Essen-Kupferdreh. . Als Zugleiterin und Vorsitzender des Festausschusses organisieren Gisela und Norbert Tüffers die jecke Jahreszeit auf der Ruhrhalbinsel.

Mit einem Wandteller begann ihre Leidenschaft für den Karneval. Gisela und Norbert Tüffers verkleideten sich 1978 erstmals beim Kupferdreher Rosenmontagszug und erhielten als grüne Clowns gleich die Auszeichnung (Wandteller!) als beste Fußgruppe. „Da hatten sie mich“, sagt Norbert Tüffers lachend. Seitdem schlüpft das Paar zum Umzug in die Clownskostüme: Nur sind diese inzwischen bunt, und die beiden sind längst die Organisatoren des Kupferdreher Karnevals. Gisela Tüffers (71) stellt als Zugleiterin jetzt ihren 29. Zug auf die Beine, ihr Mann Norbert (69) ist der erste Vorsitzende des Festausschusses Kupferdreher Karneval (FKK).

In ihrer Wohnung schmücken Schals, gerahmte Urkunden und alle Orden

© Christof Köpsel

des Kupferdreher Karnevals ab 1977 die Wände – ab 1995 sind es die Entwürfe von Norbert Tüffers. Zwar sammelt seine Frau auch Engelsfiguren, während er Musik macht und mit seiner Band „Pottärpels“ unterwegs ist. Beide bereisen gern antike Städte. Karneval aber ist bei den Tüffers jeden Tag.

Mancher Beschluss fällt am Frühstückstisch

An ihrem Frühstückstisch ist so mancher Vorstandsbeschluss gefallen, hier tagen die Verantwortlichen von Stadt, Polizei und Feuerwehr bei Mett- und Käsebrötchen, die Gisela Tüffers schmiert. Und hier treffen sie sich an Rosenmontag wieder im kleinen Kreis, wenn der Zug 2018 Geschichte ist. „Dann ist der Umzug für 2019 schon angeschoben“, sagt Gisela Tüffers. Ob Kapelle, Toilettenwagen, Ordner oder Motto – spätestens ab April werden die Pläne konkret.

Am 12. Februar wird die Zugchefin zunächst den Startschuss für den 146. Kupferdreher Karnevalszug geben. „Sie wird vor Vorfreude und Erleichterung wie immer drei Freudentränen vergießen“, verrät ihr Mann, der mit ihr im Konfettiregen stehen wird, bevor die beiden Clowns ins Cabrio steigen, um die Jecken beim größten Volksfest der Ruhrhalbinsel zu begrüßen. Bei gutem Wetter (dafür brennt bei Gisela Tüffers schon seit Wochen die Wetterkerze) werden sie bis zu 70 000 Besuchern Helau zurufen und den Kindern Klümpkes zuwerfen.

Ihre Kindheit war karnevalsfrei

Die Kindheit von Gisela und Norbert Tüffers selbst war karnevalsfrei. Der gebürtige Bottroper widmete sich schon damals der Musik, beruflich führte ihn sein Weg als Betriebswirt in den Außendienst. Sie wuchs als Schalker Mädchen in einer streng katholischen Familie auf, die nicht Karneval, stets aber den Namenstag des Großvaters Martin feierte. Als die Enkelin stattdessen mal schwofen ging, trafen sie ihren Zukünftigen. Sie auf der Tanzfläche, er am Bass. „Am 11.11.“, sagt sie. „Sie hat mich von der Bühne geholt“, schmunzelt er.

Zwei Jahre später führte die Wohnungssuche das Ehepaar nach Überruhr, dann über Heisingen vor 20 Jahren nach Kupferdreh. Als die Tochter in die Schule ging, stand für die Eltern der erste Rosenmontagszug an. In Clownskostümen, die Gisela Tüffers als gelernte Schneiderin selbst näht.

© Ulrich von Born

Beide waren zunächst auch in Karnevalsvereinen aktiv, gaben die Mitgliedschaft auf und setzen ihr Organisationstalent und ihre Zeit seitdem beim FKK ein. Dessen Mitstreiter planen die Veranstaltungen auf der Ruhrhalbinsel. Hauptaufgabe ist der Umzug, es stehen aber in jeder Session auch Hoppeditzerwachen, närrisches Fußballspiel, Karneval für Kinder und Senioren an.

Rosenmontag beginnt um 7 Uhr

Um das permanente Finanzproblem zu lösen, das im Laufe der Jahre wuchs, gibt es nun seit 1997 den Förderkreis Kupferdreher Karneval. Geschäftsführer ist Norbert Tüffers, der die Unterstützung von der Bezirksvertretung lobt. „Und wenn’s klemmt, hilft Thomas“, sagt der 69-Jährige und meint den Oberbürgermeister, den sie am Karnevalssamstag im Rathaus zur närrischen Sitzung besuchen, bevor sie am Sonntag mit dem Auto voller Geschenke, Orden und Blumen die Jecken auf der Ruhrhalbinsel ansteuern.

Der Rosenmontag beginnt um 7 Uhr mit dem Frühstück und ersten Anrufen. 9.30 Uhr geht es mit Brötchen und Berlinern zur Polizei. Lagebesprechung. Zwischendurch kümmern sie sich um Wasserrohrbrüche, Falschparker, Sturmwarnung. Wie vor zwei Jahren, als der Zug verlegt wurde. Er fiel auch schon ersatzlos aus. An Unwetter und den Golfkrieg erinnert sich Gisela Tüffers genau. Denn es waren ihre beiden ersten selbst organisierten Umzüge. „Ich kriege die Kiste nie ans Laufen“, dachte sie damals – und irrte sich.

Nun hofft das Paar auf närrische Nachfolger

Heute wissen sie beide, wie es sich anfühlt, wenn die Kinder nach dem Karneval auf den Tischen einschlafen, wenn Senioren singend schunkeln und tausende Narren gut gelaunt feiern. „Das macht uns natürlich glücklich und stolz“, sagt Norbert Tüffers, verschweigt aber nicht, dass sie bereits seit geraumer Zeit auf Nachfolger hoffen. Nun wollen sie ernst machen und bei den Neuwahlen in die zweite Reihe rücken. Jetzt sind andere Jecken gefragt. Gisela und Norbert Tüffers werden ihnen zur Seite stehen. Nach Rosenmontag aber treten zunächst andere Pläne in den Vordergrund: für ihre Goldene Hochzeit.

>>DIE TERMINE DES FKK UND ANMELDUNGEN FÜR DEN ZUG

Die FKK-Versammlung findet am Dienstag, 16. Januar, 20 Uhr, in Hafke’s Schwan, Bochumer Landstraße 317, statt. Es geht u.a. um Sicherheitsvorschriften und die Vorbereitungen der Termine. Info: www.Kupferdreherkarneval.de

Zum 64. Närrischen Fußballspiel am Sonntag, 21. Januar, 11 Uhr, sind Zuschauer Am Eisenhammer eingeladen.

Der 21. FKK-Kinderkarneval steigt Sonntag, 28. Januar, ab 11 Uhr, in der Markthalle Kupferdreh, Deilbachbrücke 4. Eintritt: 4 Euro.

Seniorenkarneval steht am 7. Februar, 16 Uhr, im Franz-Hennes-Heim, Deilbachtal 40, an.

Am 12. Februar startet der 146. Kupferdreher Rosenmontagszug um 16.11 Uhr. Die schönsten Kinder- und Jugendgruppen werden prämiert (1. Preis 250 Euro).

Anmeldung für alle Teilnehmer: Gisela Tüffers, 84 86 496.