Essen-Heisingen/Werden. . Tag eins nach der Schulbus-Streichung in Heisingen: Eltern berichten von vollen Bussen und verpassten Anschlüssen. Ruhrbahn lenkt vorerst ein.

In der Heisinger Schulbusdebatte haben Schüler und Eltern einen Teilerfolg erreicht: Die Ruhrbahn kündigt an, ab Montag, 17. Juni, den E-Wagen (E48) nach Werden wieder einzusetzen, heißt es in einem Schreiben an die Eltern.

Sobald es betrieblich möglich sei, sollen auch die Einsätze der Linie E40 wieder aufgenommen werden. Das löst zwar das Problem der Schüler, nach Werden zu kommen. „Noch gibt es keine Lösung für die Kinder, die nach Bredeney müssen“, sagt Mirko Kuhn, Mitglied der Elterninitiative. Und auch für die Rückfahrt von Werden ändere sich nichts. Eine Antwort der Ruhrbahn steht auf Nachfrage der Redaktion aus.

Der Reaktion der Ruhrbahn an den Heisinger Vater war ein Morgen mit überfüllten Bussen und Kindern vorausgegangen, die am Stadtwaldplatz ihren Anschluss verpasst hatten. Genau dieses Szenario hatten die Eltern befürchtet, nachdem die Ruhrbahn angekündigt hatte, die Schulbusse ab dem 9. Juni von Heisingen Richtung Werden und Bredeney zu streichen. Seitdem gibt es eine Verdichtung des Taktes der Linie 145 auf fünf Minuten, eine Empfehlung der Ruhrbahn für den Umstieg samt einer Anschlussgarantie für die Schüler.

Die Anschlussgarantie funktionierte schon am ersten Morgen nicht

Die Busse seien teilweise überfüllt gewesen und hätten nicht mehr gehalten, berichten Eltern und Schüler am Morgen nach der Umstellung, mit der die Schulbusse aus Heisingen entfielen.
Die Busse seien teilweise überfüllt gewesen und hätten nicht mehr gehalten, berichten Eltern und Schüler am Morgen nach der Umstellung, mit der die Schulbusse aus Heisingen entfielen. © HO | HO

Genau diese Garantie habe laut Mirko Kuhn bereits am ersten Morgen nach der Umstellung nicht funktioniert. So habe etwa seine Tochter an der Heisinger Haltestelle Elsaßstraße vergebens gewartet, da sie in den erstes Bus nicht mehr hineingekommen sei; der folgende sei gleich durchgefahren. „Was ist eine Anschlussgarantie wert, wenn die empfohlenen Verbindungen zum Stadtwaldplatz überfüllt sind und die Haltestellen in Heisingen (im Falle meiner Tochter die Haltestelle Elsaßstraße) deswegen gar nicht mehr anfahren?“, fragt der Vater, der sich ans Beschwerdemanagement der Ruhrbahn wandte. Die Ruhrbahn habe von einer Betriebsstörung gesprochen.

Die Situation im Bus hat etwa Jeanne Ziegler beobachtet, die morgens aus beruflichen Gründen von Heisingen nach Stadtwald fährt: „Verzweifelte Schüler riefen ihre Eltern an und diese kamen mit dem Auto, damit ihre Kinder pünktlich zur Klassenarbeit die Schule erreichen.“ Die versprochenen Anschlusslinien hätten andere Kinder am Stadtwaldplatz nicht mehr erreicht. „Heute morgen war ich froh, dass mein Sohn noch in den Kindergarten geht und sich nicht dieser Tortur unterziehen muss. Trotzdem appelliere ich für alle anderen an die Ruhrbahn - tut was, so geht es nicht“, sagt die Mutter.

Elterninitiative erfährt Unterstützung auch aus der Politik

Dass der geänderte Plan der Ruhrbahn nicht aufgehen könne, sei vielen Eltern sehr schnell klar gewesen, sagt Mirko Kuhn. So ist die Elterninitiative bereits in den vergangenen Wochen aktiv gewesen und hat auch Unterstützung aus der Politik erfahren. Fest stehe aber auch, dass sie werden weitermachen müssen. Denn die Zusage der Ruhrbahn gelte vorerst lediglich bis zu den Sommerferien. Offen sei zudem, wie es in die Gegenrichtung und auch für die Schüler weitergehe, die zum Grashof- oder Goethe-Gymnasium nach Bredeney müssen. Ebenso stehen Fahrgastzahlen der Ruhrbahn im Raum, die sich mit denen der Eltern nicht decken. Die Ruhrbahn sei bei ihrer Entscheidung, die Schulbusse zu streichen, von 50 Schülern für Werden und 65 Schülern für Bredeney ausgegangen: In ihrem Positionspapier beziffern die Eltern diese Zahlen nach Rücksprache mit den Schulleitungen jedoch auf bis zu 300 – und blicken skeptisch auf die Ankündigung der Ruhrbahn.

Ruhrbahn will erneut Fahrgäste zählen und dann über Vorgehen entscheiden

Forderungen aus dem Positionspapier

Eltern der haben ihre Argumente und Forderungen in dem offenen Positionspapier „Heisingen braucht seine Schulbusse“ zusammengefasst. Darin geht es etwa um die Sicherheit am „Drehkreuz“ Stadtwaldplatz, den Nahverkehrsplan, die Fahrgastzahlen und Lösungsvorschläge. Dazu zählt für Bredeney: Busse aus dem regulären Linienbetrieb (5-Minuten-Takt) von 6.45 bis 8.13 Uhr auf die Strecke zu den beiden Gymnasien zu schicken.

Die Eltern erwarten, eine realistische und kurzfristige Erhebung aktueller Fahrgastzahlen, die zeitnahe Rücknahme der Streichung der Schulbusse und damit einen „zügigen, zuverlässigen und sicheren Schulweg für unsere jungen Verkehrsteilnehmer“.

Auch die Politik reagiert auf die Schulbus-Debatte: So weist Jochen Backes (Bürgerliche Mitte Essen) darauf hin, dass seine Fraktion das Thema auf die Tagesordnung im kommenden Bau- und Verkehrsausschuss am 27. Juni gebracht habe.

Das Unternehmen hat den Eltern in der aktuellen Antwort auf die Beschwerde zugesagt: „Mit Blick auf die in der aktuellen Diskussion divergierenden Schülerzahlen werden wir zudem weitere Fahrgastzählungen auf allen betroffenen Linienfahrten sowie Beobachtungen vor Ort (Haltestelle Stadtwaldplatz) durchführen.“ Auf Basis dieser Zählungen werde dann über das weitere Vorgehen entschieden.

Ob es dann eine Lösung für alle Schüler geben wird, bleibt offen. Schon jetzt aber weisen Eltern wie Mirko Kuhn darauf hin, dass die Pläne der Ruhbahn, der Idee, Kinder an den öffentlichen Nahverkehr heranzuführen und auch den Diskussionen um den Klimaschutz und der Verkehrswende widersprächen. Die Schüler, die für die Beförderung bereits ihr Schokoticket bezahlt hätten, seien nun die Verlierer, sagt der Vater: „Diejenigen, die auf die Busse angewiesen sind, werden im doppelten Sinne nicht abgeholt.“