Essen. . Die Ordnungsbehörden haben das Problemhaus Schonnebeckhöfe 34 in Essen durchsucht - und fanden eine unbewohnbare Bruchbude vor.
Die Stadt Essen lässt im Kampf gegen Schrottimmobilien und Miethaie nicht locker. Dienstagmorgen durchsuchten die Ordnungsbehörden das Problemhaus Schonnebeckhöfe 34: eine unbewohnbare Bruchbude, in der RWE-Tochter „Westnetz“ vor zehn Tagen den Strom kappen musste.
Offiziell gemeldet sind in dem heruntergekommenen Altbau 37 Personen, die meisten von ihnen Roma und Zuwanderer aus Rumänien. Doch als der städtische Sicherheitskoordinator Matthias Blackert sowie Beamte von Jugend-, Melde- und Wohnungsaufsichtsamt – unterstützt von einem Dutzend Polizisten – im Morgengrauen das Haus durchsuchten, trafen sie keine Bewohner mehr an. Offenbar hatten sie ihre ausgekühlte und vermüllte Bleibe kurz zuvor verlassen. In einer der Wohnungen lag ein frisch angeschnittener Schinken auf dem Tisch.
Haus mit "Geschichte"
Das Mehrfamilienhaus ist ein Haus mit „Geschichte“ und reich an Ungereimtheiten. Nach 14 Monaten Zwangsverwaltung kam es am 1. September unter den Hammer. Bei einem Verkehrswert von nur 133.000 Euro wechselte es für 280.000 Euro – also mehr als das Doppelte — den Besitzer. Kurios: Der neue Eigentümer, ein Hotelier aus dem Hessischen, soll das ersteigerte Objekt niemals in Augenschein genommen haben. Schräg auch dies: Die Gewerbeaufsicht soll sein Hotel stillgelegt haben, weil er Sozialversicherungsbeiträge nicht gezahlt hatte. Nur: Wie schafft es jemand, der offenbar klamm ist, dann 280.000 Euro für ein Haus in Essen hinzublättern?
Anwohner des Problemhauses klagen seit langem über Dreck und Ratten, Müllberge auf dem Hinterhof, Lärm und mitunter tägliche Polizeibesuche. „Meistens haben sie die Klaukinder nach Hause gebracht“, berichten Anwohner.
Katz-und-Maus-Spiel um Strom
Zur Eskalation führte in den letzten Wochen eine Art Katz-und-Maus-Spiel um den Strom. In den meisten, quasi besetzten Wohnungen hatten die häufig wechselnden Bewohner illegal Strom abgezapft, indem sie die Plomben der Stromzähler entfernten. Als Westnetz daraufhin die Zähler entfernte, tricksten sie auf lebensgefährliche Weise am Starkstromkabel herum. „Wir haben verschmorte Leitungen entdeckt“, so Blackert.
Am 6. November schließlich ließ Westnetz im ganzen Haus die Lichter – und auch die Heizungen – ausgehen. Das vorerst letzte Kapitel: Die Bewohner besorgten sich einen Generator, der rund um die Uhr in Betrieb war, die Menschen in den Nachbarhäusern aber um den Schlaf brachte und schließlich beschlagnahmt wurde. „Weil Säuglinge im Haus lebten, war das Kindeswohl akut bedroht“, begründet der Sicherheitskoordinator das entschlossene Handeln der Stadt. Offenbar sind die Kinder jetzt in der Nachbarschaft untergebracht worden. Die Stadt hatte die Bewohner mit Hilfe von Dolmetschern letzten Freitag darüber informiert, dass Zwangsmaßnahmen drohten. Blackert verbucht die Aktion als Erfolg. Am Zuge sei jetzt der Hauseigentümer. „Er muss jetzt schnell dafür sorgen, dass das Haus nicht mehr ungehindert betreten werden kann.“