Essen-Überruhr. . Füttern, misten, Dach erneuern, Zäune ziehen: Zu tun gibt es im Tiergehege in Überruhr genug. Träger ist ein Verein, der das Ausflugsziel erhält.

Das Tiergehege im Wichteltal kennt Natascha Donaubauer schon seit Kindertagen. An diesem Tag kommt die 38-Jährige aber schweren Herzens nach Überruhr: Sie muss sich von ihrer Ziege Bobby trennen. Der wird nun Teil der großen Herde, die von Mitgliedern des Vereins Tiergehege Wichteltal gepflegt wird.

2005 übernahm der Verein die Versorgung der Tiere samt des gepachteten Geländes, auf dem sich heute 14 Ehrenamtliche um bis zu 30 Ziegen kümmern – und dabei stets auf Spenden angewiesen sind. „Die Arbeitsklamotten kaufen wir selbst, aber privat ist diese Aufgabe finanziell nicht zu stemmen“, sagt der Vorsitzende Alexander Kirstein. Hauptberuflich arbeitet er bei der Ruhrbahn als Ausbildungsmeister für Elektro- und Metallberufe. In seiner Freizeit ist er längst zum Ziegenexperten geworden. Denn im täglichen Wechsel füttern die Helfer die Tiere, übernehmen Fell- und Hufpflege, misten aus und streuen den Stall mit frischem Stroh ein.

Beliebtes Ausflugsziel für Familien

Diesen Unterstand haben die Ehrenamtlichen im Vorjahr neu gebaut, nun

Die Patenziege der Schüler von der Hinseler Grundschule: Landschaftspfleger Hansel, der auf der Weide das Gras kurz hält und so manchen Pflanzentrieb frisst.
Die Patenziege der Schüler von der Hinseler Grundschule: Landschaftspfleger Hansel, der auf der Weide das Gras kurz hält und so manchen Pflanzentrieb frisst. © Stefan Arend

muss noch das Dach ersetzt werden. Dann geht es wieder an den Zaun: „Der ist ein Fass ohne Boden“, beschreibt Alexander Kirstein die Aufgaben auf dem ein Hektar großen Gelände, die niemals endeten. „Letztendlich machen wir das alles für Kinder“, sagt er zu dem beliebten Ausflugsziel, das sie einst gerettet haben. Mädchen und Jungen dürften gern in Anwesenheit der Ehrenamtlichen mit den Tieren auf Tuchfühlung gehen, könnten sie streicheln oder Möhren füttern. Der Verein hat Kontakt zu Schulen wie der Hinseler Grundschule, die eine Patenschaft für Ziege Hansel übernommen hat.

Gerade haben die Helfer Steckbriefe für alle Tiere mit deren Bildern ans Tor gehängt, falls Spaziergänger sich für deren Namen, Charakter und Besonderheiten interessieren. Uschi etwa, ein Mix aus Buren- und Zwergziege, verhalte sich zurückhaltend bis zutraulich. Sie kämpft häufiger mit ihren Artgenossen und springt an Menschen hoch, wenn diese die Hände hochhalten, steht auf einem Schild zu lesen. Chantalle hingegen (Geburtsort Wichteltal) ist eher schüchtern und manchmal auch verschmust. Die Ziege ist die Tochter von Tyson („Herdenchef – kloppt alles weg“) und Schwester von Jaqueline, ein gelassenes Tier: „Meist sucht sie sich ruhige Leute, die viel Ruhe ausstrahlen“, heißt es zu ihren Besonderheiten. Hat man Jaqueline dann einmal an der Backe, werde man sie nicht wieder los.

Besucher erfahren auch tierische Schicksale

Am Eingangstor hängen nun die Steckbriefe samt Bildern der Ziegen.
Am Eingangstor hängen nun die Steckbriefe samt Bildern der Ziegen. © Stefan Arend

Besucher erfahren aber nicht nur die Eigenschaften der Ziegen, sondern im Gespräch auch manches tierische Schicksal. Das von Donald hätte schlimm enden können, da er sich in einem Tiergehege für afrikanische Großkatzen verirrt hatte. Die zuständigen Tierschützer steckten ihn zu ihren Schafen – statt dankbar zu sein, boxte Donald diese jedoch. Er musste ausziehen und kam nach Überruhr, wo er auch seinen Namen erhielt. „Er kam am Tag, als Donald Trump zum Präsidenten gewählt wurde“, erklärt Alexander Kirstein.

Tragisch lief es auch für Züri, der kaum einen Angriff von Wildbienen und hunderte Stiche überlebt hatte , als ihn die Mutter verstieß. Nun lebt auch er im Wichteltal mit dem Spitznamen „der Imker“.

Natascha Donaubauer und ihr Lebensgefährte Nicolo Da Lucia hätten Bobby niemals

© sag

verstoßen. Da sie aber keinen neuen Partner für die Ziege gefunden haben, entschieden sie sich für das Tiergehege. „Wenn Ziegen Gesellschaft gewohnt sind, können sie nicht allein leben“, erklärt Alexander Kirstein. „Sie blöken, bis sie umfallen“, daher stamme auch der Begriff rammdösig werden. Bobby bleibt zumindest dieses Schicksal dank neuer Herde erspart. Und seine früheren Besitzer bleiben seine Paten – lebenslänglich.

>>PATENSCHAFTEN UND KONTAKT ZUM VEREIN

  • Der Verein finanziert sich aus Einzelspenden, aber auch aus regelmäßigen Zuwendungen. Die kommen etwa über Patenschaften für die Ziegen. Für zehn Euro im Monat gibt es die Patenschaft für ein Tier, dessen Grundversorgung dafür gewährleistet ist.

  • Ihr Ziegengehege stellen die ehrenamtlichen Betreiber wieder bei einem Fest zum Tag der offenen Tür am 20. April vor. Aber auch sonst ist der Kontakt zum Verein möglich: Alexander Kirstein, 0176-81 02 76 65.
  • Alle Informationen zum Tiergehege Wichteltal gibt es im Internet unter: www.wichteltal.de