Essen-Rüttenscheid. Wohnbebauung rückt immer näher an die Imkerei von Christian Smarzlik heran. Der 32-Jährige aus Essen-Rüttenscheid sorgt sich um die Bienenvölker.

Die Verbundenheit zur Natur, die liege in der Familie, sagt Christian Smarzlik. Schon seine Großeltern hatten einen Nutzgarten, bauten Obst und Gemüse an, wie der Rüttenscheider erzählt. Sein Opa widmete sich zudem der Imkerei. Das Hobby hat der 32-Jährige inzwischen wiederaufleben lassen und kümmert sich um fünf Bienenvölker. Die Arbeit würde ihm wohl noch mehr Freude bereiten, wenn er nicht in Sorge um die fleißigen Insekten wäre. Denn im Umfeld des Gartens an der Sylviastraße wird nach wie vor emsig gebaut.

Rund 500 neue Wohnungen im Essener Parc Dunant

Beispielsweise entstehen im Parc Dunant Neubauten für rund 500 Wohnungen. Das allein schon enge den Lebensraum der Bienen ein, stellt Christian Smarzlik heraus, befürchtet aber noch weitere Nachteile. Häufig werde bei der Auswahl von Pflanzen und Blumen für die neu entstehenden Grünanlagen zu wenig darauf geachtet, dass sie auch für die Bienen etwas hergeben. Daher hofft der Imker, dass sich Investoren und Bauherren an Empfehlungen orientieren, die Umweltverbände oder auch das Bundeslandwirtschaftsministerium herausgegeben haben: „Dort kann man nachlesen, welche Arten sich besonders eignen.“ Als Beispiele von Blumen, die aus Sicht eines Imkers zu berücksichtigen wären, nennt er Löwenzahn, Astern, Weiden ebenso wie Obstbäume.

https://www.waz.de/staedte/essen/essener-imker-bringt-ruettenscheid-honig-in-die-laeden-id214987521.htmlDer Wunsch richtet sich aber nicht nur an die unmittelbaren Nachbarn, sondern – wenn er an seine eigenen Bienenvölker denkt – an alle Eigentümer im Umkreis von drei Kilometern. Denn diese Distanzen legen die Bienen in etwa zurück, um Nektar zu sammeln und Blüten zu bestäuben. Dem Aufruf komme aber auch Allgemeingültigkeit zu, denn Umweltschützer weisen, wie der Imker weiß, immer wieder darauf hin, sich bei der Auswahl für Gärten und Beete für bienenfreundliche Pflanzen zu entscheiden.

Liste umfasst über 130 bienenfreundliche Pflanzen

Nach Auskunft des Landwirtschaftsministeriums gibt es in Deutschland 900.000 Honigbienenvölker sowie 135.000 Imkerinnen und Imker.

Die Liste der nektarreichen Pflanzen umfasst über 130 Arten, von der Azalee bis zur Zitronen-Melisse.

Auf der Seite bienenfuettern.de können sich Unternehmen, Städte und Gemeinden, Landwirte oder auch Eigentümer großer Flächen registrieren lassen, die sich für bienenfreundliche Pflanzen entschieden haben.

Zurück nach Rüttenscheid: Im Laufe der Jahre ist die Bebauung immer näher an den Garten der Familie Smarzlik herangerückt. Es ist einer von insgesamt neun, die bis vor kurzem noch der Deutschen Bahn gehörten und nun in das Eigentum der Stadt übergegangen sind. Sie liegen direkt am Rommenhöller-Gleis, das künftig als Fahrradtrasse dienen soll. Vivawest habe gleich nebenan bereits ein neues Wohnquartier geschaffen, sagt Smarzlik, nun gehe es beim Parc Dunant mit großen Schritten voran. Angesichts dieser regen Bautätigkeit sei man natürlich froh, dass „wir von der Stadt die Zusage bekommen haben, den Garten überhaupt behalten und weiterführen zu dürfen“. Fortsetzen möchte er dabei eben auch gern die Imkerei.

Grüne Oase mit Kirsch- und Pflaumenbäumen

Gerade in Zeiten des Bienensterbens empfinde er als wichtige Aufgabe, sich als Imker zu engagieren. „Mir macht das Hobby auch einfach großen Spaß“, gibt er unumwunden zu. Ohnehin nehme er sich gerne Zeit für das Fleckchen Erde, das den Begriff „grüne Oase“ durchaus verdiene. baut Smarzlik doch Kartoffeln sowie allerlei Gemüse an und züchtet Tomaten. Kirsch- und Pflaumenbäume bieten den Bienen reichlich „Futter“. .Je mehr Nektar die Bienen von Smarzlik sammeln können, desto größer werden auch die Mengen des Rüttenscheid-Honigs sein. Denn als er mit der Imkerei begann, kam auch alsbald der Kontakt zur Interessengemeinschaft zustande. Dort fiel die Idee, das Rü-Symbol, ein geneigtes R mit zwei Punkten für das Ü, für die Honiggläser nutzen zu dürfen, auf fruchtbaren Boden. Auf diese Weise betreibe er auch Marketing für Rüttenscheid, sagt Smarzlik. Sein nächstes Etappenziel: In der Honigsammlung aus den Essener Stadtteilen im Grugapark fehlen derzeit Exemplare mit der süßen Kost aus Rüttenscheid. Das soll sich ändern.