Essen-Steele. . Im Steeler Archiv gilt Hermann Ruhrbruch als Mann der ersten Stunde. Seine Familie lebt seit über 500 Jahren vor Ort und gründete Königssteele.
Es gibt wahrscheinlich nicht viele Steelenser, die auf eine so lange Familiengeschichte zurückblicken können wie Hermann Ruhrbruch: „Wir leben nachweislich seit 1486 hier“, sagt der 74-Jährige. Das kann der Mitbegründer des Steeler Archivs mit vielerlei Bildern und Dokumenten beweisen, die sich in den Regalen des „Gedächtnisses des Stadtteils“ finden. Darunter Fotos des einstigen Stammhauses der Familie: Der Ruhrbruchshof stand bis Mitte der siebziger Jahre auf dem heutigen Marktplatz.
Ruhrbruchshof fiel Stadtteilsanierung zum Opfer
„Im Jahr 1974 wurde der Hof im Zuge der Stadtteilsanierung abgebrochen“, sagt Hermann Ruhrbruch und man spürt immer noch seinen großen Unmut über diesen Verlust.
Vom Gehöft übrig geblieben sind lediglich drei alte Bäume, die immer noch vor dem Möbelgeschäft stehen. Und ein alter Balken mit Inschrift, den Hermann Ruhrbruch rettete.
Dabei war der Ruhrbruchshof nicht nur Jahrhunderte lang der Familiensitz, sondern auch die Keimzelle der evangelischen Gemeinde Königssteele. „Ein Urahn spendete 1695 das Grundstück, auf dem die Friedenskirche erbaut wurde.“
Familie gilt als Gründer der Gemeinde Königsssteele
Natürlich wusste Hermann Ruhrbruch schon immer, dass er aus einem uraltem Steelenser Geschlecht abstammt. Doch erst mit dem Abbruch des Hofes begann er, sich intensiver mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen.
Aber es dauerte noch über 30 Jahre lang, bis Hermann Ruhrbruch sein Wissen in das Steeler Archiv einbringen konnte: Erst im Jahr 2006 wurde der Verein gegründet. „Den Ausschlag gab eine große Erbschaft alter Dokumente, Karten und Fotos, die Arnd Hepprich angeboten wurde.“ Der jetzige Vorsitzende betrieb damals ein Antiquariat, „und als die Idee aufkam, ein Archiv zu gründen, fiel automatisch mein Name“.
Hermann Ruhrbruch war Chef des Steeler Archivs
Ruhrbruch ließ sich nicht lange bitten und übernahm auch die ersten Jahre den Vorsitz. Dafür überwand er sich und betrat erstmals wieder den Ort, an dem einst der Ruhrbruchshof stand.
Denn das Archiv zog zunächst in einen alten Kiosk mitten auf dem Marktplatz. „Diese Stelle habe ich jahrzehntelang gemieden. Denn dort war früher mein Zuhause.“
Einst Bäckerei im alten Ruhrbruchshof geplant
Und er erzählt, dass er als junger Mann ursprünglich vorhatte, in dem alten Fachwerkhaus eine Bäckerei mit Café zu eröffnen. „Dafür habe ich nach der Bäckerlehre direkt meinen Meister gemacht.“ Doch die Stadt zwang ihn, den Hof abzugeben, „wir standen quasi kurz vor der Enteignung“.
Damit war der Traum von der Selbstständigkeit gestorben. Hermann Ruhrbruch orientierte sich komplett um und arbeitete bis zu seiner Pensionierung in die Verwaltung der Evag.
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Sein Engagement im Archiv nutzte der vierfache Großvater auch, um weiter über seine Familie zu forschen. Ihn interessierte besonders sein Großvater mütterlicherseits, Otto Geist, der bis 1946 Polizeichef in Steele war. „Ich wollte wissen, ob er sich während der NS-Zeit anständig verhalten hat.“ Seine Recherchen ließen keine Zweifel aufkommen, „die Steeler Polizei war relativ unauffällig. Gott sei Dank.“
Alter Familienspruch gilt noch heute
Mittlerweile sitzt Hermann Ruhrbruch zwar nur noch im Beirat des Steeler Archivs, doch noch immer beschäftigt er sich mit der Steeler Historie. Die Vergangenheit lässt ihn halt nicht los. Das wundert nicht, wenn man auf so eine lange Familiengeschichte zurückblicken kann.
„Bei uns zu Hause hängt noch unser alter Familienspruch.“ Hoffe auf den Herrn, tue Gutes, bleibe im Land, nähre dich redlich, steht dort geschrieben. „Für mich gilt dieses Motto bis heute.“
>> VHS-Kursus zu Steeler Geschichte
Das Steeler Archiv, Hünninghausenweg 96, hat montags von 16 bis 19 Uhr, donnerstags und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Nicht nur Besucher sind willkommen – sondern auch, wer aktiv mitarbeiten will.
Das Steeler Archiv organisiert den Kurs Steeler Geschichte an der Volkshochschule Essen. Monatlich treffen sich dort Familienforscher zu einem Informationsaustausch. Alles weitere auf www.steeler-archiv.de
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