Essen-Rüttenscheid. Die Bezírksvertretung diskutiert über die Ladenöffnung am 17. Dezember in Rüttenscheid. Der Werbeeffekt soll wichtiger sein als das Umsatzplus.
Gerade hat der Herbst begonnen, doch in Rüttenscheid denkt man an Weihnachten. Genauer: an den dritten Advent. Für den 17. Dezember wünschen sich Händler im Stadtteil einen verkaufsoffenen Sonntag. Gleichzeitig ist in Rüttenscheid Wintermarkt. Wie viele Menschen kommen wohl an diesem Dezembersonntag wegen des Marktes nach Rüttenscheid? Wie viele nur wegen der Läden?
Diese Fragen werden wichtig, wenn das Ordnungsamt den Antrag prüft und Gewerkschaften gegen den verkaufsoffenen Sonntag klagen. Geht es nach Zahlen, die in einer Vorlage für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung II zu finden sind, dürfen die Rüttenscheider Händler optimistisch sein.
Stadt will Anziehungskraft per Umfrage feststellen
Öffnen Geschäfte an einem Sonntag parallel zu beispielsweise einem Fest, darf die Ladenöffnung nur einen kleinen Anhang zur ursprünglichen Veranstaltung – in diesem Fall zum Wintermarkt – darstellen. Die Anziehungskraft von Markt und geöffneten Läden hat die Stadt in einer Umfrage feststellen lassen.
Ergebnis: „Die Zahlen sind ausreichend, um die Anforderungen zu erfüllen, die zuletzt von Gerichten für einen verkaufsoffenen Sonntag gestellt worden sind“, sagt Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid (IGR).
Interessengemeinschaft stellt eigene Berechnungen an
Von 100 Befragten im Stadtbezirk II würden laut Ergebnissen in der Vorlage 59 wegen des Wintermarktes ins Rüttenscheider Zentrum kommen, 31 wegen des verkaufsoffenen Sonntags. Aus anderen Bezirken würden laut Erhebung grundsätzlich zwar weniger Menschen kommen, die meisten Befragten allerdings auch wegen des Wintermarktes.
Die IGR hat außerdem eigene Berechnungen zum Besucheraufkommen in den Geschäften angestellt. Dort geht man ungefähr „von 280 Personen aus, die den verkaufsoffenen Sonntag nutzen“, heißt es in der Vorlage für die Bezirksvertretung.
Einzelhandel stehen wegen hoher Mieten unter Druck
Warum dann überhaupt am dritten Advent öffnen, wenn die Läden dadurch nur wenige Kunden gewinnen können? „Der verkaufsoffene Sonntag ist ein wichtiges Instrument der Werbung“, erklärt Rolf Krane. „Solche Veranstaltungen sind wichtig für den Einzelhandel und generell dafür, dass uns die Geschäfte in den Stadtteilen erhalten bleiben.“
Die Einzelhändler stünden wegen der Konkurrenz im Internet und steigender Mieterhöhungen unter Druck. In der Vergangenheit habe Rüttenscheid zwei verkaufsoffene Sonntage pro Jahr gehabt. „Jetzt hoffen wir, dass uns wenigstens dieser eine gerettet wird.“