Essen-Katernberg. Seit Jahren treffen sich junge Leute mit PS-starken Autos am Markt in Essen-Katernberg. SPD-Ratsherr: Wer die Szene kritisiert, müsste mit Dresche rechnen.
Für Werner Dieker (82) war es ein alter Hut. Der Katernberger kennt den Ärger über junge Leute und dicke Autos am Marktplatz schon seit Jahrzehnten. „Dieses Thema zieht sich seit 20 Jahren durch die Gremien. Das kotzt einen langsam an“, erregte sich das ehemalige SPD-Ratsmitglied in der Bezirksvertretung VI, die in Stoppenberg tagte. Wer den Mut finde, die Autofahrer auf ihr Verhalten anzusprechen, müsste mit Dresche rechnen, „auch am hellichten Tag!“
Anlass der Diskussion waren einmal mehr Bürgerbeschwerden aus dem Umfeld des Katernberger Marktplatzes über „PS-Boliden“, über nächtliche Autorennen, über falsch geparkte Wagen und über das Fahren entgegen der Einbahnstraße.
Einsicht "nicht in Sicht"
Auf Bitten der Bezirksvertretung gab jetzt Polizeihauptkommissar Hermann Wenzel, Leiter der Polizeiwache Katernberg, dem Gremium einen schriftlichen Bericht. So überwachen Beamte den Markt an unterschiedlichen Wochentagen jeweils von 17 bis 24 Uhr. Ergebnis: Der Marktplatz ist Anlaufstelle für „PS-Boliden“, der fließende Verkehr wird behindert, „geräuschstarkes Aufheulen der Motoren“ störe die Anwohner ebenso wie „Beschleunigungsrennen“. Wobei der Markt nur Ausgangspunkt ist. Hermann Wenzel: „Unsere Feststellungen ergaben, dass es im Bereich Katernberg in jeder Straße, in der schnell gefahren werden kann, zu Geschwindigkeitsüberschreitungen kommt. Hierbei werden zum überwiegenden Teil Personen mit ,Migrationshintergrund’ auffällig.“
Auch interessant
Einsicht, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung ist, sei bei ihnen „weiterhin nicht in Sicht“. Verwarngelder in Höhe von zehn Euro wegen der unzulässigen Auspuffanlagen kämen nicht zum Tragen, da die Beamten technische Veränderungen selbst nicht nachweisen könnten. Und weil ein Anfangsverdacht fehlt, dürften die Autos auch nicht sichergestellt werden.
"Staatsanwaltschaft duckt sich"
Diese schriftlichen Ausführungen stießen in der Bezirksvertretung auf einhellige Kritik. Rudolf Vitzthum (CDU): „Die Stellungnahme ist etwas ärmlich. Man hat das Gefühl, die Polizei ist machtlos oder tut so, als ob sie machtlos ist.“
Werner Dieker glaubt sogar, dass die Beamten aus Angst nicht einschritten. Aber mehr wolle er dazu nicht sagen, fügte er mehrdeutig hinzu, „sonst würde ich die Polizei beschädigen“.
Aber nicht nur die Polizei steht im Stadtbezirk in der Kritik. Rudolf Vitzthum: „Auch die Staatsanwaltschaft duckt sich weg.“
Was also tun? Auf Vorschlag von Andre Vollmer, dem SPD-Fraktionsvorsitzenden, soll ein Runder Tisch einberufen werden, an dem u. a. auch die Jugendhäuser im Stadtbezirk sitzen sollten. Für Margot Ackermann (SPD) keine neue Idee. „Es gab schon einmal einen Runden Tisch im ,Kontakt’. Dann ging es mal besser. Aber jetzt wieder nicht...“