Essen-Steele. Neues Leben zieht in die Steeler Marienkirche ein: Das Sakralgebäude wurde an einen Investor verkauft, der in dem Gotteshaus 12 Wohnungen baut.
83 Jahre lang wurden in der katholischen Steeler St. -Marien-Kirche heilige Messen gefeiert, wurde getauft, gefirmt, geheiratet, und der Verstorbenen gedacht, wurde Weihnachten und Ostern gemeinsam gebetet. Dann kam die Schließung und Entweihung im Jahr 2008 – ein schmerzliches Datum und ein Einschnitt für die Gemeinde. Die nutzte das leerstehende Gotteshaus danach lange als Lagerhalle, bis 2015 mit der Flüchtlingswelle dort von Ehrenamtlichen eine Kleiderkammer eröffnet wurde. Doch nun haben Bistum und die Gemeinde sich entschieden und elf Jahre nach der Stilllegung das Gotteshaus an die Schlun-Baugruppe verkauft. Die wird in den nächsten zwei Jahren das Sakralgebäude in ein Wohnhaus umbauen.
Zwölf Wohnungen wird die St. -Marien-Kirche künftig beherbergen, 21 weitere entstehen in einem Neubau hinter der Kirche. „Da die Kirche denkmalgeschützt ist, müssen wir bei der Planung und der Umsetzung bestimmte Richtlinien beachten“, erklärt Reinhard Kalker, Geschäftsführer und Leiter der Projektentwicklung bei der Schlun-Baugruppe.
Eingangsportal und Kirchturm bleiben erhalten
So wird die äußere Gestalt der Kirche nicht groß verändert: Das Eingangsportal bleibt fast wie es ist und auch der Kirchturm wird als Landmarke bestehen bleiben, ebenso die bleiverglasten Fenster an der Vorderfront. „Allerdings dürfen wir nach enger Absprache mit der Denkmalbehörde den Innenraum komplett umgestalten. Und wir werden an der Vorder- und Hinterfront auch Balkone anbauen“, so Kalker weiter.
Auf jeden Fall erhalten bleiben die denkmalgeschützten kleinen bunten Fenster in der Kapelle, der Orgelempore, dem Chor und dem Seitenschiff, die im Erbauungsjahr 1925 von unterschiedlichen Künstlern gestaltet wurden. Zusätzlich werden noch weitere Fenster ausgeschnitten, damit die Wohnungen auch genug Licht bekommen. Der Turm kann allerdings nur bis zur zweiten Etage als Wohnraum genutzt werden, „aber natürlich wird er wie die gesamte Kirche komplett saniert“.
Altes Pfarrhaus wird abgerissen
Abgerissen wird dagegen das alte Pfarrhaus, das hinter der Kirche steht. Dort wird die Schlun-Gruppe einen modernen Neubau inklusive Tiefgarage hochziehen, der sich architektonisch von der Kirche stark absetzt. „So bleibt die St. -Marien-Kirche als Solitär im Stadtbild.“
Für Kalker und die Schlun-Baugruppe ist dieser Umbau ein äußerst spannendes Projekt – und die erste Kirche, die die Gruppe dann in ihrem Portfolio hat. Für die Planung wurde der Architekt Hermann Klapheck engagiert. „Er wird auch den Bau umsetzen.“
Rund zehn Millionen Euro investiert die Schlun-Baugruppe in die Kirche im Steeler Rott, der Umbau soll im nächsten Sommer starten. Bis dahin könnte die Kleiderkirche also noch dort bleiben. „Wir hoffen, dass wir spätestens Ende 2021 mit Umbau und Neubau fertig sind“, sagt Reinhard Kalker. Die insgesamt 33 Wohnungen sind zwischen 77 und 125 Quadratmetern groß und werden ausschließlich als Eigentumswohnungen verkauft.
Kirche wurde 1989 Baudenkmal
In den Jahren 1924-25 wurde die katholische St. Marien Kirche von Stadtbaurat Stark gebaut.
Es handelt sich um eine satteldachgedeckte Saalkirche mit niederen, eingezogenen Chor und seitlich angestelltem Turm.
Der nach Südwesten liegende Eingangsgiebel hat drei dicht nebeneinanderstehende, schmale Fenster, denen im Erdgeschoss drei rundbogige Eingänge entsprechen. Zu beiden Seiten des Eingangs befinden sich halbrunde, kegelförmige gedeckte Sakristeianbauten.
1989 wurde die Saalkirche in die Liste der Baudenkmäler aufgenommen.