Essen-Rüttenscheid, . Ein Frankfurter Projektentwickler kauft zwei Grundstücke in Rüttenscheid von Immeo und Viantis. Die Mieter wollen weiter dort wohnen bleiben.

Das umstrittene Großbauprojekt an Gummertstraße/Herthastraße, das unter dem Titel „Rüttenscheider Gärten“ bekannt geworden ist, wird nun von einem einzigen Investor vorangetrieben: Die ehemaligen Eigentümer Immeo und Viantis haben ihre Grundstücke an eine deutsche Tochter der niederländischen Rabobank verkauft, die BPD Immobilienentwicklung GmbH mit Sitz in Frankfurt. Am Zeitplan für das derzeit laufende Bebauungsplanverfahren ändere dies nichts, lässt das städtische Planungsamt mitteilen.

Die Bewohner kämpfen seit 2012

„Ich gehe davon aus, dass wir den Bebauungsplan bis Mitte 2017 präsentieren können. Läuft alles gut, so kann dann der Satzungsbeschluss schätzungsweise Anfang 2018 erfolgen“, sagt Ronald Graf, Leiter des städtischen Planungsamtes auf Anfrage. Die Planungsgrundlagen seien nach wie vor die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs aus dem Jahr 2012, der bis zu 120 Wohnungen vorsieht (wir berichteten).

Neueigentümer BPD bestätigt auf Anfrage dieser Zeitung den Kauf von je 5000 Quadratmetern von Immeo und der Düsseldorfer Viantis AG, die das Gelände des ehemaligen Baustoffhandels Kircher & Osterhoff veräußerte. Zu den Gründen ihres Verkaufs machten die Alteigentümer keine Angaben. Die BPD geht davon aus, dass ein Baubeginn frühestens im Jahr 2018 geplant werden könne.

Für die Mieter ändert sich derzeit nichts

Damit haben sich zwar die Vorzeichen beim Projekt geändert, das wegen der starken baulichen Verdichtung auf einem der rar gewordenen grünen Fleckchen in Rüttenscheid nicht wenige Kritiker findet. Doch für die Mieter der zehn Häuser an der Gummertstraße ändert dies nichts Wesentliches. Sie bekamen kürzlich von ihrem, nun ehemaligen Vermieter, Immeo schriftlich mitgeteilt, dass sie die Miete an einen neuen Eigentümer überweisen müssen. Dazu teilt Immeo mit, dass sich für die Mieter nach dem Grundsatz „Kauf bricht keine Miete“ keine Veränderungen ergeben würden.

Damit verschlechtert sich zumindest vorläufig nicht ihre Situation. Seit sie im Jahr 2012 aus dieser Zeitung erfahren mussten, dass ihre ehemaligen Krupp-Häuser abgerissen werden sollen, weil hier Teile eines neuen und großen Quartiers entstünden, sind sie Kummer gewohnt. Schnell gründeten sie eine Interessengemeinschaft, um sich gegen die Pläne zu wehren und traten dem Verein Mietergemeinschaft Essen bei.

Neue Entwässerung war Voraussetzung für das Projekt

Noch im Jahr 2012 sammelten sie 1500 Unterschriften gegen den Abriss der Häuser und damit für den Erhalt ihrer grünen Idylle und gaben die beim städtischen Planungsamt ab – erfolglos. Als die Stadt 2013 das Projekt auf Eis legte, weil zunächst eine Entwässerung gebaut werden musste, hatten sie eine Verschnaufpause bis zur Mitte dieses Jahres. Doch als die notwendige Entwässerung im Walpurgistal gut voranschritt, kamen die Planer zurück.

Die Mieter möchten sich derzeit noch nicht in der Öffentlichkeit äußern. Zunächst wollen sie die Gespräche mit dem neuen Investor BPD abwarten. „Natürlich wollen die Mieter bleiben“, sagt Siw Mammitzsch, Geschäftsführerin bei der Mietergemeinschaft Essen. Doch über viel mehr als die Bedingungen des Auszugs wird da wohl nicht mehr verhandelt werden.

Mietergemeinschaft sieht die Bewohner als Opfer

Mammitzsch findet die Entwicklung nicht nur aus der Sicht der Mieter tragisch, die hier Opfer in einem Gentrifizierungsprozess – alteingesessene Bevölkerung wird durch teure Sanierungen oder Neubauten verdrängt – würden. „Die sind die Einzigen, die kämpfen, weil sie auch betroffen sind. Aber hier geht es um eine grüne Lunge in einem jetzt schon enorm verdichteten Stadtteil – sie ist Teil der Lebensqualität aller hier“, kommentiert sie. Das, so sagt sie, gehe bei der Jagd nach „Beton-Gold“ eben verloren.