Essen-Katernberg. . Folkwang-Studenten befassen sich mit dem Tunnel unter der Eisenbahn/Arendahls Wiese. Jetzt machten sie mit Anwohnern einen Spaziergang.
Ja, es gibt deutlich schönere Orte in Essen als die Unterführung an der Arendahls Wiese. Der kleine, düstere und mit schlechtem Graffiti beschmierte Tunnel, über den die Köln-Mindener-Bahn regelmäßig rauscht, ist eine elementare Verbindung zwischen dem Katernberger Markt und Stoppenberg. Fahrradfahrer, Fußgänger oder Jogger nutzen ihn gleichermaßen oft und alle meist mit einem mulmigen Gefühl – das ergab eine Umfrage der Projektgruppe „Unten durch“. Die Gruppe setzt sich aus Mitarbeitern der Folkwang Universität sowie aus Mitgliedern der Bezirksvertretung VI zusammen und hat sich der Tunnel-Umgestaltung angenommen.
Seit Sommer 2016 finden regelmäßige Treffen statt, immer mit hoher Bürgerbeteiligung. War es zuletzt ein sogenannter „Tunnelsprechtag“, ist es diesmal der „Tunnelwalk“. Aufgeteilt in vier Gruppen soll dabei aber nicht nur der Tunnel allein, sondern primär das Gebiet rund um den Un-Ort erkundet werden.
Erinnerungen an den Bau der Zechenhäuser
Sowohl schöne als auch schäbige Ecken. Von beidem gibt es anscheinend einige. Die Anwohner können jedenfalls entsprechende Geschichten zu ihrem Umfeld erzählen. Werner Krisp erinnert sich an den Bau der Zechenhäuser in der Straße Westerfeld: „Damals sind die Bergmänner von der Schicht gekommen und haben nach Feierabend eigenhändig ihre Häuser gebaut.“ Noch heute gäbe es hier viele, kleine Straßen, in denen es sich lohnen würde, zu wohnen. Was jedoch fehlen würde, das seien die Geschäfte. „Den Bäcker und den Lebensmittelladen gibt es hier schon ewig nicht mehr“, erzählt der Katernberger.
In zwei Monaten beginnt die Umsetzung
„Ende März soll der endgültige Plan vorliegen“, erzählt Anne Karrenbrock, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Folkwang Universität. Ab Mai soll dann die Umsetzung beginnen.
Weitere Informationen zum Projekt gibt’s auf www.untendurch.folkwang-uni.de
Auch Cornelia Bredenfeld ist hier fest verwurzelt und möchte, wie sie sagt, niemals woanders wohnen. Dass sich jetzt jemand der Umgestaltung der Unterführung annimmt, begrüßt sie sehr. Zumal der Tunnel auch nicht das widerspiegelt, was sich davor oder dahinter verbirgt. Nämlich neben der Zeche Zollverein auch ein großer Waldabschnitt, den die Anwohnerin täglich mit ihrem Hund durchläuft. Allerdings würde sie sich mehr Fürsorge wünschen: Die Grünanlagen würden nicht ausreichend gepflegt, vielerorts läge Müll herum, bedauert sie.
Geschichten vom Kiez
Während die Anwohner Geschichten von ihrem Kiez erzählen, hören die Studierenden ganz genau zu. Schließlich wird der Fachbereich Gestaltung im Herbst in das neue Gebäude der Folkwang-Uni der Künste in unmittelbarer Tunnel-Nähe einziehen. Die junge Leute werden somit einen Großteil ihres Studentenlebens hier verbringen und möchten schon alleine deshalb diesen Ort neu denken und gestalten.
Die Anwohner freuen sich, dass die Studierenden das Umfeld schöner gestalten wollen. Auf ihre Anregungen und Ideen sind Krisp, Bredenfeld und die etwa 20 anderen Teilnehmer des Tunnelwalks sehr gespannt. „Als ich anfangs von dem Projekt hörte, dachte ich, die spinnen. Mittlerweile bin ich dankbar und sehr angetan von dem Einsatz der Studenten“, so Werner Krisp.