Essen-Karnap. . St. Marien-Gemeinde hat sich für Abriss der Kirche entschieden, um zukunftsfähig zu bleiben. Nun wendet sich Werdener Galerist gegen diese Pläne.

Am Sonntag nahmen die Karnaper Katholiken gemeinsam mit Bischof Franz-Josef Overbeck Abschied von der St. Marien-Kirche am Meersternweg. Die Gemeinde, die zur Gelsenkirchener St. Hippolytus-Pfarrei gehört, weiß, was aus Grundstück und Gebäude werden soll: möglichst Bauland. Doch nun erhebt sich dagegen eine im Essener Kulturbetrieb nicht unwichtige Stimme. Johannes von Geymüller, Mitglied im „Arbeitskreis Essen 2030“ und im Essener Kulturbeirat, möchte diesen „bedeutenden Kirchenbau“ unbedingt erhalten sehen. „Er steht nicht unter Denkmalschutz! Dies darf nicht dazu führen, dass dieses Bauwerk einer Bauspekulation zum Opfer fällt“, lautet die Forderung des Galeristen aus Werden. Er erinnert an die Entstehungsgeschichte der heutigen St. Marien-Kirche: „Erst 1963 ließ Bischof Hengsbach vom bekannten Kölner Architekten Hans Schilling eine neue Pfarrkirche im Geist des II. Vaticanums errichten, die zu den schönsten Kirchen Essens nach 1945 zählt. Sie darf als ebenbürtig zu den Kirchen von Rudolf Schwarz genannt werden. Diese Kirche aus Backstein auf fünfeckigem Grundriss integriert den Turm in die Westfassade. Im Innenbereich wird das Turmrund zur Taufkapelle. Besonders wirkungsvoll sind die Buntglasfenster im Raum verteilt und gestaltet. Ihre abstrakte Formensprache fügt sich bestens zur stringenden Architektur.“

Für den Stadtteil Karnap, der „wahrlich nicht reich an besonderen Bauwerken ist“, müsse „diese großartige Architektur erhalten“ bleiben.

Alle zwei Wochen Gottesdienste in Karnap

Bei Berthold Hiegemann, dem Pfarrgemeinderatsvorsitzenden von St. Hippolytus und Karnaper Bürger, rennt er mit dieser Ansicht eigentlich offene Türen ein, denn auch er sähe die Kirche gerne erhalten. Doch nach dem langwierigen Pfarreientwicklungsprozess, der auch die Schließung der St. Laurentius-Kirche in Gelsenkirchen-Horst vorsah, sorgt er sich viel mehr um die Zukunft von katholischen Gottesdiensten in Karnap überhaupt. „Wenn die St. Marien-Kirche unter Denkmalschutz gestellt wird, dann gibt es keine Veräußerung, und damit wären viele unserer Ideen zerstört.“

Zukunft des Gemeindezentrums steht in den Sternen

Denn die Gottesdienste für Karnap sollen möglichst alle zwei Wochen im Gemeindezentrum nebenan gehalten werden. Den Erhalt dieses Gebäudes zu finanzieren, ist schon eine Herkulesaufgabe, weil inzwischen alle privaten Feiern am Widerstand von Nachbarn scheitern. Möglicherweise ist die Parkplatzfrage entscheidend, ob das Zentrum überhaupt noch genutzt werden darf. Berthold Hiegemann sieht darin eine große Gefahr für Gemeindezentren, und nicht nur in Karnap, sondern generell.

KIRCHE IST BISHER NUR „AUSSER DIENST GESTELLT“

  • Auch nach dem Abschiedsgottesdienst ist die St. Marien-Kirche lediglich „außer Dienst gestellt“, aber noch nicht profaniert. Das ist für das Bistum eine steuerrechtliche Frage.
  • Die Gemeinde räumt jetzt alle für sie wichtigen Gegenstände heraus, um sie möglichst noch in der Pfarrkirche in Gelsenkirchen oder an anderen würdigen Stellen aufzubewahren. Viele Anfragen nach Orgel, Bänken und Figuren gibt es zudem aus Osteuropa.