Essen. Das Schönebecker Hochzeitswäldchen am Kamptal ist mit rund 120 Bäumen voll. Um die 200 Menschen trafen sich zur letzten Pflanzaktion für das Projekt.
Das Schönebecker Hochzeitswäldchen am Kamptal ist mit rund 120 Bäumen voll. Um die 200 Menschen trafen sich zur letzten Pflanzaktion für das Projekt, das sich längst zu einem Mehrgenerationenwäldchen entwickelt hat.
„Wir werden heute die letzten 40 Bäume in der Erde versenken“, erzählt der Initiator und Schönebecker Ratsherr Klaus Diekmann. Um ihn herum herrscht hier, auf der Grünfläche nahe der Ecke Brausewindhang/Heißener Straße mächtig Betrieb. Überall stehen auf dem knapp 400 Quadratmeter großen Grundstück Grüppchen Erwachsener herum, schrauben Schilder fest oder schwingen die Spaten, Kinder springen umher, Großeltern schauen ihnen dabei zu.
Nicht im Traum hätten Diekmann und seine Helfer erwartet, dass das Bürgerwäldchen schon bei der dritten Pflanzaktion fertig sein würde. Im Grund war es nicht mehr als ein Kompromiss, um das bedrohte Buchenwäldchen im Kamptal zu schützen. Anfang 2012 hatte Stadtbetrieb Grün und Gruga wegen des Zustandes des bis zu 150 Jahre alten Bestandes hier Alarm geschlagen, wollte das Gelände einzäunen. Nach einen großen Aufschrei ließ man sich auf einen Kompromiss ein: Die Stadt kauft eine rund 1,3 Hektar große Ackerfläche am Rande des Wäldchens als Schutzpuffer und Ersatz für den abgesperrten Bereich, lässt davon ein Drittel von den Schönebeckern selbst bepflanzen. Zu einem zusätzlichen Wald wollte dann doch niemand nein sagen. Dass Mehrgenerationenwäldchen und Restfläche eingezäunt werden, war damals allerdings anders kommuniziert worden, Zäune sollte es nicht geben. Ein Wermutstropfen bleibt also doch.
Setzlinge zum Selbstkostenpreis
Dennoch überwiegen am Ende für die Schönebecker und viele Menschen aus anderen Stadtteilen die positiven Aspekte, das Mehrgenerationenwäldchen ist ein Renner. „Mit welcher Geschwindigkeit sich die Fläche gefüllt hat, ist schon atemberaubend“, findet auch Michael Holtwiesche vom Bürger- und Verkehrsverein. Als Inhaber eines Gartenbaubetriebes an der Frintroper Straße unterstützt er die Aktion mit Material und Manpower. Zum Selbstkostenpreis von 70 Euro besorgt er die Setzlinge für die – ausschließlich – Rotbuchen zum Selbstkostenpreis, karrt die Bäume zum Kamptal und hilft mit seinen Mitarbeitern beim Einpflanzen. „Das macht einfach Spaß hier“, sagt er mit Blick auf die vielen Pflanzer, die gerade die Bäumchen in die Erde setzen.
Und die sind aus ganz unterschiedlichen Motiven gekommen. „Ich habe das Bäumchen zur Hochzeit verschenkt“, berichtet Wiebke Altemeyer (27). In der Hand hält sie noch das „Zubehör“, ein optionales Schild mit Inschrift für 20 Euro – auf einem ist der Name des Oberbürgermeisters Thomas Kufen zu lesen. Kathy (27) und René Altmeyer (32) – trotz Namensähnlichkeiten mit der Trauzeugin nicht verwandt – freuen sich sehr über den Erinnerungsbaum zur Hochzeit. „Das war heute morgen bei der Abfahrt immer noch eine Überraschung. Dass wir dann zusammen einen Baum pflanzen können, ist wirklich toll“, freut sich die Braut Kathy.
Streuobstwiese soll neu gestaltet werden
Doch neben den „klassischen“ Hochzeitsbäumen steht im Wäldchen noch viel mehr. So haben Helmut (68) und Helga Schroer (67) für die Enkelkinder Pilar (23), Hannah (6) und die Zwillinge Noah (1) und Neele (1) einen Baum gepflanzt. „Die können irgendwann sagen: Jetzt gehen wir zu unserem Baum“, erzählt Helmut Schroer.
Marga (85) und Hans (85) Paaßen bekamen von Tochter Christiane (55), Schwiegersohn Roland (58) und Enkelin Léonie (21) einen Baum zur diamantenen Hochzeit. „Wenn wir nicht mehr da sind, dann steht hier noch der Baum. Das ist schön“, findet Marga Paaßen.
Für Initiator Klaus Diekmann ist längst nicht Schluss. Zusammen mit dem Bürger- und Verkehrsverein will er die Streuobstwiese an der Heißener Straße zwischen Herbrüggenstraße und Terrassenfriedhof nach dem Kahlschlag von Pfingststurm Ela wieder neu gestalten. Am 2. April will man die Fläche zunächst aufräumen. Freiwillige Helfer sind gern gesehen.