Essen-Kray. . Mit Herzblut und guten Ideen hat Alfons Schefke aus einem ollen Schotterplatz mitten in einer Sackgasse in Kray ein echtes Schmuckstück gemacht. Mit Wasserfall und Koikarpfen, die dem 73-Jährigen buchstäblich aus der Hand fressen
Der Heinrich-Sense-Weg, eine unscheinbare Sackgasse mitten in Kray. Mehrfamilienhäuser, denen man deutlich ansieht, dass darin auch gewohnt und gelebt wird, und die teilweise schon mehr als ein Jahrhundert auf dem Buckel haben. Quadratisch, praktisch, gut. Nur richtig schön, pardon, sind sie nicht, zumindest nicht von außen und auf den ersten Blick.
Gelernter Dekorateur
Die Überraschung indes lauert kaum zehn Meter weiter. Denn hinter der mausgrauen Fassade von Hausnummer 11 etwa, da verbirgt sich, was man im Leben dort nicht erwartet hätte. Ein Hinterhof, gut 700 m2 groß, den Besitzer Alfons Scheske binnen einiger Jahrzehnte mit Geduld, Spucke und Herzblut ohne Ende beackert hat. Was einst eine staubtrockene Schotterfläche war, ist längst ein und vor allem sein kleines Paradies. „Bei mir ist es so grün, das vermutet doch kein Schwein.“ Recht hat der Mann.
„Früher“, strahlt er voller Stolz, „das stand hier doch kein einziger Baum“. Kein Vergleich zu heute, gar kein Vergleich. Am Ende, wo das Grundstück von den Mauern einer ehemaligen Autowerkstatt begrenzt wird, da hat Alfons Scheske, der als gelernter Dekorateur ein besonders gutes Händchen zu haben scheint, für die Söhne und Mieter schon richtig was hingestellt. Blumen, Beete und einen urigen Unterstand, wo man gut sitzen und selbst bei schlechtem Wetter feiern und Fünfe gerade sein lassen kann.
Vorne aber, direkt am Hinterausgang des Hauses, da ist das Reich von Scheske und Gattin Irmgard. Ein Bachlauf, der in einen Teich mündet, der mal so richtig was hermacht. Und wenn der Hausherr den Wasserfall zuschaltet, dann könnte man kurz wirklich denken, irgendwo im Urlaub zu sein.
Vor Jahren, als Scheske in seiner Freizeit noch als Angler unterwegs war, da hat er Fische aus der Ruhr gezogen und in seinen ersten Teich gesetzt. Schleien, Brassen, auch Rotfedern einen Karpfen und sogar zwei Störe – was halt so schwimmt im Fluss direkt vor der Haustür.
Irgendwann jedoch wurden ihm die heimischen Arten zu langweilig. Sie schwammen, fraßen die Frösche, die Scheske einsetzen wollte, und sahen auch noch höchst durchschnittlich aus. Und so reifte der Gedanke, auf etwas anderes umzusatteln. Scheskes asiatische Ader behielt die Oberhand. Koi. Fortsetzung unten.
Der Fischflüsterer aus Kray? Schwer zu sagen, aber als Mitglied des Vereins Koi-Klan aus Krefeld ist Alfons Scheske jedenfalls einer, der sich schon richtig auskennt mit diesen fast fröhlich anmutenden Fischen, die seit bald 150 Jahren vor allem in Japan von Adeligen als Statussymbole gehalten werden. Es soll Exemplare geben, die wertvoller sind als ein Einfamilienhaus, was vor allem mit der Größe, der Zeichnung und natürlich der Einmaligkeit zu tun hat.
Wie wertvoll die 23 Exemplare in Scheskes Teich sind, wollte der Mann nicht verraten. Dem Reiher, der hin und wieder auf dem Garagendach lauert, wär’s sicher egal, wären die meisten von Scheskes Tieren nicht selbst für den gewieftesten Reiher eine zu fette Beute.
Wie auch immer: Wenn Scheske auf den Steg tritt, drehen die Fische am Rad und fressen ihm, kein Scherz, aus der Hand. Nur zwei, die bleiben gelassen. Der eine der beiden Ruhr-Störe – der andere ist seit wenigen Monaten im Stör-Himmel – zieht ohnehin eher am Grund seine Kreise und wartet auf das, was abfällt. Und dann noch der Chef im Teich, ein waschechter Karpfen und groß wie ein Cockerspaniel, den Scheske mal am Haken hatte, ihn dann aber doch mit nach Hause nahm. 23 Jahre ist das her, und noch macht der „Dicke“ den Anschein, so fit zu sein wie ein Turnschuh. Koi, Koi, Koi . . .
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