde St. Ludgerus und Martin im Fokus, die aktuell den Kita-Neubau an der Franziskastraße stemmt. Pastor Oli Scherges gab sich optimistisch, dass die Einrichtung im August öffnen kann, die Bauarbeiten liegen demnach im Zeitplan.