Altenessen-Süd. . Sie wohnen trotz des starken Autoverkehrs gerne an der Gladbecker Straße. Doch die Verwahrlosung ärgert viele Anwohner in Altenessen-Süd.

Dieser Kühlschrank müsste im Rathaus eigentlich schon berühmt sein: Nach eigenen Angaben haben mindestens fünf Altenessener Bürger der Stadt gemeldet, dass auf dem Gehweg der Gladbecker Straße dieser weiße Klotz liegt. Doch auch acht Tage, nachdem Unbekannte den Kühlschrank dort nachts abgeladen hatten, störte er noch immer. Für die Anwohner ist der wilde Sperrmüll nichts Neues, aber gleichwohl immer wieder ärgerlich. Zumal der Kühlschrank nur ein Beispiel von vielen ist.

Susanne Demmer, die früher in Rüttenscheid gewohnt hat und dort Bezirksvertreterin war, lässt nicht locker, wenn es darum geht, die Verwahrlosung ihrer neuen Heimat in Altenessen-Süd anzuprangern. Sie hat eine Bürgerinitiative gegründet, die immer wieder darauf hinweist. „Die Anmutung der B 224 an der Messe ist viel gepflegter als hier“, sieht sie einen gravierenden Unterschied der Straße zwischen Süd und Nord.

Baumstumpf mit Flieder und Lerche

Slalom müssen die Fußgänger um den Sperrmüll laufen.
Slalom müssen die Fußgänger um den Sperrmüll laufen. © Socrates Tassos

Ein weiteres Beispiel seien die Baumscheiben, die scheinbar wie Magnete den wilden Müll anziehen. Doch in mehreren steinernen Quadraten am Straßenrand ragen auch nur noch Baumstümpfe aus dem kahlen Boden. „Seit dem Sturm Ela vor vier Jahren steht hier nur der Stamm“, beklagt Demmer. „Allerdings nehmen wir die Sache inzwischen mit Humor. Alle vier Wochen starten wir eine Aktion an diesem Baumstumpf.“ Der Jahreszeit entsprechend schmücken ihn derzeit einige Fliederblüten – fertig ist der Maibaum. „Wir haben hier auch schon die Feldlerche mit Nest angesiedelt“, lacht Susanne Demmer. Und im Winter sollte man sich nicht wundern: Den Baumstumpf ziert eine Lichterkette. Lieber wäre es den Anwohnern allerdings, wenn endlich wieder ein Baum nachgepflanzt würde.

Seit fast zehn Jahren nur ein Baumstumpf

Auf dem westlichen Gehweg Gladbecker Straße/Ecke Nobermanns Hude ist eine Baumscheibe ohne Baum zu sehen.
Auf dem westlichen Gehweg Gladbecker Straße/Ecke Nobermanns Hude ist eine Baumscheibe ohne Baum zu sehen. © Christof Köpsel

Ein ähnliches Bild schräg gegenüber. Werner Schlenter, Anwohner der Koopmanns Hude: „Ein krasses Beispiel: Während auf der Rü die Kirschbäume blühen, ziert auf der mit Abgasen belasteten Gladbecker Straße ein Baumstumpf seit bald zehn Jahren das Wohnumfeld.“ Fast versteckt hinter einem Stromkasten fristet er sein Dasein. Dabei sieht das vor drei Jahren vorgestellte „Rahmenplan Altenessen-Süd“ besonders für die Gladbecker Straße eine „Verbesserung der räumlichen Qualität und des Aufenthaltsangebots“ vor. Für Werner Schlenter und Susanne Demmer nur leere Worte: „Das Nord-Süd-Gefälle in Essen besteht nicht nur bei Einkommen, Bildungschancen oder der Sehschwäche der Grundschüler.“

Einfach vergessen, dafür aber gefährlich: Ein Plakatrahmen ragt in Kopfhöhe in den Gehweg.
Einfach vergessen, dafür aber gefährlich: Ein Plakatrahmen ragt in Kopfhöhe in den Gehweg. © Socrates Tassos

Dass Kühlschränke, Couchgarnituren und weiterer Sperrmüll tagelang an den Rändern der Gladbecker und ihrer Nebenstraßen liegen, verstehen Susanne Demmer und ihre Nachbarn nicht, zumal die Müllwagen der EBE auf dem Weg von Karnap zur Zentrale ständig vorbeifahren.

Meldungen aus der gesamten Stadt

EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp versichert, dass die Müllentsorger jedem Hinweis nachgehen. Seit vergangenem Jahr ist ein zusätzlicher Sperrmüllwagen unterwegs, nur um diese Müllkippen abzuräumen. „Doch wir bekommen jeden Tag solche Meldungen aus dem gesamten Stadtgebiet. Wir müssen dann die Orte in Touren einbauen, dann sind wir in den nächsten Tagen dort.“

>>>>>Stadt leitet 170 Ordnungswidrigkeitsverfahren ein

Werden wenigstens einige der illegalen Müllkipper ermittelt, fragen sich viele Anwohner.

„Zweifelsfrei“ müssten sie dazu ermittelt werden können.

2017 hat die Stadt 170 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, die entweder mit einem Bußgeld endeten oder eingestellt werden mussten, weil die Täterschaft nicht zweifelsfrei ermittelt werden konnte. Genauere Zahlen nennt die Stadt nicht.