Essen-Schönebeck. . An der Heißener Straße kümmern sich Thorsten Pach und Kim Kuckelberg täglich um bis zu 20 Hunde. Jetzt müssen sie ihr Gelände räumen.

Man stelle sich vor: Man führt eine – in ihrem Rahmen – erfolgreiche Firma, muss sich aber ein neues Betriebsgelände suchen und weil man keines findet, den Laden schließen. Dies Schicksal droht zur Zeit der „Hundetagesstätte Canis Familiaris“ an der Heißener Straße. Seit über einem Jahr suchen Betreiber Thorsten Pach und Partnerin Kim Kuckelberg nach einer neuen Heimat. Ergebnis: Fehlanzeige.

Würde man dem Paar aus Frohnhausen die Frage stellen, ob ihr Dasein in der Selbstständigkeit unter einem guten oder schlechten Stern steht, dann wüsste es sicher spontan keine Antwort. Wo bei vielen die Wahrheit in der Mitte liegt, da gibt es bei den Beiden ziemlich viele Extreme.

Im September 2013 starteten sie an der Heißener Straße 248b in der Nähe des Terrassenfriedhofs. Auf rund 500 Quadratmetern war Platz genug für zehn Hunde. Die Idee der beiden ehrenamtlichen Tierschützer schlug von Anfang an voll ein. Eine Tagesstätte für den Hund ohne Zwingerhaltung mit Auslauf- und Spielefläche auf dem Außengelände und beheiztem „Pfotenhaus“ als Aufenthalts- und Ruheraum fand sofort viele Freunde. „Schon am ersten Tag waren wir ausgebucht. Zwei Monate nach der Eröffnung haben wir schon den Antrag auf Verdoppelung der Tiere gestellt und noch einmal das doppelte an Fläche dazugenommen“, berichtet Kim Kuckelberg. Ein Start-Up, das sofort kostendeckend arbeitet, gibt es nicht oft. „Auch heute noch haben wir eine kurze Warteliste und immer wieder Anfragen“, ergänzt Inhaber Thorsten Pach. Insgesamt kommen 37 Stammkunden auf vier Pfoten pro Woche, mehr als 20 gleichzeitig sind aber nie auf der Anlage.

Kim Kuckelberg mit den Hunden.
Kim Kuckelberg mit den Hunden. © Socrates Tassos/FUNKE Foto Services

Großes „Pfotenhaus“ brannte ab

Doch wo Licht bei „Canis Familiaris“ ist, da findet man auch Schatten. Den ersten Nackenschlag erlebten die Beiden, als nach dem Pfingststurm Ela im Jahr 2014 Bäume auf zwei „Pfotenhäuser“, das Büro und die Zäune gefallen waren. „Nach zwei Wochen Wiederaufbau konnten wir dann weitermachen“, erinnert sich Pach, der glücklicherweise auch als Handwerker nicht ganz unbegabt ist. Das Talent sollte ihm auch weiterhin zu Gute kommen. Denn kaum sechs Monate später hatte das Schicksal den nächsten Rückschlag parat. Im November 2014 brannte das große „Pfotenhaus“ ab. „Glücklicherweise war damals niemandem etwas passiert. Mit der Hilfe von Freunden, der Familie und anderen Helfern konnten wir dann zwei Wochen später wieder öffnen“, berichtet Thorsten Pach.

Aber auch das nur auf Zeit. Denn in diesen bewegten Tagen flatterte Kim Kuckelberg und Thorsten Pach die Kündigung ihres Vermieters ins Haus. Schon lange vorher hatte die Stadt ein kritisches Auge auf die Fläche an der Eisenbahnbrücke geworfen. Mehrere Tierschutzvereine, eine Kfz-Werkstatt, diverse Züchter, die kommerzielle Hundetagesstätte „Canis Familiaris“ und andere hatten jahrelang in wechselnder Zusammensetzung das Gelände belegt – viele ohne Genehmigung. Die ganze Fläche muss geräumt werden. Kuckelberg und Pach starteten ihre Suche. Bislang erfolglos.

Blick auch in die Nachbarstädte

Auch die Anfrage bei verschiedenen Stellen der Stadt brachte keine Ergebnisse. Viele Freiflächen werden aktuell für den Bau von Flüchtlingseinrichtungen geprüft. „Und wir sind eben ein kleiner Betrieb und können nicht jeden Preis zahlen“, so Thorsten Pach.

Eigentlich ist die Zeit der Beiden an der Heißener Straße schon um, im November ist die bislang letzte Frist abgelaufen. Momentan betreiben sie ihre Tagesstätte – mit dem Wissen der Kunden – auf Abruf. Der Blick geht mittlerweile auch in die Nachbarstädte, gerne würden sie auch das Doppelte der aktuellen Fläche anmieten. Aufgeben wollen sie ihren Betrieb keinesfalls. Pach: „Damit haben wir unser Ding gefunden.“ Im Frühjahr hoffen sie auf den Durchbruch. Eigentlich wäre es ja auch wieder an der Zeit, dass das Pendel zur anderen Seite ausschlägt.