Altenessen. . WDR5 lädt am Donnerstag zur Diskussion „No-Go-Areas im Ruhrgebiet“ in die Zeche Carl. Die Wortwahl in der Einladung stößt Altenessenern bitter auf.

Der Radiosender WDR5 sendet am Donnerstag ab 20.05 Uhr live aus der Zeche Carl in der Reihe „Stadtgespräch“. Die Sendung, an der unter anderem Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen sowie Polizeipräsident Frank Richter teilnehmen, ist überschrieben: „No-Go-Areas im Ruhrgebiet – Ist der Staat machtlos gegen Gewalt und Kriminalität?“

Auf der Internetseite des Senders ist in der Ankündigung zu der Sendung zu lesen: Duisburg-Marxloh oder Essen-Altenessen gehören zu den heißesten Pflastern des Landes. Hier herrscht das Gesetz der Straße, das Recht des Stärkeren. Sicherheitsgefühl? – Fehlanzeige! Die Polizei ist teilweise machtlos gegen ein kriminelles Milieu, das ein gut organisiertes Eigenleben führt. Ist der Staat machtlos gegen Gewalt und Kriminalität?

Thomas Rüth.
Thomas Rüth. © WAZ Fotopool

Eine Wortwahl, die im Essener Norden alles andere als gut ankommt. „Das stößt nicht nur Altenessenern auf, sondern auch mir, ohne Altenessener zu sein. Von anderen Sendern sind wir das ja schon gewohnt. Für WDR5 hat das eine neue Qualität“, erklärt Thomas Rüth, der lange als Awo-Sozialarbeiter im Stadtteil tätig ist und der bei der Diskussion ebenfalls auf dem Podium sitzen wird. Das sei ein Schlag ins Gesicht der Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren. „Natürlich hat Altenessen Probleme. Aber Altenessen hat auch zum Beispiel die größte Beteiligung bei der Piccobello-Aktion. Würden so viele Menschen das für eine No-Go-Area machen?“, fragt Rüth. Zunächst habe er überlegt, seine Teilnahme an der Radio-Runde zurückzuziehen, habe dann aber wieder davon Abstand genommen. „Man muss zu solchen Worten Position beziehen – und das werde ich tun. Ich habe gehört, dass auch einige Altenessener kommen wollen, um ihrem Unmut Luft zu machen.“

Zahlreiche Aktivitäten im Stadtteil

Peter-Arndt Wülfing.
Peter-Arndt Wülfing. © FUNKE Foto Services

Peter-Arndt Wülfing, Vorsitzender der Interessengemeinschaft (IG) Essen, der als Zuhörer in der Zeche dabeisein wird, findet: „Eine solche Polarisierung ist dem Thema nicht zuträglich und unangebracht.“ Es gebe in Altenessen Ecken, wo man abends nicht mehr gern lang geht, „die gibt es aber woanders auch“. Seit geraumer Zeit gebe es zahlreiche Aktivitäten im Stadtteil, um einen Verfall in diese Richtung zu verhindern. Von der Diskussion erhoffe er sich, dass sie sachlich verlaufe und das am Ende das Ergebnis stehen werde, „dass die Wahrheit in der Mitte liegt“. Einen Grund, warum Altenessen immer wieder gern genannt würde, hat der IG-Vorsitzende auch. „Darin kommt ,Essen’ vor. Und Auswärtige wissen sofort etwas damit anzufangen.“

Theo Jansen.
Theo Jansen. © NRZ

Theo Jansen, SPD-Fraktionsvorsitzender in der Bezirksvertretung, hat bei den Menschen des Stadtteils bisher noch keine positive Bemerkung zu der WDR-Ankündigung gehört. „Die Altenessener regen sich tierisch darüber auf. Ich finde es völlig überzogen“, sagt Jansen. „Sicherlich ist hier nicht alles Gold, was glänzt. Die Worte mögen für manche Leute ganz wohl klingen, die Menschen, die in Altenessen wohnen, finden sie mit Sicherheit nicht nett“, sagt Theo Jansen weiter. Die Diskussion in der Zeche Carl könne am Donnerstagabend hitzig werden, „wenn die Moderatoren es nicht im Griff haben“.