Essen-Rüttenscheid.. Einige 30 Jahre alte Ginkgo-Bäume im Dohmanns Kamp fallen nach Beschwerden einiger Anwohner der Säge zum Opfer. Die weiblichen Pflanzen tragen erst nach 20 Jahren Früchte, deren Geruch an Erbrochenes erinnert. Dennoch sind nicht alle Nachbarn für die Fällung. Auch im Moltkeviertel droht Baum-Ärger.

Nachdem der verheerende Pfingststurm den Baumbestand der Stadt binnen kürzester Zeit stark dezimierte, sollte der Erhalt gesunder Bäume eigentlich selbstverständlich sein. Nicht so am Dohmanns Kamp, dem Verbindungsweg zwischen Paulinen- und Annastraße: Dort lässt Grün und Gruga in den nächsten Wochen die straßenprägenden Ginkgos fällen. Der Grund: Gestank.

„Ein Skandal“, findet ein Leser und Anwohner, der anonym bleiben möchte und alle Hebel in Bewegung setzte, als die ersten Bäume mit einem leuchtend gelben Punkt markiert waren: Er wandte sich an Grün und Gruga, die Bezirksvertretung und Umweltdezernentin Simone Raskob. Schließlich stehen die Ginkgos bereits seit 30 Jahren am Dohmanns Kamp. „Aufgrund nicht näher bekannter Beschwerden von Anwohnern wird gefällt, obwohl womöglich die Mehrheit der Nachbarn unter dem Geruch nicht leidet“, schreibt der Mann und Baumfreund.

Früchte bergen Rutschgefahr

Hintergrund für die Fällung von mindestens drei Ginkgos ist der penetrante Gestank der Bäume, der an Erbrochenes erinnert. „Erst nach 20 Jahren beginnen die weiblichen Pflanzen Früchte zu tragen. Wenn sich dann das Fruchtfleisch zersetzt, wird Buttersäure frei, die das Wohnumfeld geruchsmäßig sehr belastet“, so Grün und Gruga in einer Stellungnahme. Nicht zuletzt sorgten die herabfallenden Früchte für erhebliche Rutschgefahr und beeinträchtigten so die Verkehrssicherheit.

Auch im Dohmanns Kamp habe es „mehrere Anwohnerbeschwerden gegeben, die nachvollziehbar seien“, heißt es. Zur Zeit ihrer Anpflanzung hätten die liefernden Baumschulen männliche und weibliche Pflanzen noch nicht selektieren können, daher kam es in der Vergangenheit in Essen schon mehrfach zu Fällungen der weiblichen Ginkgo-Bäume. Zuletzt fielen im Februar auf der Ladenspelderstraße in Holsterhausen zehn Bäume der Säge zum Opfer.

Bei einigen Bäumen läuft die Prüfung noch

Im Winterhalbjahr sollen die Ginkgos am Dohmanns Kamp fallen – neben den drei bereits markierten könnte auch den restlichen Pflanzen ein ähnliches Schicksal drohen: Bei ihnen läuft zurzeit die Prüfung, ob auch sie weiblich sind.

Im nächsten Frühjahr will Grün und Gruga Ersatz schaffen und Ahornbäume pflanzen. Der Anwohner ist dennoch erbost: Schließlich beschränke sich der Gestank auf einen kurzen Zeitraum im Winter. Nicht zuletzt fragt sich der Leser, warum Grün und Gruga gesunde Bäume fällt, wo die eigentlich vorrangige Beseitigung der Schäden nach dem Pfingststurm „Ela“ noch lange nicht beendet ist.

Baumfällungen beunruhigen Nachbarn im Moltkeviertel

Mit allen Mitteln hatte Liselotte Birckenstaedt noch versucht, die Fällung der von ihr in den 1950er-Jahren an der Messelstraße gepflanzten japanischen Kirsche zu verhindern, die heute auf städtischem Grund steht. Nachdem die Rentnerin eine Markierung am Baum entdeckt hatte, rief sie besorgt bei Grün und Gruga an. „Dort sagte man mir, dass das ein Gutachter so entschieden habe, allerdings nicht wegen der Sturmschäden“, sagt die Rentnerin. Dienstag rückte ein Trupp an, fällte die „große und wunderschöne Kirsche, ich bin den Tränen nah“, so die fassungslose Anwohnerin, die seit 1928 an der Messelstraße lebt.

Grün und Gruga war am Dienstag nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen. Denn auch an der Robert-Schmidt-Straße wurden Bäume markiert, Anwohner wandten sich besorgt an den Bürgerverein. Klar ist nur, dass am 9. Oktober an der Schubert- und Beethovenstraße Bäume beschnitten bzw. gefällt werden müssen: dort allerdings aufgrund der Sturmschäden.