Essen-Rüttenscheid. . Rund 90 Jung-Gärtner sind im Grugapark beim Berufswettbewerb angetreten. Allein in Essen werden 240 Lehrlinge ausgebildet: der Job ist beliebt.
Während viele klassische Ausbildungsberufe unter Bewerbermangel leiden, ist das Interesse am Gartenhandwerk offenbar ungebrochen groß. Allein in Essen werden aktuell 240 Garten-Landschaftsbauer und Friedhofsgärtner ausgebildet, die Zahl ist seit Jahren auf einem konstant guten Niveau.
Am Donnerstag sind 90 Nachwuchsgärtner zum Berufswettbewerb im Grugapark angetreten. Der Park gilt als Keimzelle für die Zukunft des Jobs; das Berufskolleg Essen-Ost hat dort mit dem Alexander-von-Humboldt-Haus in der Mustergartenanlage eine eigene Außen-Lehrstelle geschaffen. Auch die Landwirtschaftskammer bietet dort Weiterbildungen zum Meister und Techniker im Gartenlandschaftsbau an.
Jugendliche entwickeln Kampagne gegen Steingärten
„Der Beruf trifft den Zeitgeist: Die junge Generation ist sehr umweltbewusst und möchte nachhaltig leben. Vielen unserer Auszubildenden ist ein Führerschein etwa gar nicht mehr so wichtig“, hat Andrea Beckmann beobachtet. Nicht zuletzt biete die Branche gute Zukunftsaussichten, da sie immer weiter wachse, so Beckmann. Die Sozialpädagogin, die gemeinsam mit ihrem Mann einen Gartenbaubetrieb in Leithe führt, bewertet bei dem Nachwuchswettbewerb gemeinsam mit anderen Lehrern und Ausbildern die Arbeit der Nachwuchs-Teams, die sich an insgesamt acht Stationen messen müssen.
„Entsteint euch“, heißt etwa eine Aufgabe, bei der die Auszubildenden eine Kampagne gegen die in Verruf geratenen Steingärten entwickeln sollen. Tobias, Daria und Francisco lassen auf ihrem Plakat Bienen sprechen: „Ihr seid nicht allein“, mahnen die Insekten darauf an. Das gefällt Andrea Beckmann, deren große Leidenschaft die Imkerei ist: „Tatsächlich ist die Versteinerung der Vorgärten ein großes Problem, das zum Bienensterben beiträgt“, sagt sie. Dabei gebe es viele pflegeleichte Alternativen, „bienenfreundliche Blumen und Sträucher etwa, die nicht so schnell wachsen und in der Pflege wirklich unkompliziert sind“, sagt Andrea Beckmann.
Trend zu umweltbewussten Berufen kommt zurück
Auch deswegen sieht Tobias Vittinghoff (28) seine Zukunft im Garten- und Landschaftsbau: „Ich will etwas für die Umwelt tun – und wieder etwas mehr Farbe in die Gärten bringen.“ Lehrer Klaus Koller, der den Nachwuchswettbewerb in Essen vor einigen Jahren wieder ins Leben rief, beobachtet ebenfalls einen Trend zu umweltbewussten Berufen: „Diese Welle gab es bereits Mitte der 1980er-Jahre einmal und sie kommt jetzt wieder.“
Dabei glaubt etwa Andrea Beckmann, müsse die Wahrnehmung des Berufs nach außen hin aber noch besser werden: „Der Gärtnerhandwerk ist vielfältig und anspruchsvoll – wir machen mehr, als mit einer Schubkarre durch die Gegend zu laufen.“