Essen-Heisingen. . Kunst und Klümpkes, Rosé und Doppelkorn: So lautet das Konzept der Betreiber für den Heisinger Kultur-Kiosk. Die Geschwister haben weitere Pläne.

Als der Kiosk an der Heisinger Straße 1996 eröffnete, floh Dariush Baghlani mit seiner Familie vor dem Krieg in Afghanistan. Heute steht der 35-Jährige in Heisingen hinter der Theke, bietet ganz klassisch Zeitungen, Zigaretten und Kaffee an. Mit seiner Schwester Laila (34) hat er das Ladenlokal im Vorjahr gepachtet, das sie nun zum Kultur-Kiosk weiterentwickeln und somit den Spagat zwischen Klümpkes und Kunst, Doppelkorn und Rosé wagen wollen. „Etwas Einziges soll es werden, das zum Ruhrgebiet passt“, sagen die Geschwister.

Bis zu diesem gemeinsamen Vorhaben verliefen ihre beruflichen Wege getrennt. Während Dariush Baghlani in den vergangenen Jahren in Berlin und Hamburg lebte und sein Unternehmen in der IT-Branche leitete, studierte seine Schwester Jura und arbeitete im sozialen Bereich in einer Jugendhilfeeinrichtung, zuletzt mit unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlingen.

Gewürze und Öle sollen das Angebot im Kiosk erweitern

Die erste Bildausstellung hängt bereits im Heisinger Kultur-Kiosk, in dem auch Konzerte zum neuen Konzept gehören sollen.
Die erste Bildausstellung hängt bereits im Heisinger Kultur-Kiosk, in dem auch Konzerte zum neuen Konzept gehören sollen. © Baghlani | Foto:

Von ihrem engen Verhältnis abgesehen („wir sind wie siamesische Zwillinge“) verbindet sie ihr Interesse für Kultur. So komponiert der 35-Jährige Musikstücke und fotografiert, die 34-Jährige bringt Theaterstücke auf die Bühne. In ihrem Kiosk hängt nun die erste Ausstellung, Werke von Michael Sander, die Motive der Industriekultur zeigen und dank der sie rasch mit ihren Kunden ins Gespräch kommen. Da sie etablierte Künstler ausstellen möchten, arbeiten sie etwa mit der Duisburger Cubus-Kunsthalle zusammen.

Außer Ausstellungen soll es künftig aber auch Konzerte etwa mit Heisinger Musikern geben. „Wir haben hier gleich Kontakte zur kreativen Szene knüpfen können“, sagt Dariush Baghlani, der längst weitere Standbeine für ihren Kiosk plant und sich auch sehr für den Handel interessiert. Bestimmt habe dazu sein Großvater beigetragen, der Händler auf der Seidenstraße gewesen sei. Der Enkel jedenfalls plant, künftig Gewürze wie Safran aus Afghanistan und Arganöl aus Marokko anzubieten und ist überzeugt, mit diesem Angebot in Heisingen am richtigen Ort zu sein. „Unsere Kunden kaufen gern Gourmet-Magazine und beschäftigen sich mit dem Thema Kochen“, weiß der Kioskbetreiber über ihr Klientel.

Tipp einer Freundin führte die Geschwister auf die Ruhrhalbinsel

Öffnungszeiten und Ausstellung im Kultur-Kiosk

Der Heisinger Kultur-Kiosk Schüfflers, Heisinger Straße 501, öffnet wochentags von 7 bis 20 Uhr, am Sonntag von 8 bis 19 Uhr.

Derzeit ist die Foto-Grafik-Ausstellung mit Werken von Michael Sander aus den Zyklen „Auf Kohle“ und „Auf Stahl“ noch bis Ende Juli zu sehen. Der Künstler setzt sich mit Wandel, Gedeihen und Vergehen auseinander, die Werke zeigen auch die Heimatverbundenheit mit dem Ruhrgebiet.

Diese haben sie übrigens per Zufall gefunden, als sie auf der Suche nach einem Lokal für ihren beruflichen Neuanfang waren. Der Tipp einer Freundin führte die Geschwister in den Essener Süden. „Ich habe die Region wirklich unterschätzt“, sagt Dariush Baghlani, dem der Wechsel aus Hamburg nicht ganz einfach fiel. Doch die Nähe zu den Eltern, die nach wie vor in Duisburg leben, war ihm wichtig.

In Heisingen lernten sie dann Schirmemachermeister Willy Schüffler kennen, der den Kiosk selbst viele Jahre führte und den Eingang zu seinem Unternehmen inzwischen in den Hinterhof verlegt hat. Wer aber in den Kiosk komme, der verbinde diesen auch heute noch mit dem Namen des Schirmemachermeisters, wissen die neuen Betreiber längst. Und daher wollen sie bald den neuen Namen über den Eingang anbringen: „Schüfflers“ wird der Kultur-Kiosk heißen.

Ein Plausch und so manche Diskussion über das Dorfgeschehen gehören zum Kioskalltag

Über dem Eingang zum Kiosk an der Heisinger Straße 501 soll bald das Schild mit dem Namen „Schüffler“ hängen.
Über dem Eingang zum Kiosk an der Heisinger Straße 501 soll bald das Schild mit dem Namen „Schüffler“ hängen. © sag | Foto:

Willy Schüffler hat den beiden nicht verschwiegen, wie viel Arbeit ein Kiosk bedeutet; er hat ihnen aber vor allem auch geholfen, langsam Fuß zu fassen, nachdem die Vorgänger, das Ehepaar Obeidi, im Vorjahr ausgestiegen sind. Das von ihnen eingeführte Mörchens-Eis gehört aber weiterhin zum Angebot.

„Zudem bleibt ein Kiosk immer auch ein Ort für einen Plausch und so manche Diskussion über das Dorfgeschehen“, sagt Willy Schüffler. Darauf lassen sich die Geschwister sehr gern ein, sind an sieben Tagen in der Woche vor Ort, erhalten Unterstützung von einer Aushilfe. „Für mich ist der Kiosk nun die Verbindung von Beruf und Hobby“, sagt Dariush Baghlani. Seine Schwester ist inzwischen nach Heisingen umgezogen, er kann sich das inzwischen auch sehr gut vorstellen.