Essen-Horst. . Martha und Eugen Steinbach traten vor 65 Jahren vor den Altar und feiern mit Kindern, Enkeln und Urenkeln nun ihre Eiserne Hochzeit.

„Irgendwann einmal einen Rasenroboter angeschafft zu haben, war eine der besten Entscheidungen, die wir je trafen.“ Sagen Martha und Eugen Steinbach mit einem augenzwinkernden Blick auf den riesigen Rasen und das 600m2 große Grundstück hinter ihrem Haus im Beuler Feld in Horst. Die wohl mit Abstand beste Entscheidung ihres Lebens jedoch trafen sie bereits Jahrzehnte zuvor. Ostermontag 1952 ging’s zunächst zum Standesamt, ein paar Monate später dann, am 10. August, stand das Paar in Herne vor dem Traualtar. 65 Jahre ist das her.

Angefangen hatte alles noch ein paar Jahre früher. Denn als sie sich eher zufällig 1948 auf der Cranger Kirmes in Herne begegnen, rücken selbst die „ausgezeichneten Fischbrötchen auf dem noch sehr familiären Fest“ schnell in den Hintergrund. Eugen Steinbach schaut seiner Martha ganz tief in die Augen, und auch sie ist schnell Feuer und Flamme. Anfangs treffen sie sich noch heimlich, dann jedoch gibt’s den unvermeidbaren Gang zu den Eltern und vier Jahre später läuten die Hochzeitsglocken.

1945 erhält Eugen Steinbach einen Stellungsbefehl

10. August 1952: In einer Notkirche aus Holz der Gemeinde Heilige Familie in Herne gaben sich Martha und Eugen Steinbach das Jawort.
10. August 1952: In einer Notkirche aus Holz der Gemeinde Heilige Familie in Herne gaben sich Martha und Eugen Steinbach das Jawort. © Heinz-Werner Rieck

Dass sie sich überhaupt über den Weg laufen, hat auch viel mit Glück zu tun. Die Kinderlandverschickung während der ersten Kriegsjahre verschlägt sie jeweils zu Verwandten, wo es sich aushalten lässt. 1945 aber erhält Eugen Steinbach einen Stellungsbefehl – als 15-Jähriger und direkt vor Ende des Zweiten Weltkriegs. „Die Amerikaner standen schon in Recklinghausen, also habe ich nur kurz überlegt, mich zwei Tage versteckt – und dann war der Krieg vorbei.“

So kommt er heil aus der Sache raus, kann Jahre später seine Martha heiraten. Als Eugen Steinbach, der Anfang der 50er Jahre in Bochum studierte, eine Stelle als Konstrukteur im Anlagenbau bei Krupp angeboten wird, landet die Familie im Januar ‘55 in Essen.

Drei Kinder kommen kurz nacheinander zur Welt

Martha Steinbach, die den Friseurberuf gelernt hatte, kümmert sich erst um den ersten Sohn, dann um den zweiten und auch noch um die Tochter, die alle mehr oder weniger kurz nacheinander zur Welt kommen. Von einer Werkswohnung in Essen-West („Die Windeln wurden da noch auf einem Kohleofen ausgekocht“) geht’s zum Laurentiusweg nach Steele, dann wechselt Steinbach zur Firma Koppers, einem der weltweit führenden Kokerei-Bauer. Kohle- und Petrochemie sowie Brennstofftechnik, das ist seine Welt. Und als im Beuler Feld neue Häuser gebaut werden, sind die Steinbachs dabei.

Dort werden sie sesshaft, auch wenn man sie anfangs als Zugezogene schon auch kritisch beäugt. „Damals hieß es: Es gibt sieben Sippen in Horst“, müssen die Eheleute heute schmunzeln, dass viele Horster wohl mit vielen verwandt sind.

Beide setzen sich ehrenamtlich in Horst ein

Schnell aber werden sie akzeptiert. Eugen Steinbach ist 15 Jahre im Kirchenvorstand von St. Josef, kümmert sich ehrenamtlich etwa um die Friedhofsverwaltung. Und seine Frau nutzt die wenige Freizeit, um sich ebenfalls im Stadtteil zu engagieren. So vergehen die Jahre, und ihre Kinder haben längst eigene Kinder, die wiederum selbst bereits Eltern sind. Drei Kinder, sieben Enkel, fünf Urenkel. Kommen mitsamt der Ehepartner alle zusammen, dann ist schon schwer was los im Hause Steinbach.

Die beiden 87-Jährigen aber haben die Ruhe weg. Er gräbt mit dem Nachwuchs im Garten Kartoffeln aus, sie kocht Marmelade ein. Fast wie früher. Nur zur Cranger Kirmes fahren sie nicht mehr. Was aber an der Hektik dort liegt und nicht an den Fischbrötchen . . .