Essen-Rüttenscheid. Der Abbruch auf dem Paas-Gelände in Essen-Rüttenscheid ist so gut wie abgeschlossen. Vivawest steht zum Bau neuer Wohnungen in den Startlöchern.
Der gefräßige Dinosaurier hat sich in den vergangenen Monaten regelrecht durchgebissen. Gemeint ist natürlich nicht das prähistorische Riesenreptil, sondern ein Abraumgerät, das in seiner Form dem Urzeittier ziemlich ähnlich sieht und deshalb gern so genannt wird. Auf dem ehemaligen Gelände der Spedition Paas & Cie an der Manfredstraße hat es große Teile der Gebäude dem Erdboden gleich gemacht, um Platz für 179 neue Wohnungen zu schaffen.
Abbruch von Bürogebäuden und Lagerhallen in Essen-Rüttenscheid
https://www.waz.de/staedte/essen/politiker-kritisieren-wohnbauplaene-auf-dem-paas-gelaende-id222949691.htmlMit Jahresbeginn startete der Abbruch der schon seit langem leerstehenden Bürogebäude und Firmenhallen des traditionsreichen Betriebs. Inzwischen sind die Arbeiten weitestgehend abgeschlossen, berichtet Joachim Sälzer, Chef der Firma Arsatec. Sie kümmert sich um den Abriss und hat das Gelände inzwischen an das Unternehmen Vivawest verkauft, das im Juli mit dem Bauvorhaben starten will.
An die Spedition erinnert inzwischen so gut wie nichts mehr, lediglich noch ein paar Fundamente liegen im Boden, doch deren Tage sind auch gezählt. Nachdem zunächst Abrissbagger Stück für Stück der Gebäude abtrugen, kam der Dinosaurier zum Einsatz. Er zerlegte Mauern und Deckenkonstruktionen in ihre Einzelteile. „Da kamen bislang rund 16.000 Tonnen an Material zusammen“, berichtet Kolja Vogel, der die gesamte Demontage leitet.
Von großen Gesteinsbrocken, die sich im Laufe der Zeit anhäuften, ist heute aber nicht mehr viel zu sehen. Ein riesige Steinmühle sorgt seit Beginn der Arbeiten dafür, dass die großen Mengen an Beton regelrecht zermalmt werden. So hart der Baustoff auch sein mag, gegen die stählernen Walzen im Innern des Brechers hat er keine Chance. „Ein solche Anlage schafft bis zu 1500 Tonnen am Tag“, erklärt Vogel. Käufer für den Schutt gebe es hinreichend, zuletzt habe ein Unternehmer aus dem Raum Unna tonnenweise den Kies abgeholt, der nun als Schotter wieder zum Einsatz komme.
Im Erdreich lagen noch Gleise, die vermutlich zur Zeche Langenbrahm gehörten
Der Abriss der Gebäude förderte zugleich auch Rüttenscheider Geschichte zutage. Mehrfach tauchten alte Gleise auf, von denen anzunehmen ist, dass sie einst zur Zeche Langenbrahm gehörten. Allerdings soll auch die Spedition, die bis Anfang des 21. Jahrhunderts bestand, über Schienen und Anschluss an ein Gleisnetz verfügt haben. Die ältesten Gebäude stammten noch aus den 20er Jahren, die jüngsten aus den 50ern. Bei den Abbrucharbeiten werde sehr genau darauf geachtet, Materialien vor allem auch für eine Wiederverwertung zu trennen, betont Vogel.
Während des gesamten Projektes galten besondere Vorsichtsmaßnahmen, erklärt der Leiter und zeigt auf ein abgezäuntes Feld. Ein Teil des Grundstücks gilt als Verdachtsfläche für Kriegsmunition. Um unnötige Erschütterungen zu verhindern, durfte beispielsweise die Steinmühle nur am äußeren Rand des Areals ihren Platz finden. Die Bezirksregierung werde noch Fachleute des Kampfmittelräumdienstes schicken, die überprüfen sollen, ob möglicherweise noch eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg hier lagere. Falls das wirklich der Fall sein sollte, müsste das gesamte Wohngebiet einschließlich des Krupp-Krankenhauses evakuiert werden.
Einzug in die neuen Wohnungen ab Februar 2023
Läuft alles nach Plan, will Vivawest Mitte des Jahres mit ersten Ausschachtungen beginnen. Denn unterhalb der Wohnungen entsteht eine Tiefgarage, die eine Parkfläche für 169 Autos bietet. Darüber hinaus werden unter freiem Himmel noch einmal 31 Stellplätze geschaffen. Das Wohnungsbauunternehmen rechnet damit, dass es über zweieinhalb Jahre dauern wird, bis die ersten Mieter in die Häuser einziehen können. Die Fertigstellung sei für Februar 2023 geplant, erklärte ein Sprecher.