Essen. . Der Rüttenscheider Kai Horstmann kümmert sich mit seiner Konzert- und Booking-Agentur Sushi 3000 um Top-Stars wie Fedde Le Grand, Moguai und Tiesto.
Das Telefon klingelt. Kai Horstmann hebt ab und vertröstet den Anrufer. „Das war Moguai“, sagt der 40-Jährige so beiläufig, wie man eben über einen Bekannten am anderen Ende der Leitung spricht. Mit Größen wie der DJ-Legende hat er täglich zu tun: Verhandelt für weltweit gefragte DJ-Stars wie Tiesto, Fedde Le Grand, Danny Avila oder Martin Solveig astronomisch hohe Gagen, organisiert Shows, bucht Privat-Jets und Hotels und reist mit ihnen um die Welt.
Was klingt wie Geschichten aus einem Parallel-Universum, ist für den Rüttenscheider Alltag. Dennoch hat er die Bodenhaftung und seinen Bezug zur Heimat nie verloren. „Ich bin schon immer lieber im Hintergrund geblieben“, sagt Kai Horstmann, den man zu einem Pressetermin erst überreden muss.
Mit 16 Jahren erste Partys organisiert
Mit seiner international gefragten Konzert- und Booking-Agentur „Sushi 3000“, die im vergangenen Jahr von der Rüttenscheider auf die Goethestraße umzog, hat er „eigentlich nur das weiterentwickelt, was ich schon seit 24 Jahren mache“, sagt er fast bescheiden. Schon mit 16 Jahren organisiert er seine ersten Partys, zum Beispiel im Wasserbahnhof in Mülheim, wo er aufwuchs.
Mitte der Neunziger, als Techno eine Hochphase erlebt, fokussiert sich Kai Horstmann bereits auf elektronische Musik, bleibt dieser Linie bis heute treu. Schon damals ist er zum einen ein begnadeter Netzwerker, zum anderen ein Organisationstalent mit gutem Händchen für Talente am Plattenteller. Weitere Veranstaltungen in NRW-Städten wie Köln, Düsseldorf und Münster folgen, auch sein Team wächst.
Top-DJs sind moderne Rock- und Popstars
„Anfangs war es eher ein Hobby mit viel Leidenschaft“, erinnert er sich, „doch mir war schnell klar, dass ich genau das machen möchte.“ Dennoch siegt zunächst die Vernunft: Kai Horstmann macht sein Diplom in Psychologie mit Schwerpunkt Medien, Werbung und Marketing: „Das hat auch meine Eltern beruhigt, die damals immer dachten, ich hätte noch Flausen im Kopf und sich unter dem Beruf als Booker nichts vorstellen konnten.“
Dass sich das Geschäft so entwickelt hat, hätte er sich kaum vorstellen können: „DJs sind mittlerweile moderne Rock- und Popstars, die auch auf dem Roten Teppich gern gesehene Gäste sind“, sagt er. Speziell in den USA sind die DJs gefragt, blättern Casinos in Las Vegas auch schon mal 500 000 US-Dollar und mehr für einen Auftritt hin. „Das wäre in Deutschland kaum denkbar. Auch, weil es hier nicht eine solche VIP-Kultur gibt wie in den Staaten“, sagt Kai Horstmann.
95 Prozent des Geschäfts außerhalb Deutschlands
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Dabei macht er mehr, als gefragte Plattenpäpste zu buchen – einige von ihnen baut er gezielt mit auf. So wie etwa den 19-jährigen Spanier Danny Avila, den er vor sechs Jahren gemeinsam mit Fedde Le Grand in Marbella kennenlernte: „Er war damals gerade 13 Jahre alt und fragte Fedde nach einem Autogramm. Zwei Jahre später hat Danny selbst aufgelegt und wir haben viel Potenzial in ihm gesehen“, erinnert sich Kai Horstmann. Heute ist Danny Avila einer der gefragtesten House- und Dance-DJs weltweit, wird von It-Girls wie Paris Hilton vergöttert und zählt allein auf Facebook rund 630 000 Fans.
Bis dahin ist es jedoch ein weiter Weg, wie Kai Horstmann weiß. Er entwickelt Strategien und Medienkonzepte, auch mit Hilfe seiner Büros in Amsterdam und London. „Gerade in England sind die Musikzeitschriften von großer Bedeutung, die auch in den USA gelesen werden. Da muss man präsent sein“, sagt Kai Horstmann, der 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche verfügbar ist.
95 Prozent des Geschäfts werden außerhalb Deutschlands gemacht, da raubt ihm die Zeitverschiebung mitunter den Schlaf. Auch, wenn er sich als Weltbürger sieht, zu Hause in Essen-Rüttenscheid komme er zu Ruhe sagt er. Verständlich, dass er dann allerdings meist nicht mehr ans Ausgehen denkt.