Essen-Bergeborbeck. . Gesundheitsminister Norihisa Tamura besuchte im Rahmen seiner Deutschlandreise auch das Demenzzentrum Haus Berge, um Anregungen für die Betreuung demenzkranker Menschen zu sammeln. Ähnlich wie Deutschland steht auch der Inselstaat vor der Herausforderung der Überalterung.
Gesundheitsminister nutzte seine Deutschlandreise, um sich in der Essener Einrichtung, die sich auf die Betreuung und Behandlung von Menschen mit Demenz spezialisiert hat, umzuschauen. „Die japanische Botschaft hat sich explizit an uns gewandt mit der Bitte, dem Minister unser Haus zu zeigen“, sagte Geschäftsführer Thomas Behler, der gemeinsam mit Stellvertreter Ariel Weisberg und Contilia-Hauptgeschäftsführer Heinz Diste die zehnköpfige Delegation empfing.
Bereits bei den ersten Begrüßungsworten stellte Minister Norihisa Tamura fest, dass Japan vor ähnlichen Herausforderungen wie Deutschland stehe: Schon jetzt betrage im asiatischen Inselstaat der Anteil der über 65-Jährigen mehr als 25 Prozent, bei gleichzeitig sinkender Geburtenrate. Zunehmend sei auch die Zahl der Menschen mit Demenz: 4,6 Millionen Japaner seien betroffen, „und unsere Einrichtungen reichen nicht aus, um diese Menschen adäquat zu betreuen“, so Tamura. Umso wichtiger sei es, sich in einer vorbildhaften Einrichtung umzusehen, fand er lobende Worte für Haus Berge.
Zweistündiger Rundgang
Für den anschließenden Rundgang nahm sich der gut informierte Gesundheitsminister mehr als zwei Stunden Zeit. Das Seniorenstift, die Tagesklinik und die Akutklinik für geriatrische und dementielle Erkrankungen sind in der Tat ein außergewöhnliches Beispiel in ihrer Konzentration auf die Versorgung des alten Menschen in allen Lebenslagen. Besonders intensiv tauschte sich Tamura mit Professor Hans Georg Nehen aus, der als Geriater eine Vorreiterrolle in Deutschland spielt.
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So hat er in Haus Berge eine Akutstation für Menschen mit Demenz aufgebaut und etabliert, in der auf die ganz individuellen Bedürfnisse und den Lebensrhythmus der Patienten eingegangen wird: Keine starren Essenszeiten, ein Nachtdienst, der sich mit den oft unruhigen und schlaflosen Patienten beschäftigt – „wir waren 1990 die ersten in Deutschland, die diese spezielle Station eingerichtet haben“, erklärt der Professor. 22 weitere Stationen wurden bislang deutschlandweit nach dem Essener Vorbild eingerichtet.
Rührend wurde es im Seniorenstift: Wie bestellt, stimmten die Bewohner ein deutsches Volkslied an. Ellenlang sind die Flure in Haus Berge, sie dienen dazu, den „großen Bewegungsdrang unserer Bewohner zu befriedigen“, so Thomas Behler. 26 bis 28 Demenzkranke leben in einer der insgesamt vier Wohngruppen zusammen; die meisten von ihnen in Einzelzimmern. Auffallend ist die Möblierung in den Gemeinschaftsräumen: Alte Kommoden, Musiktruhen, Sessel und Sofas aus den fünfziger Jahren wecken Erinnerungen und Gefühle an frühere Zeiten.