Essen-Rüttenscheid. In Essen-Rüttenscheid sorgen Ginkgo-Bäume für Ärger: Die weiblichen Pflanzen tragen Früchte, die einen fiesen Buttersäure-Geruch verbreiten. Für die Eigentümer einer Metzgerei ist die Situation “unerträglich“. Sie hatten den Antrag auf Fällung der Bäume gestellt - und würden Neupflanzungen bezahlen.

Petra und Jürgen Colligs, bekannt durch die gleichnamige Metzgerei am Dohmanns Kamp, hatten beim jüngsten Grünen-Stammtisch einen verschließbaren Plastikbeutel dabei. Dessen Inhalt ließ selbst hart gesottene Baumschützer vor Ekel das Gesicht verziehen: Er enthielt eine Geruchsprobe der ersten Ginkgo-Früchte. Die zerplatzen seit einigen Tagen auf der Straße und setzen ihren fiesen Buttersäure-Geruch frei. Bei dem Treffen diskutierten die Politiker über das Für und Wider des Erhalts der Bäume. Eine Frage, die auch die Anwohner der kleinen Stichstraße spaltet.

Petra und Jürgen Colligs hatten bei der Stadt den Antrag auf Fällung der Bäume gestellt. Anfang des Jahres hatten sie von ähnlichen Ginkgo-Rodungen in Holsterhausen gelesen. „Seit zwei, drei Jahren tragen die weiblichen Bäume in unserer Straße Früchte. Der Gestank ist dabei immer schlimmer geworden. Speziell für eine lebensmittelverarbeitende Metzgerei mit hohen hygienischen Anforderungen ist dieser Zustand nicht haltbar. Da vergeht einem doch der Appetit“, sagt Petra Colligs.

Ehepaar würde Neupflanzung aus eigener Tasche zahlen

In ihrem Antrag hatten sich die beiden gleichzeitig bereit erklärt, die Ersatzpflanzung für die zwei Bäume vor ihrem Haus zu finanzieren – wenngleich sie das gar nicht müssten, Grün und Gruga dafür zuständig wäre. „Wir möchten ja auch, dass es weiterhin Grün vor der Tür bleibt. Das kann auch gerne ein Ginkgo werden, natürlich nur dann, wenn er männlich ist“, sagt Jürgen Colligs. Hinzu komme, dass die Bäume nicht, wie etwa von Grün und Gruga angegeben, bis zu sechs Wochen Früchte tragen. „Das geht jetzt los und dauert bis Februar. Deswegen stünde auch ein Abernten der Früchte in keinem Verhältnis zum Aufwand“, findet Petra Colligs. Den Vorschlag, nur die beiden Bäume vor der Metzgerei zu fällen, sieht sie kritisch. Den Früchte-Matsch der restlichen Pflanzen trage man unter den Schuhen automatisch herein, dem Gestank werde man mit einer partiellen Fällung kaum Herr.

Von den sechs Bäumen in der Straße sind fünf weiblich, wie selbst ein Laie an den mittlerweile gewachsenen Früchten erkennen kann. Zwar geht es bei der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) II am 3. Dezember nur um die Fällung dreier Bäume. Eine erneute Prüfung dürfte jedoch zu einem anderen Ergebnis kommen. Mit diesem zeitweisen Kahlschlag sind nicht alle Nachbarn einverstanden, seit einigen Tagen gehen Unterschriftenlisten herum. Eine davon lag zum Entsetzen Jürgen Colligs sogar in der Metzgerei aus. Dabei möchte er überhaupt keinen Ärger, sondern wirbt um Verständnis, schließlich ginge es nicht zuletzt um die Wirtschaftlichkeit eines Traditionsbetriebs, der schon seit 82 Jahren an dieser Stelle besteht.

Pikantes Detail am Rande: Wie die Tagesordnung für BV zeigt, entscheiden die Bezirkspolitiker nicht über die Fällung, sondern erhalten die Vorlage von Grün und Gruga lediglich zur Kenntnisnahme. Das Schicksal der Ginkgos scheint damit besiegelt.