Essen. Holger Cremer, Geschäftsführer des Tauchklubs „Dive in Essen“, ist derzeit der Einzige, der Tauchgänge inder Ruhr machen darf. In seinem Shop verkauft er Ausrüstung, aber vor allem große Gefühle

Der „Sache auf den Grund gehen“ – das nehmen die Taucher vom Klub „Dive in Essen“ wörtlich. Egal, ob bei gemeinsamen Tauchgängen – beispielsweise in Holland – oder, wie zuletzt, beim „Ruhrputzen“. Besonders das „Großreinemachen“ unter Wasser birgt so manche Überraschung.

Holger Cremer, Geschäftsführer des Klubs und der gleichnamigen Tauschschule inklusive Shop, besitzt seit Jahren eine Sondergenehmigung der Bezirksregierung Düsseldorf und darf deshalb Ausbildungstauchgänge in der Ruhr machen. „Damit besitzen wir ein echtes Alleinstellungsmerkmal“, freut sich der gebürtige Krayer. Denn in der Tat gibt es im Großraum Essen sonst niemanden, der aktuell in der Ruhr tauchen darf, „abgesehen von einigen wenigen Sonderfällen wie beispielsweise Polizei, Feuerwehr und Bergungsunternehmen“, wie der 45-jährige, erfahrene Taucherlehrer ergänzt.

Cremers Tauchshop befindet sich zwar an der Oberstraße 1 in Rellinghausen, das Trainingsgebiet des Klubs liegt jedoch auf Steeler „Hoheitsgebiet“ im Bereich zwischen Bootshaus Ruhreck und dem Steeler Freibad. Der Ruhrabschnitt parallel zur Henglerstraße verläuft über rund zwei Kilometer Länge, soll aber schon bald Richtung Überruhr, entlang des Ruhrbogens, auf drei Kilometer erweitert werden.

Taucher aus Leidenschaft – so darf sich Cremer mit Fug und Recht bezeichnen. Mehr als 2500 „gelogte“, also eingetragene Tauchgänge hat er bereits hinter sich. „Das sind Tauchgänge, wo du mindestens 25 Minuten unter Wasser bist und 1400 Liter Atemluft verwendest“, erklärt Cremer. Dazu kommen etliche Sprünge in den Pool, beispielsweise bei der Ausbildung von Tauchnovizen.

Zu denen zählte vor drei Jahren auch Manuela Döring. Zum Tauchen kam sie über eine Freundin, die dem Sport längst verfallen war. „Die hat mir immer gesagt, wie schön es doch wäre, wenn wir beide mal zusammen im Urlaub tauchen gehen würden“, erzählt Manuela Döring. „Und da habe ich heimlich einen Taucherkursus gemacht, um sie zu überraschen.“

Apropos Überraschungen: Die sind beim Tauchen das Salz in der Suppe. Im Bereich der Henglerstraße fand Cremer eine Kanone aus dem Deutsch-Französichen Krieg anno 1870/1871 – übersät von Muscheln und Lehm. „Die haben wir zwar ausgegraben, aber noch nicht geborgen“, sagt Cremer. Und das wird auch so bleiben, denn die historische Waffe gilt bei den Tauchfahrten – in der Regel zweimal pro Woche – als äußerst gefragtes Anschauungsobjekt.

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Beim jüngsten „Ruhrputzen 2.1“ – der Name rührt vom sturmbedingten Abbruch der zweiten von bislang drei Übungen her, die nun fortgesetzt wurde – förderten Cremer und einige seiner Mitstreiter weitere Kuriositäten zu Tage. Neben Hunderten Kilo Unrat, darunter Flaschen, Nummern- und Verkehrsschilder sowie Fahrräder, fanden sich auch Tresore. „Zwei davon warden bereits aufgebrochen worden, einer war noch immer verschlossen. Ein Trommelrevolver ging bei der Bergung verloren. Auch eine automatische Pistole entdeckten die Taucher, doch die, durch Schlick und Rost gänzlich unbrauchbar gewordene Waffe, liegt nun im Archiv der Polizei.

Der Klub boomt: Aktuell zählt Cremer 89 Mitglieder – und jährlich werden es mehr. „Im Schnitt kommen pro Jahr 10 Prozent dazu“, sagt Cremer stolz. Dies liegt nicht allein daran, dass der Jahressalär von 120 Euro eher übersichtlich ist und Cremer Klubmitgliedern Rabatte auf die Ausrüstung gewährt: „In erster Linie verkaufe ich den Menschen Emotionen“, sagt Cremer. „Das ist etwas, was Taucher und die, die es werden wollen, so fasziniert.“

Tauchen lernen können Interessierte beim „Padi Open Water Dive“-Kurs am 29. Juli unter Regie von Holger Cremer.

Mindestens fünf Modultauchgänge im Schwimmbad und vier Freiwassertauchgänge im See unter Aufsicht stehen an. Teilnahme im Alter ab 12 Jahren mit tauchmedizinischer Untersuchung. 29 88 088