Essen. . 163 Künstler und etwa 250 Arbeiten: In einer bisher wohl umfangreichsten Ausstellung zeigt die scheidende Leiterin der Fotografischen Sammlung des Essener Museum Folkwang, Ute Eskildsen, Höhepunkte der Bestände, die sie in 34 Jahren kontinuierlich auf- und ausbaute.

Zurzeit beherrscht die Fotografie das Museum Folkwang. Nachdem Ute Eskildsen erst kürzlich mit ihrer letzten monografischen Schau Einblick in das Werk des britischen Dokumentarfotografen Chris Killip ermöglicht, steht ab morgen die Fotografische Sammlung des Hauses selbst im Zentrum.

„Der Mensch und seine Objekte“: Ein mit etwa 250 Arbeiten großzügig angelegter Blick in die Sammlung, die Ute Eskildsen in den vergangenen 34 Jahren aufbaute. Was 1978 noch unter Museumsdirektor Paul Vogt begann - damals erwarb man mit städtischen Mitteln 3500 Arbeiten von Otto Steinert - wuchs in den vergangenen drei Jahrzehnten auf etwa 60 000 Werke an.

Parcours vom Dunkel ins Helle

Die Schwerpunkte liegen dabei auf der Fotografie der 1920er und -30er und der -60er Jahre (zum Beispiel Robert Frank) sowie der Gegenwart. Dass Folkwang aber auch einen wertvollen eigenen Bestand aus dem 19. Jahrhundert und der Frühzeit des Mediums aufbauen konnte, zeigt die Schau in der großen Sonderausstellungshalle ebenfalls auf beeindruckende Weise. Damit beginnt auch der von Ute Eskildsen angelegte Parcours vom Dunkel ins Helle.

Frühe Architekturfotografie, mit denen die Brüder Bisson oder Calvert Richard Jones Städte und Baudenkmäler im Zustand des 19- Jahrhunderts dokumentieren, stehen Porträts von Julia Margaret Cameron oder Felix Nadar gegenüber. Andere wie Heinrich Kühn experimentierten eher „malerisch“ mit dem damals noch neuen Medium. Mit August Sander, Florence Henri, Max Burchartz oder Anneliese Kretschmer befindet man sich bei den Schwergewichten der Porträtfotografie der 20er Jahre aus dem Folkwangbestand.

163 Künstler werden gezeigt

Dass sich Ute Eskildsen trotz der großen Fläche beschränken musste, zeigt sich daran, dass zum Beispiel von Germaine Krull oder Laszlo Moholy-Nagy, Albert Renger-Patzsch oder Helmar Lerski, die sehr stark in der Sammlung vertreten sind, nur einzelne Arbeiten zu sehen sind.

Ute Eskildsen zeigt 163 Künstler. Wenn sie auf ihrem Weg vom Dunkel zu Licht und Farbe fortschreitet, finden sich zunehmend Interieurs, verfremdete Objekte, Alltagsszenen, Dokumentar- oder Werbefotografie: Hochkarätiges der letzten 30, 40 Jahre.

Viele der über 200 Ausstellungen der Fotografischen Sammlung in der Ära Eskildsen, hinterließen Spuren. „Wir konnten so Neues erwerben und den Bestand kontinuierlich ausbauen, vor allem mit Hilfe der Krupp- und anderer privater Stiftungen“, sagt Ute Eskildsen. Jüngst richtete sie ihr Augenmerk auf eine Serie von Pieter Hugo, kritische Arbeiten, die den Müllhandel mit dem afrikanischen Kontinent ins Visier nehmen. Sie stammen aus einer vom im Mai scheidenden Museumschef Hartwig Fischer initiierten Ankaufaktion, die in diesem Falle „zu Ehren von Ute Eskildsen“ erfolgte, die dann wie berichtet die kommissarische Leitung des Hauses übernimmt.

Bilder von 120 Amateurfotografen

Die jüngste Arbeit von Adrian Sauer stammt von 2011. Eher eine Video-Schleife mit stetem Farbwechsel, sprengt sie eigentlich schon das klassische Genre. Wie ein Blick in die Zukunft. Auch das ist typisch für Ute Eskildsen. Insgesamt: Eine spannende Schau, aber noch kein Schlussakkord. Bis zum Sommer folgen noch weitere Fotoprojekte.

Im Museumsfoyer zeigt das Projekt „Zwei, Eins, Meins“ Bilder von 120 Amateurfotografen aller Altersstufen, die dem Aufruf des Museum Folkwang folgten und zwei Arbeiten einreichten: ein Selbstporträt und ein Foto eines Objektes. Außerdem öffnet Sonntagnachmittags das „Studio Foto“. Dort können sich Besucher von Studierenden der Folkwang Uni fotografieren lassen. Info: www.museum-folkwang.de.