Essen-Rüttenscheid/Holsterhausen. Viele Geschäfte sind zwar geschlossen, aber online erreichbar und bieten Lieferservices an. Kunden sollen die Angebote nutzen, so der Appell.

Ein großer Teil der Geschäfte ist geschlossen, von Modeboutiquen über Technikmärkte bis hin zu Buchhandlungen. Wenn Läden trotzdem geöffnet haben, gelten für die Kunden meist erhebliche Einschränkungen. Doch gerade in diesen Zeiten sollten die Bürger dem örtlichen Einzelhandel die Treue halten, appelliert Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid IGR. Auf ihrer Internetseite ruft die IGR deswegen dazu auf, weiterhin vor Ort einzukaufen, zumal zahlreiche Händler mit Onlineshops und Lieferservices Alternativen für den Vertrieb ihrer Waren bieten würden.

Interessengemeinschaft aus Essen-Rüttenscheid listet über 80 Händler und Gastronomen auf

Für die Besucher ihrer Homepage hält die IGR eine Auflistung von über 80 Geschäften parat, deren Angebote und Merkmale kurz skizziert werden. Dabei dreht es sich beispielsweise um die Zeiten, zu denen Geschäfte telefonisch erreichbar sind, ob sie Rabatte gewähren, in welchen sozialen Netzwerken sie vertreten sind und wie die Auslieferung sowie die Bezahlung von bestellten Artikeln vonstatten geht. Mit einem Klick gelangt der User auf die Internetseiten der jeweiligen Betriebe. Über Handel und Gastronomie hinaus werden auch Firmen aufgeführt, die sich auf Dienstleistungen, unter anderem im Kfz-Servicebereich, kaprizieren. Wer noch weitere Geschäfte sucht, den verweist die IGR auf das Rüttenscheider Branchenbuch für Einzelhandel und Gastronomie.

Eindringliche Warnung des Fachgeschäfts für Stadtwandel in Essen-Holsterhausen

https://www.waz.de/staedte/essen/corona-blog-essen-wieder-faelle-im-altenheim-acht-genesene-id228779649.htmlIm benachbarten Holsterhausen hat das Fachgeschäft für Stadtwandel auf Facebook mahnende Worte gepostet: „Es hängt auch von uns ab,“ heißt es da an die User gerichtet, „inwiefern die gegenwärtigen Einschränkungen das Gesicht unseres Stadtteils verändern werden. Kleine inhabergeführte Läden werden die Krise mittelfristig nicht überstehen, wenn wir sie nicht aktiv unterstützen“. Die Verfasser formulieren: „Existenznöte bei den Betreibern, Tristesse und Leerstände in den Straßen wären die Folge.“

Besuchern der Seite, die gern mal ein Buch zur Hand nehmen, empfiehlt das Fachgeschäft den noch recht jungen Buchladen von Natalie Stember auf der Gemarkenstraße. Als sie startete, habe sie sich bewusst gegen einen Onlineshop entschieden, erzählt die 50-Jährige, bedauere es inzwischen schon ein wenig. Doch durch Empfehlungen im Internet, eigene Werbung als auch mit Hilfe von Mundpropaganda gelinge es ihr in den Corona-Zeiten Kunden zu halten und neue zu gewinnen. Für einen professionellen Lieferdienst sei gesorgt, sie bringe aber auch die Bestellungen persönlich zum Kunden.

Absage von Feiern, Festen und Jubiläen bekommen die Händler zu spüren

Von diesem Service berichtet auch Modehändler Uli Schott, der 2015 mit seinem Onlinehandel begann, sich aber gut zwei Jahre später entschied, auf der Rüttenscheider Straße ein Geschäft vor Ort zu eröffnen. Der überwiegende Teil der Ware werde allerdings mit den herkömmlichen Transportwegen zum Kunden gebracht. Der Shop im Netz sei derzeit durchaus gefragt, aber man bekomme schon zu spüren, dass Konfirmationen, Kommunionen oder auch Abi-Bälle abgesagt seien. Die Folge: Festliche Kleidung finde weniger Abnehmer. Und, so ergänzt Schott, diejenigen, die im Home-Office arbeiten, bräuchten offensichtlich auch nicht mehr so viele Anzüge, Hosen und Jacketts.

