Essen-Altenessen. 2019 gestartet, hat das Pilotprojekt von und für Menschen ab 60 in Essen mittlerweile vier feste Angebote, vier weitere beginnen in diesem Jahr.

Erst im Juli 2019 gestartet, hat sich das Zentrum 60plus in Essen-Altenessen bereits im Stadtteil etabliert. Die Vorgabe des Projektes – Senioren bringen sich mit ihren Vorstellungen und Wünschen ein und setzen sie gemeinsam mit dem Zentrum in die Tat um – ist laut der Leiterin Antje Behnsen auf einem guten Weg. Nun sollen in diesem Jahr in ganz Essen Zentren 60plus entstehen.

Ein Sonntagnachmittag im Altenessener Paul-Humbug-Haus: Draußen ist es regnerisch und trüb, drinnen wird gelacht und gespielt: Zehn Seniorinnen aus dem Stadtteil sind in das evangelische Gemeindehaus gekommen, um zu plaudern, Kaffee zu trinken und Gesellschaftsspiele auszuprobieren. Mit dabei: Die drei Grundschüler Paul, Fynn und Habib und Carsten Forstreuter, Leiter des Jugendhauses Exil.

Regelmäßig werden Senioren nach ihren Wünschen befragt

„Dass wir nicht in unserem eigenen Saft kochen, sondern auch Kinder zu uns stoßen, das empfinden wir als eine echte Bereicherung“, sagt Brigitte Wallschus, die ehrenamtlich den Spielenachmittag organisiert. Ihr zur Seite steht Anne Herrmann; beide Frauen nutzen nicht nur ihre vielen Kontakte, um Senioren zu den Veranstaltungen des Zentrums 60plus einzuladen, sie sorgen auch mit selbstgebackenem Kuchen und Plätzchen für eine schöne Atmosphäre im evangelischen Gemeindezentrum.

Anne Herrmann (l.) und Brigitte Wallschus (r.) organisieren den Spielenachmittag und unterstützen damit das erste Zentrum 60plus, das in Altenessen von Antje Behnsen geleitet wird.
Anne Herrmann (l.) und Brigitte Wallschus (r.) organisieren den Spielenachmittag und unterstützen damit das erste Zentrum 60plus, das in Altenessen von Antje Behnsen geleitet wird. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Dort werden den Beteiligten die Angebote nicht mundfertig serviert, „wir führen regelmäßig Befragungen nach den Wünschen der Zielgruppe durch“, erläutert Sozialarbeiterin Antje Behnsen den partizipatorischen Ansatz, „und wir ermuntern die Menschen, die Angebote, die wir dann gemeinsam erarbeiten, aktiv zu begleiten.“

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Soziale Kontakte im Alter sind wichtig

So soll das Zentrum 60plus durch und für die Akteure zu einem Ort werden, an dem man sich gerne trifft, wo man miteinander redet und im Idealfall auch noch Unterstützung erfährt. Denn, das wissen alle, soziale Kontakte im Alter sind wichtig und gelten nicht umsonst als beste Prophylaxe gegen Demenz.

Mit diesem Thema setzt sich Waltraud Harpeng so gar nicht auseinander. Muss sie auch nicht. Die 92-Jährige geht zwar nicht mehr ohne Rollator aus dem Haus, doch das hindert sie nicht daran, ihren zahlreichen Aktivitäten nachzukommen: „Ich gehe regelmäßig turnen, bin beim Awo-Club, komme zum Mittwochmittagtisch und werde auch demnächst die Filmnachmittage besuchen“, zählt die Altenesserin auf.

Das Zentrum 60plus ist nicht konfessionell gebunden

Menschen wie Waltraud Harpeng sind natürlich ein Idealfall für das Seniorenprojekt. Schwieriger ist es, diejenigen zu erreichen, die kaum noch Kontakte haben oder nicht mehr mobil sind. „Dazu müssen wir uns noch besser vernetzen, um eine sogenannte aufsuchende Arbeit anzubieten“, sagt Antje Behnsen. Vorstellbar sei zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit den ambulanten Krankenpflegeeinrichtungen, die als Multiplikatoren eingesetzt werden könnten. Aber das steckt noch in den Kinderschuhen.

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Auch wenn die meisten Veranstaltungen im evangelischen Gemeindehaus an der Hövelstraße stattfinden – das Zentrum 60plus ist nicht konfessionell gebunden, sondern richtet sich explizit an alle Bürger. In Altenessen gibt es mittlerweile neben dem monatlich stattfindenden Spielenachmittag ein Repair-Café, eine Vorlesestunde und eine Handarbeitswerkstatt. Neu dazu kommen in diesem Jahr ein Film-Café, der Archedialog, Ausflüge und regelmäßige seniorengerechte Radtouren durch den Essener Norden, dazu Beratungen zu den Themen Demenz, Pflege, Rente. „Gefragt sind auch Englischkurse oder Kurse, die den Umgang mit dem Tablet oder dem Smartphone erklären“, so Behnsen.

Doch alles steht und fällt mit dem Engagement der Bürger: „Deswegen brauchen wir immer Menschen, die diese Angebote engagiert unterstützen und vorantreiben.“

Stadt und Vivawest fördern Zentrum 60plus

Das Zentrum 60plus wird über die Vivawest-Stiftung und Mitteln aus dem Seniorenförderplan der Stadt finanziert. Das Geld wird für Personalkosten verwendet – eine Vollzeitstelle und zwei Teilzeitstellen.

Das Projekt ist ein Begegnung- und Aktionsraum für Menschen ab 60. Nach dem Start des Projektes in Altenessen soll es flächendeckend in der ganzen Stadt Zentren 60plus geben.

Dabei knüpfen die Zentren an bestehende Strukturen wie zum Beispiel kirchlichen Einrichtungen an.

zum Altenessener Zentrum 60plus erteilt Antje Behnsen unter 0178 8728943