Essen-Überruhr. . Am 21. Februar 1969 verstummten die Glocken von St. Maria Heimsuchung: Der Turm wurde gesprengt, die Kirche war durch den Bergbau geschädigt.

Als Inge und Franz Leifeld in den 1960ern nach Überruhr-Hinsel zogen, da lag die Kirche St. Maria Heimsuchung ihrer Gemeinde am Hinseler Hof, wo heute das Marienheim in die Höhe ragt. Genau ein Jahr lang konnten die beiden damals das Gotteshaus an dieser Stelle noch ansteuern, dann wurde es abgerissen: Vor genau 50 Jahren verstummten die Glocken der Kirche, am 21. Februar 1969 wurde der Turm gesprengt. Grund war die Baufälligkeit, die Ursache dafür waren Bergbauschäden.

„Um 11.15 Uhr fiel der Kirchturm, zuvor war bereits das Kirchenschiff

   
    © Bürgerschaft Überruhr

niedergelegt worden“, sagt Stephan Assenmacher, der sich als stellvertretender Vorsitzender der Überruhrer Bürgerschaft um die Geschichte des Stadtteils kümmert. Zu dieser zählen auch die Überbleibsel der alten Kirche: die drei Glocken, die in der Nachbarschaft geblieben sind. „Die größte ist die Marienglocke, die steht vor dem Kirchenneubau St. Mariä Heimsuchung am Hinseler Feld“, erklärt Stephan Assenmacher. Nachzulesen ist die Geschichte dank der Bürgerschaft auch auf den Tafeln des Denkmalpfades im Stadtteil wie vor dem Marienheim.

Kapelle wurde zu klein für wachsende Bevölkerung

Zu der Historie gehört das erste katholische Gotteshaus, eine 1800 geweihte Kapelle. Diese wurde jedoch bald zu klein für die wachsende Bevölkerung, die im Bergbau Arbeit in Überruhr fand. Da ein Anbau nicht möglich war, folgte der Neubau. Das Grundstück erwarb der Kapellenvorstand für 400 Taler von einem Landwirt aus Borbeck und beschloss zudem, Steine herstellen zu lassen: Hunderttausende dieser Ziegeln wurden für das neue Gotteshaus verwendet. 1874 war die Kirche fertig, diente in den folgenden Jahrzehnten als Heimatpfarrei für die Katholiken aus ganz Überruhr und damit als Zentrum des kirchlichen Lebens.

Vor dem jüngsten Neubau an der Schulte-Hinsel-Straße steht eine der drei Glocken aus dem Abgerissenen Kirchturm.
Vor dem jüngsten Neubau an der Schulte-Hinsel-Straße steht eine der drei Glocken aus dem Abgerissenen Kirchturm. © Christof Köpsel

1958 wurde deutlich, dass der Bergbau auch Schattenseiten hatte, an der Kirche hatte er zumindest erhebliche Schäden verursacht. Das Gotteshaus war baufällig geworden. Und neun Jahre später am Morgen des 1. Juli 1967 besuchten die Gemeindemitglieder schließlich die letzten Heilige Messe in St. Maria Heimsuchung, am Nachmittag weihte Bischof Franz Hengsbach den sakralen Nachfolger am Hinseler Feld ein.

Alte Glocken läuteten für neue Kirche

„Zunächst wurde noch vom Kirchturm der alten Kirche zur Messe geläutet, dann fielen die Glocken dem Vandalismus zu Opfer“, sagt Stephan Assenmacher. Zwischengelagert wurden diese im Pfarrgarten, denn es bestand die Hoffnung, sie später einmal in der neu errichteten Kirche zu verwenden.

Einen Kirchturm hat St. Mariä Heimsuchung allerdings nicht. So mancher in Überruhr haderte ohnehin anfangs mit diesem kantigen Gotteshaus, erinnern sich die Eheleute Leifeld. Hat diese Bauweise doch nichts mit dem Vorgänger, einer neugotischen Kirche, gemein. Deren Abbruch hatte damals wiederum Platz geschaffen für das Marienheim, das 1977 eröffnet wurde, als die Bergbauschäden beseitigt waren. Und an die Architektur von St. Mariä Heimsuchung haben sich im Laufe der Jahrzehnte nicht nur Inge und Franz Leifeld längst gewöhnt.

>>DIE INNENEINRICHTUNG DER KIRCHEN

  • Aus der ehemaligen Kirche St. Maria Heimsuchung wurde einiges aus der Inneneinrichtung für den Neubau übernommen: Dazu gehören die Orgel, der Taufbrunnen, die Pièta sowie die Figuren der Gottesmutter Maria und des hl. Josef. Die Figuren aus dem Hauptaltar der alten Kirche (die beiden Heiligen Heinrich und Theodor) wurden im Eingang an den Säulen des Gemeindesaales aufgestellt.
  • Aus der früheren Kapelle stammen ein Kelch und eine Monstranz von 1856: Gespendet wurden diese von Bauern und werden bis heute genutzt.