Essen-Kray. .

Gegen den Ausbau der Lidl-Filiale im Gewerbegebiet Zeche Bonifacius hat sich die Bezirksvertretung VII in ihrer vergangenen Sitzung ausgesprochen. Damit folgen die Stadtteilparlamentarier den Vorgaben des Masterplans Einzelhandel: Dieser soll den Zuwachs auf den sogenannten Grünen Wiesen beschneiden, um Mittelzentren zu stärken.

Die CDU jedoch wollte in der angestrebten Erweiterung keine Gefahr für den Einzelhandel auf der Krayer Platte sehen und warnte vor einer „Slumbildung“ in dem Gewerbegebiet. Unerheblich ist die Erweiterung, für die der Lebensmitteldiscounter eine Bauvoranfrage bei der Stadt gestellt hat, nicht: Um 200 Quadratmeter will Lidl seine Verkaufsfläche vergrößern – von 795 auf 995. „Damit würde der Discounter den Tatbestand der Großflächigkeit erfüllen“, erläutert Steffen Lenze, Sachgebietsleiter bei der Bauleitplanung Gewerbe beim Amt für Stadtplanung und Bauordnung.

„Aldi und Lidl sind an den Rändern ja schon da“

Auch wenn das Geschäft keine Erweiterung seines Sortiments anstrebe, würde die Vergrößerung doch eine stärke Attraktivität bedeuten, die dazu geeignet sei, Kaufkraft aus dem Krayer Zentrum abzuziehen. Dies jedoch ist eine Entwicklung, die die Stadt mit dem in diesem Frühjahr aufgestellten Masterplan Einzelhandel bremsen will: So genannte „zentrumsrelevante“ Anbieter dürfen sich demnach nicht außerhalb der Stadtteilkerne ansiedeln, Lebensmittelhändler, Bäcker und Bekleidungsgeschäfte sollen somit für Anwohner auch weiterhin fußläufig erreichbar bleiben, Leerstände verhindert werden. „Den Niedergang von Billiggeschäften über Spielhallen hin zu zugenagelten Geschäften hat man vielerorts schon mitansehen müssen“, mahnt Lenze.

Ein hehres Ziel, das etwas an der Realität vorbeiginge, meint die CDU in der Bezirksvertretung. „Aldi und Lidl sind an den Rändern ja schon da“, betont der Fraktionsvorsitzende Klaus-Dieter Feige, der zudem „nichts dagegen“ habe, „Geld von Kray nach Kray abzuziehen“: „Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Leerstände würden zudem vor allem dem Gewerbegebiet Zeche Bonifacius drohen: „Nachdem van Eupen seinen Rückzug beschlossen hat, hat Kray bald hier seine Slums, wenn wir die Ansiedlung von zentrumsrelevanten Geschäften dort verhindern.“

Ernst Potthof, Fraktionsvorsitzender der Grünen, warnt jedoch: „Wenn wir das hier zulassen, müssen wir das auch überall anders. Den Masterplan Einzelhandel können wir dann in die Tonne kloppen.“

Krayer Geschäftswelt begrüßt Beschränkung

Die SPD zeigt sich anfangs zögerlich in ihrer Haltung, nach einer kurzen Beratung verhelfen die Sozialdemokraten der Änderung des Bebauungsplans, der eine Erweiterung des Discounters verhindert, zu einer Mehrheit.

Auch der Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadtplanung entschied sich in seiner Sitzung, Lidls Pläne in die Schranken zu weisen: Dort stimmten die Christdemokraten übrigens nach einigen geäußerten Zweifeln für die Beschränkung.

Sehr zu Freude der Krayer Geschäftswelt: „Wenn dem zugestimmt worden wäre, käme dann als nächstes Kaufland“, prophezeit etwa Franz-Josef Henkel. Und diesen Riesen-Supermarkt habe man bereits vor drei Jahren „bewusst abgelehnt“: „Man sieht ja an Gelsenkirchen-Rotthausen, was passiert, wenn man so etwas zulässt“, warnt Henkel, „dort ist jetzt das ganze Zentrum platt.“