Essen-Holsterhausen. Der Bürgerbund Holsterhausen ist kulturell aktiv, kann aber die Aufgaben einer Werbegemeinschaft nicht mitübernehmen, so die Vorsitzende.
An warmen Sommertagen ist Susanne Groppe mit der Frequenz auf der Gemarkenstraße zufrieden. „Dann brauche ich eine Stunde länger, wenn ich hier entlanglaufe, weil ich so viele Leute treffe“, sagt die Vorsitzende des Holsterhauser Bürgerbundes. Sie würde sich diese kleine Verspätung jedoch häufiger wünschen. Dass das nicht öfter vorkommt, liegt aber nicht nur am Wetter. Eine regelmäßige Belebung des Stadtteils sei nötig.
Dafür könnte eine Werbegemeinschaft sorgen – doch die fiel in den vergangenen Jahren eher durch interne Streitigkeiten auf oder war inaktiv. „Es fehlt an Entscheidern“, sagt Susanne Groppe. „Leute, die daran interessiert sind, den Leuten etwas zu bieten, damit sie wiederkommen.“ Der Bürgerbund kann Kulturveranstaltungen anbieten, organisiert zum Beispiel Führungen durchs Malerviertel, hat eine Weihnachtsbeleuchtung angeschafft. Die Stromkosten für die Lichterketten werden teilweise durch Kaufleute übernommen. Aber sich darum zu kümmern, den Handel zu stärken, das sei schlicht nicht die Aufgabe eines Vereins wie es der Bürgerbund ist.
Deshalb zählt Susanne Groppe auch nicht die Leerstände an der Gemarkenstraße, die es sicher gebe, „aber damit sind wir nicht allein, die gibt es in der Innenstadt auch“. Abhilfe schaffen könnten einige Hauseigentümer vielleicht, indem sie die Geschäftsräume modernisieren und damit für Händler attraktiver machen würden. Doch auch dieses Thema gehöre eher zu den Aufgaben einer Werbegemeinschaft.
Im Stadtteil gibt es viele Ladenlokale
Als Stephan Holzgreve vor dreieinhalb Jahren in den Stadtteil kam und eine Apotheke eröffnete, „ist mir der Leerstand schon aufgefallen, klar. Aber ich habe vielleicht einen anderen Blickwinkel darauf als die Menschen, die Holsterhausen länger kennen“, sagt er. Wie es früher war, wie belebt und voll auf den Straßen, das erzählen ihm seine älteren Kunden heute noch. Er zieht diesen Vergleich nicht und ist deshalb mit der Situation zufrieden. „An der Gemarkenstraße gibt es so viele Ladenlokale, eigentlich ist in jedem Erdgeschoss eins. Womit soll man die denn alle füllen?“
Holzgreve ist davon überzeugt, dass Holsterhausen ein funktionierender Stadtteil ist. Dass es auch mal Leerstände gibt, führt er auf den Wandel im Handel zurück, auf „strukturelle Veränderungen“. „Was hier gut läuft, ist Gesundheit. Ein Sanitätshaus würde funktionieren, ein Reformhaus“, erzählt der Apotheker. Aber vor allem wünscht er sich: „Gastronomie. Dann müssten die Leute abends nicht nach Rüttenscheid.“
Cranachhöfe könnten Belebung bringen
Potenzielle Kunden wären da, davon ist Susanne Groppe überzeugt. „Die Leute gehen ja zum Pizza essen, zum Griechen, das Eiscafé platzt aus allen Nähten.“ Und die Cranachhöfe mit 70 Wohneinheiten, die derzeit entstehen, dürften den Stadtteil beleben. Bis dahin arbeiten die engagierten Holsterhauser weiter. „Wir haben Filialisten mit starken Geschäftsführern, kirchliche Institutionen, die Schützen. Wir müssen zusammenkommen, um für eine Belebung zu sorgen“, sagt Groppe. „Und wir sind auf einem guten Weg.“