Essen-Katernberg. Der Sportplatz Am Lindenbusch hat ausgedient; das Areal soll bebaut werden. Nun wurden wilde Müllhalden auf dem Parkplatz und Gelände entdeckt.
Erinnerungsfotos wollte Clarissa Strömer machen, als sie zum ausgedienten Sportplatz Am Lindenbruch aufbrach. „Mein Vater war mal Mitglied bei den Sportfreunden Katernberg, die dort lange Jahre trainiert haben“, sagt sie. Doch was sie vor Ort fand, war Müll und Dreck. „Da hat jemand den Parkplatz als wilde Müllhalde benutzt und seinen Unrat einfach in die Botanik gekippt“, sagt sie fassungslos.
Ihrem Ärger Luft machte die 54-jährige Briefzustellerin in einer Katernberger Gruppe auf Facebook. Dort stellte sie auch zwei Fotos ein, die das Ausmaß der Umweltverschmutzung zeigen. Etliche Müllsäcke, zum großen Teil aufgerissen, liegen am Parkplatz an der Gelsenkirchener Straße. Der Müll ist wahllos über mehrere Quadratmeter verteilt. Eine Kunststoffwanne, andere Plastikteile und große Mengen Papier – bündelweise. Nur ein paar Meter weiter findet sie vier große Kabeltrommeln mit etlichen Metern Stromkabel drauf. „Es sieht so aus, als seien diese sogar noch intakt“, wundert sie sich. „Da sind sogar große Stecker dran.“
Müllbilder auf Facebook gepostet
In ihrer Facebook-Gruppe ist die Empörung groß, einige Mitglieder sehen die Sache doch eher praktisch. „Nimm’ das Kabel und bring es weg“, rät einer. „Also die Stromkabel haben schon einen Wert“, sagt ein anderer. Es könnte ja Kupfer drin sein. Einer rät zu einer Meldung bei der Polizei, „vielleicht wurde es irgendwo geklaut“, mutmaßt er. Wie auch immer, „die Rollen sind eh viel zu groß“, sagt Clarissa Strömer, „die könnte ich gar nicht hochheben“.
Stadt informiert
Die Stadt Essen kennt die Probleme mit Müll im öffentlichen Raum. Sie ist bemüht, die Bürger über zahlreiche Online-Seiten auf Essen.de zu informieren und Hilfestellung zu geben.
Eine Homepage zu „Essen bleib(t) sauber“ ist unter dieser Adresse auch zu finden. Dort gibt es auch den Mängelfinder.
Ihren Fund hat sie der Stadt gemeldet. Dort gibt es seit November vergangenen Jahres einen sogenannten Mängelmelder – auch als App fürs Handy. Unter dem Motto „Essen bleib(t) sauber“ bietet die Stadt Bürgern einen zusätzlichen Kontakt an, um illegale Müllablagerungen oder auch unzureichende Reinigung im öffentlichen Raum zu melden. Dort kann man auch Bilder hochladen und der genaue Fundort wird vermerkt und gespeichert. „Man bekommt auch eine E-Mail, wann der Müll entsorgt wurde. Toll das Ganze“, lobt ein anderer Nutzer der Katernberger Facebook-Gruppe.
Bußgelder für Müllsünder wurde in Essen erhöht
Doch wer kümmert sich eigentlich um Fälle wie diese? Handelt es sich dabei um eine Straftat und wie wird diese geahndet? Stadtsprecherin Silke Lenz klärt auf: „Das wilde Ablegen von Müll ist eine Ordnungswidrigkeit und wird vom Ordnungsamt geahndet.“ Erst im August 2019 sei der Bußgeldkatalog aktualisiert worden und die Ordnungsgelder seien erhöht worden. So wird beispielsweise das achtlose Entsorgen eines Pappbechers, einer Bananenschale oder einer Zigarettenkippe bereits mit 100 Euro geahndet. Sperrmüll im kleineren Umfang kostet 150 Euro, die „Entsorgung“ von Kühlschränken oder Waschmaschinen gar 500 Euro.
Entsorgt wird der Müll von der EBE. „Auf Flächen, die nicht vertraglich mit der EBE vereinbart sind, ist die Essener Arbeit- und Beschäftigungsgesellschaft (EABG) beauftragt, wilde Müllkippen zu entfernen“, so Silke Lenz weiter. „Die Kosten werden über den städtischen Haushalt und durch die Müllgebühren finanziert.“
Wilde Müllkippen gehen auf die Kosten aller Bürger
Wilde Müllkippen, das ist also klar, gehen zu Lasten aller. Um so wichtiger sei es, dass Funde umgehend gemeldet würden, um die Verursacher zu ermitteln. Clarissa Strömer fand sogar komplette Briefe mit Adresse drauf. Doch die allein reiche in der Regel nicht, um den Verursacher zu ermitteln, wie Stadtsprecherin Silke Lenz betont. „Denn damit ist noch nicht geklärt ist, ob derjenige den Müll auch dorthin gelegt hat.“ Ungeachtet dessen würden solche Hinweise gesammelt und ihnen würde auch nachgegangen.
Stadt hat Kontrollen verschärft
Generell, beispielsweise an Container-Standorten, führe die Stadt Essen Überwachungsintervalle durch, um das wilde Ablagern von Müll zu bekämpfen. Mitte Juni endete die zweite Überwachungsphase dieser und weiterer Hotspots im Essener Stadtgebiet, an denen immer wieder illegal Müll abgelagert wird. Die erste Bilanz fiel positiv aus: Im ersten Intervall von Oktober 2018 bis Januar 2019 konnten 61 Bußgeldverfahren eingeleitet werden. Im Juni und Juli dieses Jahres wurden binnen von vier zehn Verstöße festgestellt. Das höchste festgesetzte Bußgeld lag bei 1558,50 Euro.
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Zu den vermeintlichen Hotspots zählt offensichtlich auch der Sportplatz Am Lindenbruch. Es fehlt an sozialer Kontrolle, seit die Sportler zur Meerbruchstraße übersiedelten. „Da wird öfter mal was abgeladen, aber nicht immer in solchen Mengen“, sagt Clarissa Strömer. Ein Mitglied der Katernberger Gruppe glaubt deshalb: „Wenn da endlich gebaut wird, wird es besser.“