Essen-Steele. . Vor zwei Jahren startete die Flüchtlingshilfe Steele ihr Projekt in der St-Marien-Kirche. Die Kleiderkammer dient auch als Ort der Kommunikation.
Im September 2015 tagte erstmals der Runde Tisch der Flüchtlingshilfe Steele. Eines der ersten ehrenamtlichen Projekte, das auf den Weg gebracht wurde, war die Kleiderkammer in der ehemaligen St. Marien-Kirche an der Buschstraße. Die „Kleiderkirche“ besteht bis heute, wenn sich auch ihr Profil in den vergangenen zwei Jahren verändert hat.
Marlies Britz, die Leiterin der Kleiderkammer, erinnert sich: „Anfangs waren die Flüchtlinge zum Teil stark traumatisiert. Aber nach und nach gelang es uns, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen, das bis heute Bestand hat.“ Heute wüssten die Hilfesuchenden viel besser als damals, ihre Wünsche zu benennen und zu sagen, was sie am notwendigsten brauchen.
Nach und nach das Vertrauen gewonnen
Viele Flüchtlinge, die bis September 2016 in der Sammelunterkunft am Pläßweidenweg untergebracht waren, haben eine eigene Bleibe gefunden – in Horst-Eiberg, aber beispielsweise auch in Borbeck. Andere haben das Land längst wieder verlassen oder leben in anderen Gemeinschaftsunterkünften. „Doch viele haben den Kontakt aufrechterhalten“, erklärt Michael Papsdorf, Vorsitzender der Steeler Flüchtlingshilfe. „Noch immer betreuen wir knapp 300 Menschen, auch wenn diese heute nicht mehr so stark das Steeler Stadtbild prägen wie zu Beginn.“
Daran haben Marlies Britz und ihre 14 ehrenamtlichen Helfer großen Anteil. Vorrangig Damen, aber auch zwei Herren sind dabei. Auch sechs Flüchtlinge packen mit an. Die jüngste Kleiderausgabe am vergangenen Donnerstag war gut besucht. Rund 80 Hilfesuchende nutzten die Chance, sich für die kalte Jahreszeit auszustatten. „Unsere Initiative hat sich rumgesprochen“, sagt Marlies Britz. „Wir haben auch Besucher aus Werden und Altenessen.“ Nur ein Indiz dafür, wie wichtig die Steeler Kleiderkammer immer noch ist.
Flüchtlinge kommen auch aus Werden und Altenessen
Die Ausgabe in der Marienkirche beginnt um 15 Uhr, doch Marlies Britz und ihr Team waren – wie so oft – schon zwei Stunden früher vor Ort, um die Waren zu sortieren. Viele Besucher hatten ihre Kinder dabei. Was einer guten Verständigung durchaus zuträglich ist: „Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell die Kinder die Sprache lernen.“ Im Gegensatz zu den Eltern. Besonders die Mütter hätten noch immer Probleme, „da sie seltener zu unserem Deutschunterricht gehen, weil sie sich um die Familie kümmern müssen“, wie Marlies Britz aus Erfahrung weiß.
Bekanntlich bietet die Flüchtlingshilfe im Atelierhaus am Äbtissinsteig neben Umzugshilfe und Kulturprogramm auch Sprachkurse an. Doch auch die Palette der Kleiderkammer wurde stetig erweitert: Geschirr, Handtaschen, Schulartikel, Kinderwagen und sogar Fahrräder gehören dazu. „Das ist eine richtige Fundgrube geworden“, freut sich Britz.
Vertrag mit Gemeinde läuft Mitte August 2018 aus
Seit Februar wird für die Sachen eine kleine Spende erhoben. 50 Cent für ein Teil oder vielleicht 5 Euro im Paket, aber alles im überschaubaren Bereich. „Anfangs kamen Flüchtlinge vorbei und haben fast alles mitgenommen, was nur irgendwie ging. Das ist sicherlich auch mal etwas auf dem Flohmarkt gelandet.“ Das hat sich nun gelegt. Das Geld wird direkt wieder in die Kleiderkammer investiert.
Die Kleiderkammer gilt mittlerweile auch als Anlaufstelle und Ort der Kommunikation. „Die Leute fragen uns um Rat, wenn sie beispielsweise zum Arzt müssen.“ Das alles sei gelebte und praktizierte Integration. Britz: „Es ist eine Menge Arbeit, aber es lohnt sich.“ Man sei der Gemeinde St. Laurentius dankbar, hier sein zu dürfen. Bis Ende August 2018 wird dies auch so bleiben. Danach muss man sehen. Die Arbeit im Atelierhaus steht und fällt mit dem neuen Investor. Die Ausschreibung lief unlängst aus.
>> KONTAKT ZUR FLÜCHTLINGSHILFE STEELE
Die Flüchtlingshilfe Steele zählt aktuell 38 Mitglieder. Der Verein wurde im Mai 2016 gegründet. Unterstützung erhält er durch knapp 50 weitere ehrenamtliche Helferinnen und Helfer.
Wer die Flüchtlingshilfe unterstützen will, erhält Informationen auf der Webseite unter www.rtnetz.de. Dort sind die einzelne Projekte aufgeführt. Kontakt: 0151 61 49 66 34.