Der Ausfall von Feiern, vom Geburtstag bis zum Jubiläum, macht auch Gabriele Gockeln zu schaffen. Ihre „Geschenkewelt“, ebenfalls an der Rü gelegen, bekomme die Folgen der Corona-Krise deutlich zu spüren, sagt die Geschäftsfrau und erklärt, dass sie zu den Geschäften zähle, die Bestellungen an den Kunden auszuliefern.

Geschäfte greifen auch auf Kanäle wie Facebook und Instagram zurück

Inhaber eines Modegeschäft, die nicht namentlich genannt werden wollen, berichten, dass der Onlineshop längst kein gleichwertiger Ersatz zum Verkauf im Ladenlokal darstelle. Man frage sich auch angesichts der Verkaufszahlen, ob in diesen Zeiten Kunden überhaupt ein großes Interesse an Kleidung hätten. Um dennoch für Aufmerksamkeit zu sorgen, würden täglich neue Artikel dazugenommen.

In diesen Zeiten nutze man vor allem Facebook und Instagram als Kanäle, um auf das Sortiment und den Versand aufmerksam zu machen, erklärt Violetta Ulbrich von Et Voilà, Bekleidungsgeschäft für Damen und Herren sowie Wohnaccessoires, und gewinne damit auch gute Erfahrungen.

Seit seine Frau ihre Handynummer auf Facebook gepostet habe, „wächst uns die Nachfrage über den Kopf“, berichtet Malte Diekmann von Blumen Dahlmann. Den Run sei damit zu erklären, dass sich die Menschen wahrscheinlich nach etwas sehnen, was sie aufheitere. Da seien doch Blumen gerade passend. Den Laden an der Rüttenscheider Straße hat das Blumengeschäft geschlossen. „Bei 15 Quadratmetern wäre nur die Möglichkeit geblieben, Kunden an der Tür zu bedienen“, erläutert Diekmann. Geöffnet sei das Geschäft in Bredeney.

„Gut angenommen“: So fällt auch die erste Bilanz der Papeterie Petersen aus. Ob Bücher-, Schul- oder Bürobedarf, der Lieferdienst habe gut zu tun.

Info:

Die IGR hat die Angebote der Händler und Gastronomen auf folgender Seite aufgelistet: www.ruettenscheid.de/hilft

Krise trifft auch neu eröffnete Lokale

Vor gut einem halben Jahr hat Ibrahim Alakus seinen Imbiss auf der Gemarkenstraße eröffnet, doch seit Corona sind die Zeiten für den 55-Jährigen nicht mehr gut. „Die Kunden bleiben aus“. Er dürfe zwar geöffnet haben, aber die Speisen nur zum Mitnehmen anbieten. Ohnehin sei kaum Publikum unterwegs, was er auch durchaus nachvollziehen könne. Die meisten umliegenden Läden seien geschlossen.

Gerade erst gestartet ist auch der Copenhagen Coffee Lab, der unweit entfernt liegt. Nach einem sehr erfolgreichen Auftakt habe man das Café aufgrund der Verordnungen schon bald wieder schließen müssen, berichtet Geschäftsführer Mathias Kirk Nielsen. Es bleibe natürlich bei dem Verkauf von täglich frischen Backwaren. Die Kundschaft zeige viel Verständnis. Das spüre sie auch bei ihren Gästen, sagt Augusta Korte, die das Eiscafé Tosca betreibt, gleichwohl sei der Umsatz gesunken. Man denke jetzt darüber nach, Bringdienste einzuführen.

Der Imbiss Jacket & Fried Potatoes an der Rüttenscheider Straße, ebenfalls noch ein recht junger Betrieb, hatte schon gleich mit Beginn der Einschränkungen mit erheblichen Einbußen zu kämpfen. Die Situation halte nach wie vor an, berichtet ein Mitarbeiter. Wenn nur Speisen und Getränke mitgenommen werden dürften und sich der Kunde nicht mehr in dem Lokal aufhalten dürfe, sei das äußerst nachteilig fürs Geschäft.

Jeweils nur ein Kunde

Strikte Vorkehrungen hat Subway getroffen. Hier darf jeweils nur ein Besucher das Lokal betreten. Die Kunden würden es aber gelassen nehmen, sagt ein Mitarbeiter. Zur Anzahl der Gäste seit Corona möchte er sich nicht so gerne äußern.