Essen-Heisingen. . Die Vorsitzende der Heisinger Schützen hat ihren Verein erstmals bei der Deutschen Meisterschaft vertreten. Doch der ist vom Aussterben bedroht.

Es ist schon etwas Besonderes, einer Kaiserin persönlich zu begegnen: Und Christa Ganser bringt für ihr Amt nicht nur die nötige Grandezza mit, sondern auch ein besonders scharfes Auge. Denn die 59-jährige Vorsitzende des Schützenvereines Heisingen 1958 ist als Assindiakaiserin Christa I. die Oberste Schützin aller Essener Schützen und wird als solche die Schützen bis Ende 2017 bei vielen Anlässen in- und außerhalb Essens vertreten. So auch beim größten Schützenfest der Welt, Anfang Juli in Hannover, wo sie gemeinsam mit OB Thomas Kufen für die Grüne Hauptstadt Europas wirbt.

In ihrem Verein hat sie vor 35 Jahren als junge Frau auf die Scheiben geschossen. 13 Jahre später durften erstmalig Frauen bei den Essener Schützenvereinen den Vogel abschießen. Auch das ist der Heisingerin, die im Offenen Ganztag arbeitet, bereits zwei Mal gelungen. Was ihr an dem ungewöhnlichen Hobby gefällt? „Ich kann mich beim Schießen total entspannen und komplett abschalten“, antwortet sie sofort.

Die Eltern führten die Gaststätte Zum Türmchen

Groß geworden ist die erfolgreiche Schützin in Heisingen, wo ihre Eltern 33 Jahre lang die Gaststätte „Zum Türmchen“ führten. Das war zu dieser Zeit nicht nur das Vereinslokal der heimischen Schützen, auch der Schießstand für Luftdruckwaffen befand sich direkt dahinter. Damals wurden noch jährlich Schützenfeste und Hubertusmessen in dem südlichen Stadtteil, den die Heisinger gerne als Dorf bezeichnen, gefeiert.

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Doch das ist Vergangenheit. Die Gaststätte gibt es seit dem Tod der Eltern nicht mehr (sie ist einem Wohnhaus gewichen), ebenso wenig den Schießstand. Auch das letzte Schützenfest auf Heisinger Boden ist schon lange her: Es wurde vor 13 Jahren gefeiert.

„Heisinger haben kein Interesse an der Tradition“

„Die Heisinger haben einfach kein Interesse daran, diese Tradition aufrecht zu erhalten“, bedauert Christa Ganser. Das erkennt man auch an den Mitgliederzahlen: Nur noch 20 Schützen und Schützinnen hat der Verein, darunter vier Jugendliche.

„Ich glaube, wir werden irgendwann in nächster Zeit aussterben.“ Ein Grund dafür sieht Christa Ganser darin, dass die Heisinger Schützen überhaupt nicht mehr im Stadtteil vertreten, also sichtbar sind. „Es gibt hier nicht mal mehr ein Lokal, wo wir uns treffen können.“ Zum Schießen fahren die Mitglieder inzwischen nach Werden oder, wenn sie scharfe Munition benutzen wollen, nach Bergeborbeck.

Viele Einladungen anderer Vereine für die Heisinger

Wann also können sich die Heisinger Schützen mit Tracht und Fahne überhaupt noch zeigen? „Wir werden Gott sei Dank von vielen anderen Essener Schützenvereinen zu ihren jährliche Festen eingeladen“, erzählt die Assindiakaiserin. Und dass sie nicht nur diesen Titel erschossen hat, sondern sich auch in diesem Jahr als erstes Mitglied des SV Heisingen 1958 für die Deutsche Meisterschaft in der Disziplin Luftgewehr qualifizieren konnte: Für die dreifache Mutter war das eines ihrer größten Erlebnisse als Schützin.

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