Essen-Kupferdreh. .
Wenn Christian und Georg Kurek unterwegs sind, sind ihnen bewundernde Blicke sicher. Sie sind Oldtimer-Fans, haben vor drei Jahren ihr Hobby mit einem Oldtimerverleih zum Nebenberuf gemacht.
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Wer den Hinterhof des kleinen Gewerbegebiets an der Hinsbecker Löh betritt, wird auf den ersten Blick kaum vermuten, welche Schätzchen sich dort verbergen. Aber Georg und Christian Kurek lassen sie gerne aus den Garagen rollen — und drücken dabei nur zu gerne aufs Gaspedal. Denn das Motorbrummen ihres Cadillacs de Ville, Baujahr 1965, ist für sie Musik in den Ohren. „Sieben Liter Hubraum“, schwärmt Georg Kurek, „das klingt wie ein Schlachtschiff“.
Doch auch optisch macht das edle Gefährt was her. Der schicke, weiße Schlitten sieht aus, als wäre er geradewegs aus der Kinoleinwand eines Hollywoodfilms entsprungen. Für die Kureks ist gerade dieser Wagen etwas ganz Besonderes: „Das ist unser erster eigener Oldtimer“, erinnert sich Georg Kurek. Vor 13 Jahren haben sie das Prachtstück im Cadillac-Museum in Hachenburg im Westerwald gekauft: „Satte 35 000 Mark haben wir dafür hingeblättert.“
Genau in diesem Museum packte sie zwei Jahre zuvor das Oldtimer-Virus: „Da haben wir uns zum ersten Mal einen Cadillac geliehen.“ Ein unglaubliches Fahrgefühl sei das gewesen, was sicherlich nicht nur an dem beeindruckenden Motor und den Ledersesseln im Innenraum gelegen haben mag. Vielmehr ist es wohl auch die Außenwirkung, die dem Fahrer das Gefühl vermittelt, besonders zu sein. „Die Leute bekommen große Augen, wenn sie so ein Auto sehen“, lächelt Georg Kurek.
Keine Frage, für Kontaktscheue ist dieses Hobby nicht gemacht
Wenn sie dann irgendwo halten, dann dürfen sie sich erst recht wie Popstars fühlen: Nicht selten jedenfalls werden sie dann belagert. Die Bewunderung freilich richtet sich dann jedoch meistens aufs Gefährt: „Viele fragen, ob sie mal einen Blick unter die Motorhaube werfen dürfen, oder ob sie sich mal in den Wagen setzen oder gar Fotos machen dürfen. Keine Frage, für Kontaktscheue ist dieses Hobby nicht gemacht.“
Bald schon begannen die Brüder, ihre Leidenschaft zu teilen: „Wir haben unseren Cadillac oft Freunden und Bekannten geliehen.“ Besonders zu Hochzeiten sei der Straßenkreuzer beliebt gewesen. Es kam, wie es kommen musste: Dem ersten Oldtimer folgten weitere — zuerst ein Renault R 16 aus dem Jahre 1967. „Mit dem sind wir aufgewachsen“, so Georg Kurek, „von dem Modell hatte unser Vater fünf Stück.“ Dann folgte mit einem schwarzen 1954er Citroën CV 11 ein „echtes Gangsterauto“. Vor zwei Jahren trieben die beiden dann noch einen Rolls Royce auf. Das dunkelblaue, 204 PS starke Edelgefährt aus dem Jahre 1970 war laut Christian Kurek einmal im Besitz eines US-Filmstudios. „Der Filmboss hat ihn dann 20 Jahre privat gefahren, bevor wir ihn uns dann zu Weihnachten gekauft haben.“ Mit 18 000 Euro sicherlich nicht das Günstigste, was man sich unter den Christbaum legen kann.
Doch zum Glück kam den Zwillingen die Idee, wie das kostspielige Hobby nicht nur Geld aus den Taschen zieht, sondern auch etwas Bares wieder hineinspült. „Vor drei Jahren haben wir uns einen Gewerbeschein besorgt und mit „Oldtimer For Rent“ begonnen. Für einen Pauschalpreis von knapp 400 Euro kann man sich einen der Oldtimer für einen Tag ausleihen — auf Wunsch auch mit Fahrer. Insbesondere bei Hochzeiten, für Abi-Bälle, aber auch zu runden Geburtstagen oder Junggesellenabschieden erfreut sich das Angebot größter Beliebtheit.
„Wir vermieten nicht nur die Autos, sondern ein Erlebnis“
Zu solchen Gelegenheiten schlüpfen dann die Kureks in stilechte Chauffeursuniformen — denn die Chefs fahren selbst. „Wir vermieten nicht nur die Autos, sondern ein Erlebnis“, so Christian Kurek. „Die Leute sollen sich an uns wie an das Auto erinnern.“ Zum Rolls passt eine feine englische Uniform samt Kappe, beim Citroën werfen sie sich in ein Mafia-Outfit, das aus „Der Pate“ stammen könnte.
Und auch auf Sonderwünsche gehen sie ein. „Unser Cadillac wurde mal zu einer Petticoat-Hochzeit“ gebucht“, erzählt Georg Kurek. „Ein Anzug war da Tabu.“ Also schwang er sich in eine ausgewaschene Jeans, Cowboystiefel und besorgte sich sogar extra noch einen Westernhut.
Während das Geschäft an den sommerlichen Wochenenden brummt, sieht es in den winterlichen Monaten ruhiger ist. Wenn es draußen friert, bleiben die Motoren aber noch lange nicht kalt. „Die Wagen müssen täglich gefahren werden, dann laufen sie auch gut“, betont Christian Kurek. Also ziehen sie an Tagen wie diesen privat ihre Runden in ihren rollenden Schätzchen — ohne Uniformen, aber nicht mit weniger Stolz. Fehlt denn noch was im Fuhrpark? „Ein Wagen aus unserem Jahrgang wäre schön“, betont Christian Kurek, der sich selbst aber mit 50 Jahren noch nicht zu den Oldtimern zählen mag.