Essen-Kray. Alfons Scheske liebt Kois. In seinem Krayer Gartenteich schwimmen 17 Edelkarpfen. Drumherum hat der 79-Jährige eine Oase im Hinterhof geschaffen.

„Zweimal bin ich schon in den Teich gefallen. Aber schreiben Sie das bloß nicht,“ bittet Alfons Scheske. Doch, und mehr. Denn dieser Mann hat viel zu erzählen. Weit über 30 Jahre sind vergangen, seit er den Hinterhof am Heinrich-Sense-Weg 11 in Kray beackert hat. Aus einer Schotterwüste zauberte der gelernte Tankwart eine 700-Quadratmeter-Gartenoase. In Sichtweite zur A 40.

Willkommen in der „Villa Scheske“ in Essen-Kray

Koifische im Gartenteich mit Futterring: Alfons Scheske hat einen Hinterhofgarten mit Teich und viel Deko in Essen Kray.
Koifische im Gartenteich mit Futterring: Alfons Scheske hat einen Hinterhofgarten mit Teich und viel Deko in Essen Kray. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska


„Mit den neuen Lärmschutzzäunen hört man nichts vom Verkehr“, sagt der 79-Jährige. Hinter der überdachten Terrasse, die sich an das Haus anschließt, erklingt ein idyllisches Plätschern, das Urlaubsgefühle weckt. Willkommen in der „Villa Scheske“.

Neben der badenden Nixe aus Stein und einer Gruppe Keramikfröschen und Deko-Enten in Zierkieseln säumen Töpfe voller Geranien den Teichrand. Im Becken ziehen 17 edle Kois und zwei Goldfische ihre Bahnen. Am Gartentisch mit weißen Stühlen leistet Scheske seinen Haustieren oft Gesellschaft. „Ab und zu springt einer nach oben, dann spritzt das Wasser bis zu mir.“

Ein Ruhr-Karpfen löste Leidenschaft aus

Verborgen hinter der grauen Mehrfamilienhausfassade mit dem großen Tor hat der Ex-Angler ein Feuchtbiotop angelegt. Ein schlichter Ruhr-Karpfen, in den 1980ern selbst gefischt, entfachte seine Leidenschaft für die asiatischen Kiemenwesen. Heimische Rotfedern, Brassen und Barsche füllten zunächst ein kleines Becken. Anfang der 1990er wagte sich Scheske an die schillernden Exoten. Zuvor hatte ihn ein Kollege zu einem Händler in Belgien geführt. Kurzum: ein Koi musste her, dann ein zweiter. Bald ein dritter und so weiter.

Kein Koi ist wie der andere. Es locken Züchtungen in allen Größen und Schuppenfarben. „Nishikigoi“, kurz „Koi“, heißt auf Japanisch einfach nur „Karpfen.“ Mit 23 Tieren erreichte Scheske 2014 den höchsten Fischbestand. Nun hat er sechs weniger, aber das genügt dem Sammler.

Zu den Kois hat er einen guten Draht. Ein Geheimnis, wie er das schafft, doch sie fressen ihm aus den Fingern. „Meine Frau ist nicht so für das Hobby.“ Doch im Inneren hege seine Irmgard Sympathie für die stummen Teichbewohner: Vom Mittagessen hebt sie oft Kartoffeln oder etwas Reis auf. Dann rufe sie: „Für meine Fischges!“ Auch Toastbrot verfüttert Scheske aus der Hand, vor allem zum Zähmen.

Die Fische nuckeln gern am Daumen

Jeden Mittag zwischen zwölf und eins sowie um 17 Uhr wirft er Trockenfutter von der kleinen Brücke ins Nass. Gebissen wurde er noch nie. Im Gegenteil: „Die Fische nuckeln gern an meinen Daumen.“

Im Schnitt 25 bis 35 Jahre leben Koi-Karpfen. Schon mancher Besitzer musste seine Tiere vererben. Doch der Nachwuchs steht nicht immer parat. „Mein Sohn will das Hobby nicht fortführen“, weiß Scheske. Noch ahnen der Sanke-Farbkarpfen, der schwarzschuppige Showa mit den rot-weißen Flecken sowie der Paketwagen gelbe Chagoi und die 14 weiteren Artgenossen nichts davon...

In Japan gelten sie als Statussymbol für Reiche. Sind Kois hierzulande eine Wertanlage? Mit einem Stückpreis ab 300 Euro aufwärts seien sie nur bedingt als „Sparstrumpf“ zu empfehlen, meint ihr Halter. Die Zuchtkarpfen wollen aufmerksame Pflege. Bei Krankheiten, etwa durch Parasitenbefall, sind erfahrene Tierärzte gefragt. Der Koi-Verein Koiklan 1991 in Krefeld (koiklan.de), dem Scheske seit 30 Jahren angehört, hat eine Liste mit Fisch-Veterinären.

Expertenrat für Anfänger: „Die Teichpumpe ist das A und O. Daran sollte man nicht sparen und lieber eine Nummer größer kaufen.“ Und Platz braucht man, denn jeder Koi hat etwa 50 Zentimeter Länge.

Üppige Pflanzenpracht umrahmt den Gartenteich

Alfon Schleske (79) hat eine üppige Pflanzenwelt geschaffen.
Alfon Schleske (79) hat eine üppige Pflanzenwelt geschaffen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska


Das Wasser seines 17-Kubikmeter-Beckens tauscht er mehrfach im Jahr, aber immer nur ein Drittel. „Alle zwei Wochen hole ich mit dem Sauger den Dreck raus. Den Rest erledigt der Filter.“

Mit Bachlauf und Wasserfall hat der gebürtige Rellinghauser in unzähligen Stunden ein aufwändiges Reich erstellt, unter und über Wasser. Umgeben ist das bis zu 1,80 Meter tiefe Becken von üppiger Pflanzenpracht. Auch das verdient ein Lob. Scheske winkt ab. „Um die Blumen kümmert sich Irmgard.“ Das macht die 75-Jährige bestens.

Der Garten neben und hinter dem Garagenhof hingegen ist wieder sein Terrain. Aktuell hält sich die Arbeit in den Beeten mit den Prachtstauden, Duftrosen und Ziersträuchern in Grenzen. „Doch ab Oktober, wenn ich jede Pflanze vor dem Frost herunterschneide, ist hier ordentlich zu tun.“

Anspruchsloser sind die vielen Findlinge, Andenken an schöne Urlaube. „Der ist vom Bodensee“, sagt der Rentner und zeigt auf einen dicken Stein am Rand.

Am Ende des Grundstücks lädt Scheskes Hütte zum Verweilen ein. Das dritte Wohnzimmer, neben dem eigentlichen und der Terrasse am Teich. Sogar einen Kamin und einen Tisch mit Platz genug für Familienfeiern gibt es.

Über dem Glasdach der Terrasse brennt die Sonne. Fisch müsste man sein, an so einem Tag. Bei Scheske im Garten.