Essen-Borbeck. Über 40 lauffreudige Bürger treffen sich jeden Dienstag, um gemeinsam das Ruhrgebiet zu erkunden. Für sie zählt besonders die Geselligkeit.

Für Anny Hendricksen und Ursula Giepen ist der Dienstagvormittag seit 22 Jahren blockiert. „Wandern“ steht in Großbuchstaben in ihrem Kalender, „und wir fehlen eigentlich nur bei Krankheit“, sagt die 83-jährige Anny Hendricksen. Beide Seniorinnen gehören zu den Naturfreunden in Borbeck und Altendorf, die die Wandertouren Woche für Woche anbieten: Eine etwas längere für Lauffreudige, eine kürzere für diejenigen, die es etwas gemächlicher angehen lassen wollen.

Bei der aktuellen Wanderung trudeln nach und nach über 40 Naturfreunde am Treffpunkt Borbecker Busbahnhof ein. Ein großes „Hallo“ und „Wie geht’s“ macht die Runde, viele kleine Gruppen stehen zusammen und plaudern. Der Ton ist vertraut, hier kennt jeder jeden, und das schon seit vielen Jahren. Was nicht heißen soll, dass die Wanderschar nicht offen ist für neue Mitglieder.

Nur an Weihnachten wird nicht gewandert

„Wer Lust hat, mitzulaufen, ist jederzeit herzlich willkommen“, sagt Jürgen Donner, „nach zwei, drei Probewanderungen sollte man aber unseren Naturfreunden beitreten.“ Auch er ist, wie die meisten in der Gruppe, weit über 70, und so schlank, rank und beweglich, wie es sich jeder in dem Alter nur wünschen kann. Donner ist der Initiator der Wandergruppe, hat sie am 13. Mai vor 22 Jahren ins Leben gerufen. „Seitdem wandern wir jede Woche, ausnahmslos. Nur wenn Weihnachten ist, bleiben wir zu Hause.“ Selbst bei der Hitze im vergangenen Monat war die Gruppe unterwegs, „allerdings nicht vollzählig“, gibt der 85-Jährige zu.

Jürgen Donner ist der Initiator der Naturfreunde-Wandergruppe. Er gründete sie vor 22 Jahren.
Jürgen Donner ist der Initiator der Naturfreunde-Wandergruppe. Er gründete sie vor 22 Jahren. © FUNKE Foto Services | Julia Tillmann

Dass seine Wandergruppe so lange hält und einmal so groß wird, hätte er nicht gedacht. Es sind vor allen Seniorinnen und Senioren, die mitlaufen. Was natürlich auch an dem Termin am Dienstagvormittag liegt. Die meisten lassen ihre Partner zu Hause, „mein Mann ist einfach nicht mehr so fit; aber ich möchte mich noch etwas mehr bewegen“, sagt Anny Hendricksen.

Die Naturfreunde benutzen immer öffentliche Verkehrsmittel

Angela Petersen ist seit ihrer Pensionierung, also seit drei Jahren dabei. Aus der Zeitung erfuhr sie von der Wandergruppe. „Ich liebe nicht nur die Bewegung in der Natur, sondern vor allen Dingen die Geselligkeit. Beim Wandern kann man wunderbar ins Gespräch kommen“, sagt die 68-Jährige und die umstehenden Wanderfreudigen nicken zustimmend. So manche feste Freundschaft ist hier im Alter entstanden, ein hübscher Nebeneffekt des Wanderkreises.

Dieses Mal fährt die größere Gruppe an den Kemnader Stausee, die kleinere will einen kürzeren Weg von der Meisenburgstraße nach Kettwig wandern. Für die 10 bis 13 Kilometer um den See brauchen die Läufer ungefähr drei Stunden, „wir hetzen uns aber nicht ab“, sagt Ursula Giepen, der man die 81 Jahre nicht anmerkt. „Bewegung hält jung“, lautet die Devise aller Anwesenden.

Alle Touren suchen die beiden Wanderführer Jürgen Donner und Theo Krayenburg aus. „Wir benutzen schon aus Umweltgründen immer öffentliche Verkehrsmittel und haben uns in den vielen Jahren fast das ganze Ruhrgebiet erlaufen“, sagt Donner. Und immer noch findet er neue Wege durchs Revier.

Naturfreunde Borbeck/Altendorf gründeten sich 1922

1895 wurden die Naturfreunde in Wien gegründet. Den arbeitenden Menschen den Zugang zur Natur zu erschließen, war das Ziel der Gründergeneration der Naturfreunde-Bewegung. 1895 schlossen sich die ersten Naturfreunde zusammen, um die Natur als Quelle der Erholung zu erkunden und sich anzueignen, gemeinsam zusammenzutreffen, sich fortzubilden und Aktivitäten zu organisieren

Die Naturfreunde Borbeck/Altendorf gründeten sich 1922. Sie treffen sich nicht nur zum Wandern. Alle vier Wochen unternehmen sie gemeinsam kleine Ausflüge und Tagestouren. Außerdem treffen sie sich zu Gruppenabenden im Haus Kuhlmann. Dort gibt es kleine Vorträge zu lokalen Themen rund um Natur und Ökologie.

Mehr Infos zu der Gruppe erteilt Elfriede Donner, Tel.: 67 72 07.