Seit knapp vier Jahren kümmern sich die "engagierten Jungs" vom Treffpunkt Altendorf um Sauberkeit und um die gewaltfreie Lösung von Konflikten. Eine positive Bilanz
Altendorf. Saubere Spielplätze, eine müllfreie Hauptstraße und mehr - all das macht einen Stadtteil schön und nicht nur für Kinder und Jugendliche lebenswert. Aber zu einem Stadtteil, in dem man sich wohlfühlt, gehört auch, dass es keine Streitigkeiten und keinen Ärger gibt. Dafür stehen schon seit knapp vier Jahren die "engagierten Jungs" vom Treffpunkt Altendorf. Seit einiger Zeit tragen sie nun T-Shirts, die sie als "engagierte Jungs" ausweisen, so dass sie sofort erkannt werden.
"Die Jungs gehen nicht mehr ohne die T-Shirts raus", erklärt Khaled Saado, Konfliktvermittler. "So kann jeder erkennen, dass sie für das Stadtteilprojekt arbeiten und keinen Unsinn anstellen." Einige Passanten seien in vergangener Zeit beim Anblick der rund 16-köpfigen Gruppe auf falsche Gedanken gekommen. Die Jungs sind sehr stolz auf ihre T-Shirts und freuen sich auf ihren ersten offiziellen Reinigungstag, an dem sie sich als Gruppe präsentieren können.
"Einmal im Monat treffen wir uns, um die Spielplätze in der Umgebung sauber zu machen", erläutert Khaled Saado. Dazu zählen die Spieleinrichtungen an der Röntgenstraße, am Holdenweg und an der Tholstraße. Bei der Reinigung erhalten die zwölf- bis 16-jährigen Jugendlichen professionelle Unterstützung von Grün und Gruga. Zurzeit gilt es vor allem, das viele Laub zusammen zu harken und heruntergewehte Äste von Spielgeräten zu entfernen. Mit prüfendem Blick gehen sie über das Gelände an der Tholstraße. Sofort erkennen sie, wo sie etwas tun müssen und legen los. Neben den Reinigungsarbeiten lernen die Jugendlichen mit Migrationshintergrund die Grundlagen der Konfliktvermittlung.
Zweimal in der Woche treffen sie sich in den Räumen an der Kopernikusstraße 8. "Wir machen Sport und führen pädagogische Gespräche", erklärt Khaled Saado das Projektkonzept. Schließlich sollen die Jungen nach Projektende selber Mediatoren im Stadtteil sein. "Wir sind jetzt schon in der dritten Stufe angelangt, dem Streitschlichtungstraining." Dabei lernen die Jungen, wie sie Konflikte am besten lösen können - natürlich ohne Gewalt. Dieses Wissen können sie anschließend in der Schule, auf dem Spielplatz und im Stadtteil anwenden und weitervermitteln.
Die Grundlagen für dieses Wissen lernten die "engagierten Jungs" in den ersten zwei Stufen - dem Kurstraining und dem Anti-Gewalt-Training. In diesen Gesprächen erfuhren die Jungen vieles über Schweigepflicht sowie Datenschutz und mehr. Ziel ist es, dass sie gewaltfrei Konflikte vermitteln können und für alle eine gute Lösung anbieten können.
"Der Vorteil ist, dass die Jungen beide kulturellen Hintergründe kennen", betont Saado. Außerdem sprechen sie sowohl deutsch als auch türkisch. Das erleichtert die Vermittlung. "Die Jungen sollen irgendwann einmal meine Aufgabe übernehmen", sagt Khaled Saado und lächelt. Dabei sollen auch die folgenden Generationen mit in dieses Training und dieses Engagement mit einbezogen werden.
Eines der Hauptziele des Projektes haben Saados Jungs bereits erreicht: Aus einer Gruppe von Jungen, die vor dem Projekt ab und an über die Stränge schlug, wurde eine engagierte, pflichtbewusste Gemeinschaft. "Sie erkennen, was Verantwortung und Zuverlässigkeit ist und vor allem wie wichtig gegenseitiger Respekt ist." Saado möchte das Projekt bald um eine Mädchengruppe erweitern.