Essen-Katernberg/Stoppenberg. . Elementar wichtig ist die Unterführung unter den Eisenbahngleisen für die Bürger schon immer. Jetzt rückt er endlich ins öffentliche Bewusstsein.
- Die Jahrzehnte zwischen Zeche, Kokerei und Eisenbahn sieht man dem Durchgang an.
- Die Bürger wollen ihn nicht missen, wünschen sich aber mehr Licht und Farbe.
- Design-Studenten der Folkwang-Hochschule wollen den Tunnel mit ihnen umgestalten.
Selbst am helllichten Tag wirkt der Ort unbehaglich. Die Betonwände der Unterführung an der Arendahls Wiese sind voll mit schlechtem Graffiti, der Weg dazwischen ist dunkel, die niedrige Decke wirkt erdrückend.
Sobald die Köln-Mindener-Bahn – nebenbei bemerkt, die erste Bahn die durchs Ruhrgebiet fuhr – oben drüber entlang rauscht, wirbelt der Wind den herumliegenden Müll sowie das Laub durcheinander. Danach herrscht wieder Stille. Ein unheimlicher Ort, den man zu späterer Tageszeit am besten gänzlich meidet.
Genau dieser unattraktive Ort ist in den Fokus der Bezirksvertretung VI und der Mitarbeiter der Folkwang Universität der Künste gerückt. Für die Bezirksvertretung ist es der Beitrag zum „Green Capital Day“ im Rahmen des grünen Hauptstadtjahres.
Wichtiger Knotenpunkt zwischen den beiden Stadtteilen
Und dass sich die Mitarbeiter der Universität diesem Projekt sofort angeschlossen haben, liegt irgendwie nahe: Im kommenden Herbst werden sie und die Studierenden ihr neues Gebäude auf Zollverein, schräg gegenüber der Unterführung, beziehen.
Aus eigener Erfahrung, aber auch durch Gespräche mit Anwohnern und Besuchern der Zeche Zollverein wissen die Projektmitglieder, dass die Unterführung von vielen als „Un-Ort“ angesehen wird, aber eben auch einen wichtigen Knotenpunkt darstellt. Eine Umfrage ergab, dass die Unterführung von Joggern, Fußgängern und Fahrradfahrern gleichermaßen häufig genutzt wird.
Elementare Verbindung unter den Gleisen
Der Weg unter den Gleisen ist eine elementare Verbindung zwischen dem Katernberger Markt nach Stoppenberg und umgekehrt. Zudem soll die Verbindung Teil der Radroute Nord werden, die die Zeche Zollverein mit dem Grüngebiet des Katernberger Bachs verbindet.
„Der Ort ist zwar nicht so bekannt, aber wir möchten ihm Aufmerksamkeit schenken und hier etwas Nachhaltiges schaffen. Die Menschen sollen mit Freude hier durchgehen“, wünscht sich Bezirksbürgermeister Michael Zühlke. Das Projekt der Folkwang-Mitarbeiter und der Bezirksvertretung nennt sich treffenderweise „unten durch“ und wurde bereits im Sommer 2016 ins Leben gerufen.
Jetzt läuft es auf Hochtouren. So kam es nun zu einem gemeinsamen Treffen, einem sogenannten „Tunnelsprechtag“, zu dem auch Anwohner und Interessierte eingeladen wurden.
30 Bürger folgten der Einladung der Studenten
Etwa 30 Bürger folgten der Einladung und überlegten gemeinsam, wie man die Unterführung in Zukunft attraktiver gestalten kann. Erste Umgestaltungsideen und Wünsche zum Beispiel nach einer ausreichenden Beleuchtung oder freundlichere Farbe an den Wänden wurden zusammengetragen.
Weitere Treffen folgen, zudem wird in den nächsten Tagen ein Container, ein „Tunnelatelier“, aufgestellt, in dem vor Ort gearbeitet werden kann. Im April soll die Konzeption stehen, danach folgt die bauliche Umsetzung.
Bezirksvertretung bezahlt Eigenanteil von 25 000 Euro
Das Projekt wird mit 25 000 Euro aus dem Grüne-Hauptstadt-Büro bezuschusst, dazu kommen weitere 25 000 Euro Eigenanteil der BV Zollverein und 10 000 Euro von der Folkwang Universität der Künste.
Wie kostspielig die Umsetzung anschließend wird, kann noch nicht beziffert werden.